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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Peter Pohlenz und
schaut die Journalistin misstrauisch von der Bühne herab
an.
    »Sie kannten
immerhin eines der Opfer näher. Soweit ich informiert bin, war
Ronja Ahrendt Ihnen etwas mehr als nur persönlich bekannt,
oder wollen Sie das etwa abstreiten?«
    Das Gesicht des
Puppenspielers verliert erst seine Farbe und färbt sich danach
langsam puterrot. Er ringt sichtlich nach Worten.
    »Was treiben Sie
hier für ein Spielchen?« Seine Stimme hat ihre Milde
verloren, ist scharf und aggressiv. »Sie schleichen sich hier
ein, als wären Sie an meinem Stück interessiert,
kümmern sich aber nur um Dinge, die Sie überhaupt nichts
angehen. Machen Sie, dass Sie hier rauskommen, sonst rufe ich die
Polizei!«    
    »Sind Sie da
wirklich sicher?«, kontert die Journalistin.
    »Raus, und zwar
schnell!«, dröhnt es von der Bühne. »Wenn Sie
nicht sofort meinen Dunstkreis verlassen, komme ich persönlich
herunter und befördere Sie eigenhändig an die
Luft.«
    Maria Teske weiß
genau, dass sie die Situation diesmal überreizt hat,
räumt ohne ein Wort den Stuhl und verlässt den Saal.
Während sie durch die Tür geht, setzt das Hämmern
wieder ein, unüberhörbar lauter.
    Der Mörder ist
noch in der Stadt, denkt sie beim Gang über den Schlosshof,
das ist die Schlagzeile, die genau den Nerv der Leser
trifft.
    Die Journalistin
erreicht den Marktplatz, als die Glocke im Kirchturm gerade elfmal
schlägt. In einer halben Stunde beginnt die Pressekonferenz
der Kripo Husum, und sie entschließt sich, im
Tine-Café noch einen Cappuccino zu trinken. 20 Minuten
später verschwindet sie in der wartenden Menschentraube vor
dem Saal 4 im neuen Husumer Rathaus. Durch die Glasscheibenfront im
Erdgeschoss ist die gesamte Armada der deutschen TV-Presse zu
sehen, von ARD über ZDF bis RTL und Sat1. Daneben gehen die
kleinen Pkws der Radiosender fast unter, nur der Kastenwagen mit
den großen BILD-Buchstaben sticht noch hervor. Maria Teske
wird von einem Fotografen, der seine Kamera wie eine Waffe
hält, unsanft zur Seite gedrängt.
    »Intelligenzallergiker!«,
zischt die Zeitungsfrau.
    »Ho, ho, junge
Frau, warum gleich so aggressiv?«, tönt es
zurück.
    Die Saaltür wird
von innen geöffnet. Jetzt gibt es kein Halten mehr, die
Presseflut schwappt hinein und wird blitzartig auf die Stühle
gespült, der Typ mit dem kräftigen Ellenbogen
natürlich auf einen Platz in der ersten Reihe. Maria Teske
entdeckt unter den Offiziellen sofort Hauptkommissar Swensen, der
vor dem Tisch, auf dem die Mikrofone aufgebaut wurden, mit zwei
Männern spricht. Einer davon, der schlanke, gutaussehende
Hauptkommissar Colditz vom K1 in Flensburg, war ihr im letzten Jahr
auf einer Pressekonferenz schon positiv aufgefallen. Der kleine
Zwerg daneben ist ihr auch nicht unbekannt, sie hat den Namen aber
vergessen. Eine innere Stimme sagt ihr, hin und Mäuschen
spielen.
    »Ich hab mit
Engelszungen auf Ulrich eingeredet, sich nicht freiwillig in die
Schusslinie zu stellen«, hört sie den Zwerg gerade
lamentieren, »aber der ist gleich ausgerastet. Wegen solcher
völlig aus der Luft gegriffenen Vorwürfe würde er
nicht gleich seine Arbeit niederlegen.«
    »Das
heißt, Staatsanwalt Rebinger will die Pressekonferenz
unbedingt durchführen?«, fragt Colditz.
    »Ich wasche
meine Hände in Unschuld«, meint der Zwerg und zieht eine
Packung Zigaretten aus der Jackentasche. »Ich geh jedenfalls
erst mal eine rauchen, bis das hier anfängt.«
    Im selben Moment, als
er an Maria Teske vorbeistürmt, wird Swensen auf die
Journalistin aufmerksam, die nur wenige Schritte neben ihm
steht.
    »Hallo«,
fragt er etwas süffisant, »na, hat die Husumer Rundschau
die Ohren wieder weit aufgesperrt?«
    »Ich wurde von
Ihrer Dienststelle auf eine Pressekonferenz gebeten«, kontert
Maria Teske.
    »Wir geben
unsere Neuigkeiten gewöhnlich über das Mikro
bekannt«, sagt Swensen trocken.
    »Und was
wäre, wenn ich Ihnen einige Neuigkeiten bieten
könnte?«
    »Die Presse,
dein Freund und Helfer?«, scherzt Swensen, folgt der
Journalistin aber in eine Ecke des Raums. »So, Frau Teske,
dann schießen Sie mal los!«
    »Eine Hand
wäscht die andere, versteht sich. Sie müssten mich im
Gegenzug bei dem Mordfall auf dem Laufenden halten,
versprochen?«
    »So was kann ich
nicht versprechen, Frau Teske, das wissen Sie genau. Aber irgendwas
geht doch immer, oder?«
    »Okay! Also, ich
weiß aus vertraulicher Quelle, dass zwei der Puppenspieler,
die auf den Pole-Poppenspäler-Tagen gastieren,

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