Ponyhof kleines Hufeisen - 11 - Molly soll leben
nicht im Stich lassen. Die beiden Mädchen hatten gemeinsam ihre Angst vor dem Springen überwunden und sie würden auch den Turniertag zusammen überstehen. Aber Sabine machte nur aus Freundschaft zu Marei und Cornelia mit. Sie war kein bisschen ehrgeizig. Katrin hatte ganz Recht: Am schönsten war es auszureiten.
Als Sabine am nächsten Morgen aus dem Bett gesprungen war, lief sie schnell zum Fenster. Schlechtes Wetter! Auch das noch! Sabine öffnete das Fenster und atmete die kalte Morgenluft ein. Der Himmel war mit dicken grauen Wolken verhangen, die Blätter der Obstbäume im Garten glänzten von Feuchtigkeit, leichter Sprühregen schlug ihr ins Gesicht. Mit einem entschlossenen Ruck klappte Sabine das Fenster zu und ging ins Badezimmer, um zu duschen. Anschließend schlüpfte sie in ihre alten Jeans und einen Stallpullover; die sauberen Reithosen und die Turnierbluse würde sie erst vor der Prüfung anziehen, damit sie nicht beim Putzen und Verladen schmutzig wurden. Vor Aufregung konnte sie kaum etwas essen, aber ihre Mutter bestand darauf, dass sie wenigstens eine Tasse Tee trank und sich ein Brot mitnahm.
Der große Transporter stand schon vor dem Stall,
als Sabine und ihre Mutter auf dem Ponyhof Kleines Hufeisen ankamen.
Katrin flocht gerade Melissas Mähne ein. Die blauen Bänder hoben sich hübsch vom weißen Fell der großen Stute ab.
„Sie sieht super aus“, sagte Sabine fröhlich und klopfte Melissas Hals. Dann erst bemerkte sie Katrins mürrischen Gesichtsausdruck und fragte schnell: „Was ist denn mit dir los? Ich dachte, du freust dich auf das Turnier?“
„Alle werden sich über mich lustig machen!“, sagte Katrin mit zitternder Stimme. „Gestern abend hat mich die Tine aus dem Reitverein Mühlhausen angerufen.“
„Die immer über unsere Ponys lästert?“, fragte Sabine misstrauisch.
„Weißt du, was sie gesagt hat?“ Katrin ließ den Striegel sinken, ihre Augen blitzten zornig. „Sie hat gesagt, dass ich ohne ein Pony nicht mal auf dem Pferd bleiben kann. Ohne deinen Babysitter traust du dich wohl gar nicht erst auf den Turnierplatz, hat sie gesagt und gelacht!“ Katrin erzählte weiter, wie Tine ihr davon abgeraten hatte, überhaupt an der Dressurprüfung teilzunehmen, weil sie sich mit dem „Zottelpony“ doch nur blamieren würde.
„He, Katrin, lass dich doch nicht verrückt machen!“, sagte Cornelia, die das Gespräch mit angehört hatte. „Tine hat doch nur Angst, dass du gewinnst! Sie reitet nämlich lange nicht so gut wie du.
Wenn sie dir nun das Turnier vergrault, hätte sie Chancen, aber gegen dich und Melissa kommt sie nicht an, das weiß sie ganz genau. Die ist ein richtiges kleines Miststück, merkst du das nicht?“ Vorwurfsvoll sah sie Katrin an.
„Von wegen Zottelpony!“, rief nun Marei. „Ich bin mit Sternchen schon fertig. Komm! Ich werde Mol-lys Mähne so hübsch einflechten, dass kein Mensch sie mehr ein Zottelpony nennen wird!“ Mareis Flechtkunst war auf dem Ponyhof berühmt. Sie kannte wunderschöne Flechtfrisuren für Pferde und konnte Pony- und Pferdemähnen in wahre Kunstwerke verwandeln. Eifrig machte sie sich mit ihrem Kamm und bunten Bändern ans Werk.
Molly stand ganz ruhig da, sie schnaubte zufrieden. Es schien ihr zu gefallen, dass Marei ihre Mähne bürstete und in viele kleine Zöpfchen flocht.
Nach einer halben Stunde staunte auch Cornelia über das Meisterwerk. Molly sah wirklich wunderhübsch aus. Ihr Schweif fiel seidig und gewellt zu Boden, die rötlichen Tupfer auf dem hellen Fell leuchteten, obwohl die Sonne nicht schien, und die feine Mähne sah mit den bunten Bändern hinreißend aus. Alle waren begeistert.
„Ein elegantes Turnierpony!“, stellte Cornelia zufrieden fest. „Kaum zu glauben, dass sie das gleiche Pony ist, das wir erst vor ein paar Wochen halb verhungert auf den Hof geholt haben!“ Sie klopfte liebevoll Mollys Hals.
Das Wetter schien nicht besser zu werden. Ein kühler Wind trieb schwere Wolken über den Himmel und die Sonne zeigte sich nicht.
Endlich waren alle fertig, und die Pferde wurden verladen. Alle gingen brav in den Hänger, auch Molly ging zügig hinter ihrer großen Freundin Melissa in den Transporter. Sie wusste genau, dass sie mitfuhr, wenn auch nicht als Teilnehmerin im Parcours. Aber das machte nichts. Ohne Molly ging es nicht.
Die Bewährungsprobe
Auf dem Turnierplatz angekommen ging Cornelia als erstes zur Organisatorin, um sich zu vergewissern, dass der Zeitplan eingehalten wurde.
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