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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Ergebnisse?«, fragt er, als er den Hauptkommissar
im Türrahmen stehen sieht.
    »Die Husumer
Kripo in ihrem Lauf hält weder Ochs noch Esel
auf!«
    »Von wem hast du
das denn?«
    »Vom
Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker! Ist allerdings leicht
geändert!«
    »Lass die
blöden Späßchen, Jan, du weißt selbst, wie
prekär die Lage ist. Bis eben war ich ununterbrochen am
Telefon.«
    »Genau deswegen
bin ich hier, Heinz, es könnte etwas auf uns zukommen, das die
Lage noch prekärer macht. Kurz und knapp, unser Staatsanwalt
Rebinger steht vermutlich auf der Liste eines Mordopfers, auf der
Bordellbesuche aufgelistet wurden.«
    Polizeirat Püchel
steht da wie vom Donner gerührt, sein Kopf färbt sich
langsam rot, und die brennende Zigarette hängt unbeweglich im
Mundwinkel. Swensen rechnet jeden Moment mit einer Explosion, doch
der Chef bleibt stumm, erwacht wie aus einer Trance und zieht
gierig an seiner Zigarette.
    »Was
schlägst du vor?«, fragt Swensen.
    »Gequirlte
Scheiße!«, zischt Püchel, nimmt den letzten Zug
aus seinem Stummel und drückt ihn in den Aschenbecher.
»Das hat uns zu unserem Glück gerade noch gefehlt! Ist
Colditz informiert?«
    »Was denkst du?
Er leitet die Soko!«
    »Was machen wir
jetzt? Mist, elender! Die Sache muss mit äußerstem
Fingerspitzengefühl behandelt werden, das ist schon mal klar.
Und vergiss um Gottes willen deine Abneigung gegen Rebinger, Jan!
Versuch lieber, Colditz davon abzuhalten, vorschnell damit an die
Öffentlichkeit zu gehen. Ich möchte vorher unbedingt mit
Rebinger reden, unter vier Augen und von Mann zu
Mann.«
    »Wir versuchen
den Ball flach zu halten, Heinz«, beruhigt Swensen.
»Noch handelt es sich nur um einen
Verdacht!«
    Sichtlich erleichtert,
klopft Püchel dem Hauptkommissar auf den Rücken, eilt ans
Telefon und hat schon wieder eine Zigarette im Mund. Bevor er
seinen ersten Zug macht, ist Swensen auf dem Flur, schaut in
Silvias Büro vorbei, und weil die Kollegin nicht am Tisch
sitzt, entschließt er sich, allein zum Gymnasium zu fahren,
um die Todesnachricht von Hanna Lechner zu überbringen und
erste Ermittlungen vorzunehmen.
    15 Minuten später
parkt Swensen seinen Golf auf dem Parkplatz vor dem
vierstöckigen Jugendstilgebäude. Aus der Eingangstür
strömt ihm eine Schar von Mädchen und Jungen entgegen,
die ungewohnt gesittet die Schule verlässt. Der Kriminalist
guckt ungläubig auf die Uhr, aber es ist wirklich noch so
früh, erst kurz nach 9 Uhr. Er wartet, bis eine kleine
Lücke entsteht und schlüpft durch die Eingangstür in
die Aula. Von einem Mann im grauen Kittel, der mit einem
Schraubenzieher an einem Stromverteiler herumschraubt, lässt
er sich den Weg ins Rektorat zeigen. Im ersten Stock klopft er an
der Tür mit der entsprechenden Aufschrift auf dem
Messingschild. »Herein!«, ruft eine Frauenstimme von
innen.
    »Mein Name ist
Jan Swensen, Kriminalpolizei Husum«, sagt er beim Eintreten,
»ich würde gern den Rektor sprechen.«
    Eine kleine, junge
Frau in Seidenbluse und grauem Kostüm blickt mit
geröteten Augen vom Bildschirm des Computers auf und beginnt
sofort zu weinen.
    »Sie …
Sie sind bestimmt … wegen dem Verbrechen hier«,
schluchzt sie, »ich hab … über vier Jahre
für Frau Lechner gearbeitet … ich kann es noch gar
nicht glauben, das ist alles so schrecklich.«
    »Sie wissen
schon Bescheid?«, fragt Swensen erstaunt.
    Die Frau nickt, wischt
sich mit einem Taschentuch über die Augen und versucht, die
Stimme in den Griff zu bekommen: »Pastor Fock aus Simonsberg
hat hier angerufen, am Morgen kurz nach Schulbeginn, und uns
mitgeteilt, warum die Ørsted-Kinder heute nicht zur Schule
kommen. Ohne Mutter, die armen Jungen, unfassbar! Frau
Ørsted tot, Frau Lechner tot, und es soll noch eine weitere
Frau tot sein. Die ganze Lehrerschaft ist nur noch geschockt. Wir
haben alle Schüler sofort nach Haus
geschickt.«
    »Ich muss
trotzdem mit dem Rektor sprechen!«
    »Frau Lechner
ist … war … unsere Rektorin«, stammelt die
Frau, während ihr erneut die Tränen kommen. »Oh
Gott …, sie ist für immer von uns gegangen
…«
    Swensen schluckt,
möchte das Leid am liebsten von sich fernhalten, doch die
Gefühle der Frau krallen sich in seine Seele. Das
Überbringen einer Todesnachricht bleibt eine ewige Bürde,
die bei einem Kripobeamten selbst durch wiederholte Erfahrung nicht
zur Routine wird. In solchen Momenten schwört er sich jedes
Mal, die Meditation des Mitgefühls öfter zu
praktizieren.
    »Herr Werner
macht im

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