Ponyhof Kleines Hufeisen - 04 - Der Ritt zum Pferdefest
gestürzt. Es gelang Cornelia gerade noch, die Stute im Gleichgewicht zu halten. Nun aber trippelte sie rastlos im Kreis, und Sabine wußte, daß Wolkenmähne jetzt jeden Moment im Rennpaß davonstürzen konnte. Sabine nahm Skjonis Zügel kürzer. Sie hätten die Stute besser zu Hause gelassen!
Da sah sie, wie Cornelia aus dem Sattel sprang und die Zügel schnell über den Kopf der Islandstute streifte. Sie wollte den Platz wechseln und führte Wolkenmähne neben Glofaxi. Der Schimmel war ruhig, und Sabine begriff, was Cornelia vorhatte: Sie hoffte, daß Wolkenmähne sich in der Nähe ihres Freundes etwas beruhigte und nicht zur Seite hin ausbrach.
Langsam umrundete der Zug der Reiter und Wagen die Kirche. Auf beiden Seiten der Straße standen die Zuschauer, Sabine entdeckte ihre Eltern und Ramiz, sie winkte ihnen strahlend zu.
Auf den Stufen, die zur Kirche hinaufführten, stand der Pfarrer und besprengte die vorbeiziehenden Reiter und Wagen mit Weihwasser. Neben ihm standen die jugendlichen Ministranten, einer von ihnen schwenkte heftig eine Ampel mit Weihrauch. Ab und zu geriet der Umzug ins
Stocken. Für manche Pferde war das Stillstehen sehr schwierig. Sabine und Katrin sahen, wie ein Fliegenschimmel vor ihnen schrill wiehernd auf der Hinterhand stieg, als ihm ein anderes Pferd zu nahe kam. Aber sein Reiter griff geistesgegenwärtig in die Mähne des Schimmels und konnte sein Pferd schließlich beruhigen.
Sabine war froh, daß sie den ruhigen Skjoni ritt. Nachdem sie dreimal um die Kirche geritten waren, löste sich der Umzug auf. Manche Pferde wurden in Transporter verladen, nicht alle Teilnehmer waren den ganzen Weg geritten. Vor dem Wirtshaus waren Bänke und Tische aufgestellt worden, junge Leute gingen herum und verteilten Gutscheine für heiße Würstchen und Getränke an die Reiter. An einem Stand wurde Schnaps und Glühwein verkauft, ein Mann mit einem riesigen Gamsbart kündigte Freibier an.
Sabine sah zu Cornelia hinüber. Wolkenmähne war vor Aufregung naßgeschwitzt. Sabine wollte gerade zu ihr hinüberreiten, als plötzlich Nadja auf ihrem Fuchs neben ihnen auftauchte.
„Laß dir von mir raten!“ flötete sie honigsüß. „Blamier dich nicht auf dem Turnier mit diesem Pferd dort! Wenn du in unserer Reitschule geblieben wärst, hättest du mit einem anständigen Pferd vielleicht eine Chance, aber du mußtest ja zu diesem Ponyverein gehen. Zu einer Reitlehrerin, die nicht mal mit einem Zottelpony zurechtkommt!“ Sie zeigte auf Wolkenmähne. „Führen muß sie dieses störrische Pony!“ „Wolkenmähne ist nicht störrisch!“ rief Sabine empört. „Wie kannst du nur so blöd daherreden! Die Stute ist einfach aufgeregt. Sie ist ein sehr gutes Reitpferd!“
„Brauchst du eine Brille?“ fragte Nadja spöttisch. „Schau dir den groben Kopf an! Das zu dicke lange Haar! Von den kurzen Beinen wollen wir ja gar nicht reden! Eure Cornelia ist eine tolle Dressurlehrerin, wenn sie nicht mal mit einem Pony umgehen kann!“
„Jetzt reicht es aber!“ Katrin funkelte das Mädchen wütend an. „Ich hab es satt, mir dein dummes Geschwätz anzuhören. Wir sehen uns auf Gut Mazing, dann werden wir mal sehen, wer besser von uns ist!“ Sie winkte Sabine zu. „Komm hier weg! Mit so einem blöden Stück brauchen wir uns doch gar nicht abzugeben!“ „Was war denn los?“ fragte Cornelia. Sie hatte Nadja zwar bei den Mädchen gesehen, aber nicht gehört, was sie miteinander geredet hatten.
Schnell berichtete Sabine von dem Vorfall. „Kümmert euch am besten gar nicht darum“, sagte Cornelia gleichmütig. „Es ist keine Schande, abzusitzen und sein Pferd zu führen, besonders nicht in einer gefährlichen Situation. Wer das nicht versteht, hat keinen gesunden Menschenverstand. Und Pferde verstand schon gar nicht! Es gibt für einen Reiter nichts Gefährlicheres als falsch verstandener Ehrgeiz. Das kann einen selbst und andere gefährden!“ Sie nickte Sabine zu. „Sicherheit ist für mich eines der wichtigsten Gebote beim Reiten. Und über Geschmack läßt sich bekanntlich ja sowieso nicht streiten!“
Franz kam auf Lauser heran. „Wir reiten doch nicht etwa gleich zurück?“ fragte er und schwenkte seinen Gutschein. „Ich möchte unbedingt meine Würstchen essen!“
„Du immer mit deinen Würstchen!“ Marei sah ihren Bruder vorwurfsvoll an. „Eines Tages platzt du noch!“
„Kann dir ja egal sein!“ gab Franz zurück und stieg ab. „Ich bin gleich wieder da!“ rief er und verschwand
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