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Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Titel: Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber , Anette Strohmeyer , Simon X. Rost , John Beckmann
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Körbchen geschenkt hat. Takumi selber hat sie gezüchtet. In seinem Gewächshaus.“
    Eleanor ist die Ehefrau von meinem Chef, Takumi Sato. Ungläubig schüttle ich den Kopf. „Er züchtet Früchte?“ Das war mir neu. Doch Rhonda ist längst bei einem anderen Thema und antwortet nicht auf meine Frage. Dann kommt unsere Haushaltshilfe aus der Küche. Die schweren Teppiche dämpfen Consuelas Schritte auf dem alten Dielenboden. Ich beende mein Frühstück, und Consuela hat anscheinend schon darauf gelauert und tritt neben mich.
    „Werden Sie heute das Abendessen hier im Haus einnehmen, Mister Prey?“, fragt sie, während sie meinen Teller und meine Tasse nimmt und in die Küche bringt.
    Ich schmunzle. Consuela ist um die Fünfzig, sie wiegt so viel wie Rhonda und ich zusammen, trägt eine gelbe Schürze über einem billigen, geblümten Kleid und gibt sich doch Mühe, einen englischen Butler perfekt zu imitieren. Ich habe sie einmal ertappt, wie sie sich in ihrem Zimmer eine Fernsehserie auf ihrem Tablet-Device angesehen hat. Eine britische Serie über eine Adelsfamilie und deren Hausangstellte.
    Ich schüttle den Kopf. „Warten Sie nicht auf mich, Consuela, es wird ein langer Tag werden.“ Sie nickt und verschwindet in der Küche. ‚Ein langer Tag’ ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Heute wird Charlie seine Torte bekommen. Ich weiß nicht, ob ich dieses Haus je wieder betreten, geschweige denn heute Abend noch am Leben sein werde.
    Mein Blick fällt auf Emily, sie rennt durch das Wohnzimmer und zieht einen blauen Stoffhasen, dem sie eine Schnur um den Hals gebunden hat, hinter sich her. Unaufhörlich singt sie mit ihrem hohen Stimmchen: „Osserhase, Bumenvase, Osserhase, Bumenvase ...“, und lacht, wenn der Stoffhase in seinem wilden Ritt gegen die Tischbeine oder das Sideboard geschleudert wird.
    Der Gedanke, dass ich sie vielleicht nicht aufwachsen sehen werde, macht mich traurig, aber dann ermahne ich mich, dass ich all das auch wegen ihr mache. Vor allem wegen ihr. Damit sie in einer freien Stadt aufwachsen kann und nicht in Satos Streichelzoo, der von einem stacheldrahtbewehrten Zaun umgeben ist. Sie soll denken und sagen dürfen, was sie möchte, wenn sie einmal groß ist.
    Ich binde meine Krawatte um und werfe mein Sakko über. Dann gehe ich in den Keller, löse zwei Schrauben von der Lüftungsklappe der Heizung und hole das Päckchen heraus, das ich gestern Abend noch bei Morris abgeholt habe.
    Exodyn steht auf diesem Päckchen. Daneben liegen Drähte und eine Küchenuhr, wie man sie zum Eierkochen verwendet. Ich packe alles in meine Aktentasche und schließe die Lüftungsklappe, dann gehe ich wieder hoch.
    Consuela hat Emily bereits angezogen. Rhonda ist in der Küche, und als ich zu ihr gehe, schließt sie rasch den Kühlschrank, und ihr aufgesetztes Lächeln verrät das schlechte Gewissen, weil ich sie ertappt habe. Aber das ist kein Problem, das ich jetzt ansprechen, geschweige denn lösen möchte oder könnte. Ich will mich nur von ihr verabschieden.
    „Hör mal, Rhonda, ich –“
    „Ich weiß genau, was du sagen willst, Jefferson“, unterbricht sie mich und hebt abwehrend eine Hand. Sie blickt zu Boden, strafft sich, sieht mich wieder an. „Aber ich habe das im Griff. Das ist eine Phase und sie geht auch wieder vorüber. Ich weiß das.“
    Sie lächelt, und doch ist in ihren Augen eine tiefe Traurigkeit, weil sie ihren eigenen Worten nicht glaubt. Aber Rhonda hat mich missverstanden. Ich lege ihr die Hand auf die Schulter und gebe ihr einen Kuss, was sie offensichtlich in Erstaunen versetzt.
    „Das wirst du, mein Schatz.“, sage ich. „Ganz bestimmt, sogar. Mach‘s gut.“
    Ich streiche ihr über die Wange. Rhonda blinzelt, dann lächelt sie, überrascht von der Geste der Zuneigung, die es lange nicht mehr zwischen uns gegeben hat.
    Sie will etwas sagen, aber ich drehe mich um und gehe, bevor sie meine feuchten Augen bemerkt.

- 5 -

    In der Straße, in der der Wohnblock meines Vaters liegt, ist ein Sträflingstrupp bei der Arbeit. Bewaffnete Aufseher bewachen die Männer in den orangefarbenen Overalls, die mit Schaufeln, Maurerkellen und Zement ein Trafohäuschen des Schutzschilds ausbessern. Satos Lieblingsprojekt ist erst vergangenes Jahr eingeweiht worden, doch die Arbeiten wurden hastig und unter enormem Druck ausgeführt und die Anlage ist bereits jetzt an vielen Stellen wieder reparaturbedürftig. Die Zwangsarbeit am Straßenrand war Satos Idee. Die Teams aus ungeschulten,

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