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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Moment die Vertretung«, sagt die Frau, nachdem sie
ihre Fassung zurückgewonnen hat, »aber der ist gerade in
einer Besprechung.«
    »Könnten
Sie Herrn Werner bitte kurz herausbitten, die Ermittlung erfordert
leider einige Fragen.«
    Die Frau verlässt
eilig den Raum, Swensen atmet tief durch, tritt ans Fenster und
schaut hinaus. Der Schulhof liegt verwaist, die Teerschicht
glänzt im schrägen Sonnenlicht.
    »Wer sich um das
Wohl anderer fühlender Wesen sorgt, vermindert die Angst in
der Welt«, hört der Hauptkommissar die Stimme seines
Meisters. »Ist diese mitfühlende Hinwendung mit der
Einsicht verbunden, dass Erleber, Erlebtes und Erleben –
Subjekt, Objekt und Tat – nicht voneinander zu trennen und
Teile einer Ganzheit sind, wird jede Handlung in sich selbst
befreiend.    
    Mitgefühl ist
kein Mitleid. Leiden wir mit, wenn andere in Schwierigkeiten sind,
dann berauben wir uns aller unserer Möglichkeiten. Nur wer in
seiner Kraft ruht, hat die Einsicht und den inneren Reichtum, um
anderen wirklich helfen zu können.«
    Das Klappen der
Tür öffnet den Moment der Ruhe. Der Hauptkommissar dreht
sich um und sieht die junge Frau mit einem großen,
athletischen Mann mit kantigem Gesicht an ihrer Seite.
    »Florian Werner,
Sie wollen mich sprechen?«, stellt der Mann sich
vor.
    »Jan Swensen,
Kriminalpolizei Husum, wir ermitteln im Todesfall von Hanna
Lechner. Erst mal möchte ich Ihnen mein aufrichtiges
Mitgefühl aussprechen.«
    »Danke! Sie
können sich vorstellen, wie betroffen wir hier alle
sind.«
    »Selbstverständlich«,
sagt Swensen, »ich müsste trotzdem mit Ihnen sprechen,
unter vier Augen.«
    Der Mann scheint
für einen Augenblick irritiert, zeigt aber auf die offene
Tür, die in einen benachbarten Raum führt, und geht
hinein. Als der Hauptkommissar eintritt, schließt er die
Tür hinter ihm.
    »Wissen Sie
schon, was passiert ist?«
    »Nein, Herr
Werner, unsere Ermittlungen fangen gerade erst
an.«
    »Und was kann
ich Relevantes dazu beitragen?«
    »Nun, wir
müssen uns ein Bild von Hanna Lechner machen. Wie wir erfahren
haben, hatte sie frei genommen?«
    »Nein, sie hat
mich nur gebeten, eine Woche das Rektorat zu übernehmen. Ihren
Unterricht wollte sie in der Zeit weiterführen. Gestern Morgen
war sie noch in ihrer Klasse.«
    »Wie würden
Sie Frau Lechner beschreiben? Was für ein Mensch war
sie?«
    »Geradlinig,
korrekt, mit sehr klaren Grundsätzen. Manchmal auch ein wenig
zu penibel, jedenfalls für meinen Geschmack.«
    »Heißt
das, Sie mochten sie nicht besonders?«
    »Nein, das
würde ich so nicht sagen!«, beteuert der Lehrer.
»Bei Ihnen muss man sich ja vorsehen, was man
sagt!«
    »Am besten die
Wahrheit!«
    »Wir haben uns
immer sehr gut verstanden, Frau Lechner und ich!«
    »Und das trifft
auf die gesamte Lehrerschaft zu, oder um deutlicher zu werden, gab
es Personen, die sie nicht mochten oder sie sogar angefeindet
haben?«
    »Das weiß
ich wirklich nicht, da müssen Sie die Kollegen schon selbst
fragen! Wie gesagt, ich persönlich hatte nie tief greifende
Probleme mit der Frau.«
    »Können Sie
mir sagen, ob Frau Lechner näheren Kontakt zu den beiden
Jungen der Familie Ørsted hatte?«
    »Mein Gott, mir
fällt das hier schon schwer genug, Herr Swensen, ich bin
schließlich kein Holzklotz. Wir haben gerade eben von den
schrecklichen Ereignissen erfahren, und Sie stellen Fragen, als
wenn alles schon Jahre her ist.«
    »Das tut mir
sehr leid, Herr Werner, aber ich muss das alles
fragen.«
    »Das mag ja
sein, das macht die Sache aber nicht leichter.«
    »Ich kann Sie
nur bitten, die Fragen zu beantworten.«
    »Einer der
Jungen der Ørsteds war in der Klasse von Frau
Lechner.«
    »Kannten Sie
Frau Ørsted persönlich?«
    »Flüchtig,
nur von den Elternabenden. Ich unterrichte beide Söhne in
Sport und Englisch.«    
    »Gab es
irgendwelche Probleme mit ihnen?«
    »Probleme? Ich
weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Gab es
Probleme, ja oder nein?«
    »Natürlich
nicht!« Die Stimme des Lehrers klingt gepresst. »Was
sollte es für Probleme geben?«
    »Warum
könnte einer der Jungen behaupten, Sie hätten ihn bei der
Polizei verpfiffen?«
    »Bei der Polizei
verpfiffen? Hat er das gesagt?«
    »Ja«, sagt
Swensen mit klarer Stimme. »Genau das hat er gesagt. Was
könnte dahinter stecken?«
    »Ich hab keinen
blassen Schimmer!«
    »Ehrlich gesagt,
ich glaube Ihnen das nicht!«
    »Wenn das hier
so weitergeht, sage ich ohne einen Anwalt gar nichts
mehr!«
    »Herr Werner,
das steht Ihnen

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