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PopCo

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Titel: PopCo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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du wissen, und sieht überall gleich aus. Außerdem
     ist es voll mit Felsen und Wracks und solchen Sachen. Das ist eine richtige Kunst, sich da zurechtzufinden.»
    Ich muss an Pythagoras denken und male mir aus, dass es vielleicht etwas mit dem Vermessen der Hypotenuse eines Dreiecks zu
     tun haben könnte. Es klingt tatsächlich besser, als auf einem glitschigen Vorderdeck mit Segeln zu hantieren, was laut Gavin
     nur mäßig amüsant ist, wenn man Angst davor hat, ins Wasser zu fallen oder zu ertrinken.
    «Na gut», sage ich. «Hört sich ja schon interessant an.»
    «Die Frage ist nur: Bist du am Samstag wieder fit genug, um segeln zu gehen?»
    «Am Samstag? Na, das will ich doch schwer hoffen. Hey, es ist gerade mal Dienstag. Wenn es mir am Samstag nicht bessergeht,
     bin ich wahrscheinlich tot. Klar bin ich dann fit genug.»
    Die nächste Stunde vergeht damit, dass Dan mir erklärt, wie man mit dem Kompass Peilungen vornimmt und die so gewonnenen Informationen
     dazu verwendet, die ungefähre Position auf der Seekarte zu bestimmen. Da wir am Samstagnicht so weit hinaussegeln werden, dass wir kein Land mehr sehen (vorausgesetzt, es läuft alles nach Plan), geht es vor allem
     darum, die Landmarken, die auf der Karte eingezeichnet sind, in der realen Umgebung zu bestimmen. Wir werden zu einer Bucht
     namens Start Bay segeln. Laut Karte sind die wichtigsten Landmarken auf dem Weg dorthin der Aussichtsturm von Dartmouth, der
     Leuchtturm der Start Bay, der Kirchturm des nahegelegenen Dorfes Stoke Fleming und die Häuser der Küstenwache (in einem von
     ihnen ist Dans Großvater aufgewachsen).
    «Und woher weiß ich, ob es die richtige Landmarke ist?», frage ich.
    «Ich helfe dir», sagt Dan.
    Ich betrachte die große Karte. Sie enthält mehrere Markierungen für «Wracks». Das müssen gesunkene Schiffe sein, die jetzt
     ähnlich gefährlich sind wie Felsen: dunkle Unterwasserhindernisse, die man erst bemerkt, wenn es bereits zu spät ist.
    «Und was macht man», frage ich, «wenn man zum ersten Mal irgendwo segelt, keinen an Bord hat, der sich auskennt, und die verschiedenen
     Kirchtürme nicht auseinanderhalten kann?»
    «Hm. Dann nimmt man eben einfach irgendeinen und hofft das Beste. Oder man sucht sich eine andere Landmarke, die leichter
     zu identifizieren ist. Einen Leuchtturm beispielsweise kannst du unmöglich mit was anderem verwechseln.»
    «Aha. Na gut.» Idiotensicher klingt das alles nicht gerade.
    Wenn man eine Landmarke identifiziert hat, richtet man den Peilkompass darauf und schaut durch das kleine Fenster, bis man
     die Position bestimmt hat. Ergibt die Peilung beispielsweise 19   Grad in nordwestlicher Richtung, nimmt man das rädchenbewehrte Lineal und platziert es so auf der Karte, dass es den Wert
     auf der Kompassrose der Karte durchschneidet,der 19   Grad Nordwest entspricht. Dann verschiebt man das Lineal so, dass es auch durch die Landmarke geht, und zieht eine Linie.
     Man weiß dann, dass man sich irgendwo auf dieser Linie befindet.
    «Und jetzt peilt man einfach eine Landmarke in der anderen Richtung an, dann weiß man, wo genau auf der Linie man ist!», rufe
     ich triumphierend.
    «Falsch, Butler. Du machst noch zwei weitere Peilungen, um ein Dreieck zu bekommen. Dann weißt du, dass du dich irgendwo innerhalb
     dieses Dreiecks befindest.»
    Er demonstriert es mir mit ein paar erfundenen Peilungen, die ein kleines Bleistiftdreieck auf der Karte ergeben.
    Mir ist nicht ganz wohl dabei. Der Sinn des Ganzen muss doch wohl darin liegen, einen eindimensionalen Punkt zu bestimmen,
     eine Sicherheit mitten im Meer, und kein vages, zweidimensionales Dreieck. Ein Dreieck enthält schließlich ein ziemlich hohes
     Unendlichkeitspotenzial. Was, wenn man irgendwann ein rechtwinkliges Dreieck erhält, dessen Seiten A und B jeweils genau eine
     Einheit lang sind? Dann hätte die Hypotenuse ja unendlich viele Nachkommastellen! Jeder weiß, dass die Quadratwurzel aus2
     unendlich ist – zumindest hat sie noch nie jemand enden sehen. So eine unendliche Quadratwurzel muss auf See doch ungeheuer
     gefährlich sein. Vielleicht ist auf diese Weise auch das Bermuda-Dreieck entstanden. Kein Wunder, dass man dort verschwinden
     kann und nie wieder auftaucht. Das passiert eben, wenn man in die Unendlichkeit gerät.
    Immerhin habe ich aber jetzt begriffen, wozu das Ganze gut ist. Man bestimmt ein Dreieck, stellt sicher, dass sich innerhalb
     dieses Dreiecks oder in seiner unmittelbaren Nähe keine Felsen

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