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Populaermusik Aus Vittula

Titel: Populaermusik Aus Vittula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikael Niemi
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zu den Stücken gespielt und war in seiner Fantasiewelt zu einem großen Star geworden, dem Genie, vor dem das Publikum verstummte. Was einige Probleme in der Band brachte. Niila mühte sich mit seiner Begleitgitarre ab, hatte aber immer noch große Probleme beim Akkordwechsel. Holgeri war rein technisch viel geschickter, dafür aber anscheinend taub für das, was die anderen taten. Seine Einsätze kamen zu früh oder zu spät und passten selten zu dem Stück. Ich versuchte ihm das auf freundliche Art zu sagen, aber er hörte gar nicht zu oder lächelte nur verträumt. Holgeri war eine dieser Personen, denen es schwer fällt, etwas ganz einfach zu machen. Er schien die Musik sozusagen zu klöppeln. Wollte man einen Ton von ihm, kam ein Akkord heraus, war man auf einen Akkord vorbereitet, wurde es zu einem Riff, gefiel einem der Riff, explodierte er in einem Solo oder verwandelte es zu Schlingen in Paralleltonarten. Es war unmöglich, ihn zu fassen zu kriegen. Niila verabscheute Holgeri zunächst, in erster Linie natürlich aus Neid, aber gleichzeitig sah er ein, dass wir ihn nicht entbehren konnten.
    Manchmal setzte sich Holgeri abends auf seine Bettcouch daheim in Kihlanki und holte die Gitarre des toten Vaters hervor. Mit seinen Teenagerfingern strich er die Akkorde wie große Schmetterlinge hervor. Sie flatterten über die Stühle und Flickenteppiche, stiegen am Herd hoch, auf dem die Kartoffeln kochten, schlugen eine Kurve über den Wandkalender, die Pendeluhr, den gewebten Wandteppich, die Zeitungsseiten mit der Königsfamilie und dem Fanbild von Honken Holmqvist, schnupperten über den Brotteller und die Töpfe, machten einen Sturzflug hinab zum Nachttopf und dem Besen, strichen an Schultasche und Gummistiefeln vorbei, wieder hinauf zur Mutter in ihrem Schaukelstuhl, drehten eine Runde um ihr klirrendes Musterstricken und das Wollgarn, dann weiter zu den Topfpflanzen, den Begonien und Sansiveria, kletterten an der Fensterscheibe hinauf, warfen einen kurzen Blick auf die Schnittwiese, die Birken und die kuhwarme Abendsonne, vorbei an der mechanischen Nähmaschine, dem Furnierradio, dem Kleiderschrank mit den schiefen Türen und dann wieder zurück in die Gitarre, in den dunklen Klangraum, in dem sich andere Schmetterlinge drängten, die hinauswollten.
    Die Mutter sagte nie etwas dazu, weder lobte sie ihn, noch störte sie ihn. War nur körperlich da. Eine Körperwärme.
    KAPITEL 14
    - über ein schauerliches Zusammentreffen in der Kläranlage von Pajala und wie wir überraschenderweise zu einem weiteren Bandmitglied kamen.
    Trotz Laestadius’ Ermahnungen, trotz der Warnungen der Ärzteschaft und trotz vieler abschreckender Beispiele in der Familie und unter Bekannten begannen mehrere meiner Schulkameraden am Wochenende zu saufen. Das Tornedal gehört zu dem Wodkagürtel, der sich über Finnland bis tief nach Russland hinein erstreckt, und in der Oberstufe zählte es zu den interessantesten Freizeitbeschäftigungen, besoffen zu werden. Es gab viele erlöste Anfängeralkoholisten, die während der Schulpau-sen das Evangelium des Fünfundsiebzigprozentigen predigten, und wenn einer es mal versucht hatte, wollten alle anderen ihm nacheifern.
    Es war zu dieser Zeit, dass die Kaunisvaarajungs das Gerücht verbreiteten, sie würden am meisten Schnaps in ganz Norrbotten vertragen. Der Beweis war unerschütterlich: Im vergangenen Jahr hatten sie Reisen nach Gällivare und nach Kiruna gemacht und dort ganze Kompanien von Grubenarbeitersöhnen aus alkoholgetränkten Streckenarbeiterfamilien unter den Tisch getrunken; und wenn nicht einmal die dagegen ankamen, dann war die Sache ja wohl klar.
    Den Kaunisjungs schwollen darauf die Kämme. Falls jemand es bezweifele - sie könnten es mit jedem aufnehmen.
    Nach reiflicher Überlegung griffen zwei Paskajänkkäbrüder ein. Da sie davon überzeugt waren, sowohl etwas von der Sache zu verstehen, als auch Dinge organisieren zu können, riefen sie eine Gemeindemeisterschaft im Saufen aus.
    Das Gerücht verbreitete sich in den Jungsbanden der Gemeinde. Die Regeln waren ganz einfach, es war eine Jugendmeisterschaft, man durfte höchstens in die Neunte gehen. Über Schulfreunde, Cousins, Pokerrunden und nicht zuletzt via Sportvereinen wurde die Staffel weitergetragen. Da jeder Ort nur einen Teilnehmer stellen durfte, wurden zunächst eisenharte lokale Wettkämpfe ausgetragen. Und dann endlich war an einem Freitagabend Anfang Oktober die Zeit für das Finale gekommen.
    Der Wettkampf

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