PopCo
zerrissenen Netzstrümpfen oder süßen Schottenröckchen
kommunizieren und offenbart anderen zumindest einen Teil dessen, was man ist. Aber dieser ganze Kennenlernprozess lässt sich
doch auch abkürzen.
Da setzt meine Idee an.
Klar kann man die eigene Identität am Körper tragen. Aber warum geht man nicht noch einen Schritt weiter? Wenn du auf einen
bestimmten Popstar stehst, brauchst du dir kein Poster mehr an die Wand zu hängen – trag einfach den Code, der besagt, dass
du ein Fan bist! Deine beste Freundin ist das beliebteste Mädchen der Schule? Jetzt brauchst du nicht mehr allen zu erzählen,
dass du mit ihr befreundet bist – du brauchst nur den richtigen Code zu tragen. Vielleicht sogar einen, den sie dir geschenkt
hat. Genau! Man muss die Dinger verschenken können – das deckt die automatische Verbreitung ab. Man schenkt jemandem eine
«Perle» . (die ich mir vorstelle wie den Anhänger aus meinem Traum: als kleinen Kubus, wie ein Holzbauklotz, mit sechs Seiten und einem
Hohlraum innen), die besagt: «Du bist meine Freundin» oder «meine beste Freundin».
Irgendwann hat man dann eine ganze Kette aus diesen «Perlen», so wie ein DN A-Strang oder ein Computercode. Man könnte sie vielleicht mit einem Farbcode ausstatten. Rosa steht beispielsweise für Freundschaft,
Blau für Dinge, die man besonders gern hat. Mintgrün für Erinnerungen. Schwarz für Politik. Das muss ich mir noch genauer
überlegen. Jedenfalls könnte man dadurch auf den ersten Blick sehen, was jemandem wichtig ist, wenn man ihn oder sie neu kennenlernt.
Eine einzelgängerische Umweltaktivistin würde vielleicht nur eine einzelne schwarze Perle tragen, mit Tierbildern außen und
etwas Erde im Hohlraum innen. Das beliebte, aber sonst nicht weiter spannende Mädchen von nebenan hätte viele rosa Perlen
von den vielen Freundinnen. Megan und Jackie und Sally würden ihr je eine Perle schenken, mit Fotos vom gemeinsamen Urlaub
und einem Freundschaftsstein darin (Freundschaftssteine …? Gar kein schlechtes Ergänzungsprodukt). Der Hohlraum in der Perle könnte der private Bereich sein,in dem man persönliche Kleinigkeiten aufbewahrt, die mit dem außen Dargestellten korrespondieren. Eine Art Zusatzinformation.
Die Mädchen könnten Drogen darin verstecken! Das würde den Kultstatus fördern. Oder die Schamhaare ihres Freundes. Oder die
Miniaturversion ihres Lieblingsgedichts.
Das Medaillon und das Bettelarmband, aufbereitet für die coole, lässige Post-Punk-Generation. Das?(
lass dir mal schleunigst einen Namen einfallen, Alice
): die einzigartige Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit zu gestalten und auszudrücken. Ständig hört man, dass Teenager
nur an sich selber denken.
Wer bin ich?
– das ist heute die wichtigste Frage im Leben eines Teenagers (dicht gefolgt von der Frage
Wer bist du?
). Junge Mädchen kaufen Produkte, die anderen zeigen, wer sie sind: Kleider, Schminksachen, CDs, DVDs. So ein Produkt können
auch wir bieten.
Ich sehe die fertigen Sets schon vor mir. Natürlich muss das alles richtig gut geplant, eventuell auch als Undercover-Marke
etabliert werden. Der Hauptakzent liegt natürlich auf der persönlichen Gestaltung, inklusive eines organischen Entwicklungspotenzials,
das es den Teenies erlaubt, die Perlen auch auf völlig andere Weise zu gestalten, als wir vorgesehen haben. Ein Set müsste
verschiedene Varianten von Schnüren für Hals und Handgelenke enthalten. Man hätte vielleicht die Auswahl zwischen einer richtigen
Kette, einem Textil- und einem Lederband … Da ist vieles denkbar. Vielleicht kann man sich auch seine eigenen Ketten basteln oder etwas anderes dafür hernehmen. Das
spielt alles keine Rolle. Man könnte ein «Start-Set» kaufen, das beispielsweise zehn rosa Würfel und noch ein paar in anderen
Farben enthält (die rosafarbenen sind am wichtigsten, weil man die ja verschenkt und das Produkt damit weiterverbreitet).
Jeder Würfel hat sechs Seiten und innen einen Hohlraum. Die sechs Außenseiten haben vielleicht kleine Türchen oder durchsichtige
Fächer, in dieman Fotos schieben kann und alles, was man sonst noch will (Haarsträhnen, Zaubersymbole, Initialen, mathematische Formeln …). Und dann ist da noch der Innenraum, wo man aufbewahren kann, was man möchte … Der Ort für die Geheimnisse. Vielleicht könnten die Teenies auch ihre eigene Sprache dazu entwickeln? Wir könnten verschiedenfarbige
«Steine» als Ergänzung
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