Poppenspael
würde
ich jetzt gern speisen. Auf Wiedersehen, Herr
Kommissar!«
»Du hast doch
sicherlich den entscheidenden Hinweis vor Augen, Kollege Mielke?
Oder träumst du schon mit offenen Augen?«, fragt
Colditz, der gerade die zwei Pappstreifen mit dem Namen Florian
Werner in das Feld von Hanna Lechner und Petra Ørsted
gepinnt hat. Oberkommissar Mielke sitzt erschrocken da, als
wäre er gerade beim Äpfelstehlen erwischt
worden.
»Wiktor
Šemik«, platzt es völlig unvermittelt aus ihm
heraus. »Das ist einer von den Puppenspielern, die hier auf
dem Festival gastieren. Der behauptet allerdings, während der
Mordzeit auf seinem Hotelzimmer gewesen zu sein. Das Alibi ist
natürlich ein Witz.«
»Seit wann ist
der Mann denn verdächtig?«, stichelt Silvia Haman.
»Wir können doch nicht gleich alle Puppenspieler
verhaften, bloß weil die Morde während eines
Puppenspieler-Festivals passiert sind.«
»Kollegin Haman,
lass mich aussprechen, bevor du gleich deinen Senf dazugibst!
Jacobsen und ich haben in der Wohnung vom Mordopfer Lechner einen
Brief gefunden, adressiert an Šemik. Wahrscheinlich ist es
aber nur ein Entwurf, wurde nämlich mit Bleistift geschrieben
und ist voll mit Korrekturen«, sagt Stephan Mielke und
verteilt den kleinen Stapel Fotokopien, der vor ihm auf dem Tisch
liegt. »Ich hab das Original kopiert.«
Einen Moment lang ist
nur das Rascheln von Papier im Konferenzraum zu hören. Die
Beamten lesen und legen den Zettel einer nach dem anderen auf den
Tisch zurück.
»Merkwürdiger
Brief«, beginnt Swensen. »Was sagt Šemik
dazu?«
»Nichts!«,
erwidert Mielke. »Er sagt, er habe den Brief nie erhalten und
behauptet, die Lechner nicht zu kennen.«
»Vielleicht
wurde er ja wirklich nicht abgeschickt«, wirft Silvia Haman
ein. »Du hast doch selbst gesagt, dass es nur eine Skizze
ist.«
»Eben, deswegen
spricht auch einiges für eine zusätzliche Reinschrift und
die haben wir nicht gefunden.«
»Wollen wir den
Mann bei den Verdächtigen einreihen?«, fragt Colditz
ungeduldig.
»Spricht doch
nichts dagegen«, meint Swensen trocken, »besser, wir
behalten einen zu viel im Auge als einen zu wenig,
oder?«
Colditz beschriftet
einen Pappstreifen mit dem Namen Šemik und befestigt ihn
unter Lechner an der Pinnwand.
»Wenn wir uns
jetzt dem Mordopfer Petra Ørsted zuwenden, berichte ich am
besten zuerst von dem Überfall auf ihr Steuerbüro«,
ergreift Mielke das Wort. »Der ist, meiner Meinung nach, die
heißeste Spur, die wir im Moment haben.«
»Sind wir mit
den anderen Personen durch?«, fragt Colditz in die Runde, und
als alle schweigen, bittet er Mielke fortzufahren.
»Da haben sich
dramatische Szenen abgespielt, gestern Vormittag in der
Herzog-Adolf-Straße. Gegen 11.15 Uhr stürmten zwei
Personen in die Büroräume von Frau Ørsted, die um
die Zeit schon zwölf Stunden tot ist. Eine Mitarbeiterin wurde
an einen Stuhl gefesselt und von einem der Männer brutal
geschlagen. Von der anderen Frau verlangte man, die Steuerakten der
Firma Asmussen auszuhändigen, sonst würde ihre Kollegin
weiter geschlagen. Danach wurde auch sie geknebelt und
gefesselt.«
»Akten der Firma
Asmussen?«, fragt Swensen aufgeregt. »Wirklich von der
Firma Asmussen?«
Mielke nickt
zustimmend: »Weswegen fragst du?«
»Denk doch an
unsere Einbruchsserie, zuerst war der Geschäftsführer
Ketelsen von der Firma Asmussen betroffen und danach der Leiter der
Buchhaltung Hagedorn. Das klingt doch nicht nach Zufall. Die Firma
Asmussen taucht ziemlich häufig in unseren Ermittlungen auf,
oder?«
»Du sprichst von
der Einbruchsserie, an der ihr vor diesem Fall gearbeitet
habt?«, fragt Colditz.
»Richtig, bei
der Sören Ørsted, neben unserem Mordfall, ebenfalls der
Hauptverdächtige ist«, erklärt Swensen.
»Und die Firma
Asmussen taucht in beiden Fällen auf?«, überlegt
Colditz. »Da würde ich dir recht geben, Jan, das ist
mehr als auffällig.«
»Wenn sich
Sören Ørsted als der Täter herausstellt,
hätten wir eine Erklärung dafür«, meldet sich
Silvia Haman. »Seine Flucht ist übrigens zu Ende.
Für alle, die es noch nicht wissen, er wurde in Flensburg
geschnappt, bevor er sich nach Dänemark absetzen konnte. Ist
einem Streifenwagen in die Seite geknallt und liegt mit gebrochener
Hand und Gehirnerschütterung in einem Flensburger
Krankenhaus.«
»Das hört
sich nach einer schnellen Aufklärung an«, sagt Colditz,
»was ist in der Sache schon alles angeleiert
worden?«
»Ich hab
dafür gesorgt, dass eine
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