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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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mitgekriegt.
Wäre gut, wenn du in der Zwischenzeit die Hausbesitzer
übernehmen könntest! Silvia hat sie in die Küche
gebracht!«
    »Okay!«,
bestätigt Swensen. Der muskulöse Oberkommissar tippt
flüchtig mit dem Zeigefinger an die Stirn und verschwindet
wieder im Wohnzimmer. Dem Hauptkommissar fällt auf, dass der
Oberkörper des Kollegen in den letzten Monaten auffällig
breiter geworden ist.
    Wahrscheinlich
trainiert er neuerdings im Fitnessstudio, denkt er und
überlegt, ob er den Kollegen nicht einfach fragen könnte,
ihm bei seinem geplanten Umzug Ende nächster Woche zu helfen.
Gleichzeitig erzeugt die Überlegung ein Kribbeln in seiner
Magengegend.    
    Merkwürdig,
immerhin ist es deine Idee gewesen, den Umzug in die Tat
umzusetzen. Irgendetwas Unbewusstes muss dich da angetrieben
haben.
    Manchmal ist er sich
sicher, dass seine aktuelle Entscheidung im direkten Zusammenhang
mit Annas Hoffnung steht, von ihm geheiratet zu werden.
    Sie hatte diesen
Wunsch vor einem knappen Jahr geäußert. Da waren sie
gerade sieben Jahre zusammen gewesen, und es sprach eigentlich
überhaupt nichts dagegen, mit ihr die Ehe einzugehen. Trotzdem
war er dem Thema erst mal innerlich ausgewichen, hatte es
stillschweigend auf die lange Bank geschoben. Obwohl Anna bis heute
nicht wieder davon gesprochen hat, ist ihm ihr Wunsch immer im Kopf
geblieben. Seine Gedanken führten letztendlich aber zu keinem
wirklichen Entschluss. Dann hatte er Anna während des
obligatorischen Freitagstermins bei ihrem Lieblingsitaliener aus
heiterem Himmel mitgeteilt, dass er seine Wohnung aufgeben und gern
bei ihr einziehen würde. Im Nachhinein war er selbst am
meisten überrascht.
    »Was sagst du
dazu?«, hatte er gefragt. Annas strahlendes Gesicht war
Antwort genug. Danach gab es kein Zurück mehr. Später,
allein in seiner Wohnung, musste er verschämt feststellen,
dass sich sein spontaner Impuls nicht so rund anfühlte, wie er
im ersten Moment gedacht hatte. Was hat dich da bloß wieder
geritten, Swensen! Spricht eindeutig gegen deinen sechsten
Sinn!
    Der Mann im
weißen Overall, der am Boden hockt, versperrt Swensen mit
seinem breiten Rücken den Weg ins Wohnzimmer. Mit einer
Pinzette füllt er gerade die Glasscherben der Schiebetür
in eine Plastiktüte. Der Schutzanzug spannt sich wie eine
zweite Haut über seinen fülligen Körper. Der Kollege
atmet schwer, unter dem Stoff müssen überhöhte
Temperaturen herrschen. Ein säuerlicher Schweißgeruch
macht sich breit, es riecht ein wenig nach Ammoniak. An der Statur
erkennt der Hauptkommissar den Chef des Spurenteams Peter Hollmann
und tippt ihm auf die Schulter.
    »Hallo Jan,
alles paletti?«, fragt der Kollege, unterbricht seine Arbeit
und verzieht die schmalen Lippen zu einem breiten
Grinsen.
    »Aber klar! Ich
darf ab und zu an die frische Luft, die Sonne scheint, was will man
mehr?«
    »Draußen
was Brauchbares entdeckt?«
    »Einen sauberen
Fußabdruck im Blumenbeet!«
    »Okay, ich mache
gleich einen Gipsabdruck. Versprich dir aber nicht allzu viel
davon. Die professionellen Einbrecher tragen heutzutage meistens
viel zu große Schuhe, um uns in die Irre zu
führen.«
    »Vielleicht
gehört unser Mann nicht zu den
Schlaubergern.«
    »Nachdem, was
ich bis jetzt gesehen hab, sieht die Vorgehensweise nicht nach
’nem Anfänger aus. Die Schiebetür muss ruckzuck auf
gewesen sein, höchstens zehn Sekunden. Danach hat er in
Windeseile alles abgeräumt und war schon wieder
weg.«
    »Wie kommst du
darauf?«
    »Das sieht man
daran, dass nicht wahllos in den Schubladen rumgewühlt wurde.
Der ist zielsicher vorgegangen«, erklärt Hollmann und
wischt sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.
»Für mich wusste der Täter schon vorher, wo er was
finden würde!«
    »Könnten es
auch mehrere Täter gewesen sein?«
    »Schon! Dagegen
spricht allerdings, dass kaum brauchbare Spuren zu finden sind. Ein
Mann im Ohr sagt mir, das ist ein Einzelgänger! Die
Brüche der jüngsten Zeit sind alle in demselben Muster
gestrickt. Ich tipp auf einen Serieneinbrecher. Ein Typ mit hoher
krimineller Energie, der aus der näheren Umgebung stammt. Der
hört nicht von allein wieder auf. Wenn wir ihn nicht bald
schnappen, geht der Schlamassel munter so weiter.«
    »Drei
Brüche im August und schon vier im September. Der Kerl wird
immer gieriger! Bald macht er den entscheidenden Fehler«,
prophezeit Swensen.
    »Dein Wort in
Gottes Ohr«, knurrt Peter Hollmann und robbt mit den Knien
zur Seite, damit Swensen

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