Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Titel: Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber , Anette Strohmeyer , Simon X. Rost , John Beckmann
Vom Netzwerk:
Prey sein, stimmt’s? Und dann bist du sicher die kleine Emily oder?“
    Sie streckt mir die Hand hin und ich ergreife sie. „Bin ich. Und wer sind Sie?“
    „Claudia Andreopolus. Ich bin von der IFG und für ihren Vater zuständig. Schön, Sie kennenzulernen, Mr. Prey.“
    Die IFG ist die Instanz für Gesundheit. Heathers Behörde.
    Auch hier hat sich die Lage in den letzten zwei Jahren gebessert. Inzwischen kommt der mobile Kranken- und Pflegedienst der Stadt zu den Patienten nach Hause, und Vater muss sich nicht mehr in die überfüllten Wartezimmer der Ärzte quetschen, obwohl er nur ein neues Rezept für seine Pillen braucht. Mrs. Andreopolus beugt sich zu mir hin und spricht leise.
    „Die neuen Medikamente schlagen gut an bei ihrem Vater. Ich habe ihn abgehört, seine Lunge klingt besser.“
    „Danke, freut mich, das zu hören.“
    „Aber ...“, sie zögert.
    Ich nicke ihr zu. „Ja?“
    „Sie sollten vielleicht über eine Haushaltshilfe nachdenken oder selber öfters kommen. Ich habe im Kühlschrank Lebensmittel gefunden, die seit drei Wochen abgelaufen sind.“
    Sie sagt es mit einem tadelnden Blick und ich habe keine Lust, ihr zu erklären, dass mir das Problem voll bewusst ist und ich schon dutzendfach versucht habe, meinen Vater zu überreden, dass er zu uns zieht.
    „Danke für den Hinweis, ich kümmere mich darum“, sage ich, wünsche ihr noch einen schönen Tag und wir verabschieden uns.
    „Emily!“, ruft mein Vater freudig aus. Er ist zur Tür gekommen, geht in die Knie und breitet seine Arme aus. Emily rennt zu ihm und springt in seine Umarmung. Ein Schauer durchläuft mich bei diesem Anblick. Zum Glück gibt es ihn. Zum Glück wird er sich immer um sie kümmern, so lange er kann.
    So lange er kann.
    Aber er sieht tatsächlich besser aus, seine Haut ist nicht so grau und seine Wangen nicht so eingefallen wie sonst. Er lacht, als Emily sich aus seinen Armen stiehlt und in sein Schlafzimmer rennt, um auf der Matratze zu hüpfen. Dann steht er auf, sieht ihr mit einem belustigten Kopfschütteln hinterher und wendet sich an mich.
    „Sie wird jedes Mal wilder, hm?“
    „Ja, das wird sie. Hallo, Dad.“
    „Hallo, Jefferson. Schön, dich zu sehen.“
    Er umarmt mich und wieder muss ich mich zusammenreißen, damit meine Augen nicht feucht werden. Wie dünn er ist! Seine gute Laune und die roten Wangen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sein Körper jedes Mal zerbrechlicher wirkt, wenn wir uns umarmen.
    Er geht ins Schlafzimmer und setzt sich auf die Bettkante, sodass Emily ihre kleinen Ärmchen um seinen Hals legen kann. Sie hält sich fest, er steht auf und dann reitet sie auf seinem Rücken durch die Wohnung. Ich verspüre einen fast körperlichen Schmerz, sie so glücklich zusammen zu sehen. Ich räuspere mich und Dad hält inne. „Natürlich, Jefferson. Du musst ja gehen. Entschuldige bitte!“
    Er kommt zu mir und ich winke ab.
    „Lasst Euch nicht stören. Ich wollte dir auch nur sagen, wie dankbar ich bin ... wie dankbar Rhonda und ich sind, dass du so viel Zeit mit Emily verbringst und dich immer um sie kümmerst.“
    Ich merke, dass meine Worte etwas zu feierlich für einen ganz normalen Abschied geraten sind. Dad runzelt die Stirn. Dann grinst er. „Sie ist meine kleine Prinzessin. Sie kann immer zu mir kommen. Euch nehme ich dabei nur billigend in Kauf.“
    Ich lächle zurück und nicke. „Schon klar.“ Auf einmal erscheint mir mein ganzes Vorhaben verrückt und egoistisch. Ich habe eine wunderbare, gesunde Tochter und einen liebenden Vater und dazu eine privilegierte Position, um die mich andere beneiden. Und dennoch trage ich eine Bombe in meiner Tasche herum, die mein Schicksal und das zahlloser anderer Leute besiegeln wird. Warum?
    Mein Vater legt den Kopf schräg. Er hat den Schatten bemerkt, der über mein Gesicht gewandert ist. „Was ist los, Jefferson? Du siehst besorgt aus.“
    Ich schüttele den Kopf. „Es ist nichts ... nur ...“ Ich sehe ihm in die Augen. „Ich frage mich nur manchmal, wie viel man aufs Spiel setzen darf, um etwas zu erreichen.“
    Mein Vater zuckt mit den Schultern. „Ich nehme mal an, das kommt darauf an, was man erreichen möchte, oder nicht? Aber alles hat seinen Preis, Jefferson.“
    „Ja“, sage ich. „Das hat es wohl.“
    Das Lächeln ist aus dem Gesicht meines Vaters gewichen. „Du hast doch keine Dummheiten vor, oder, Jefferson? Willst du etwa ins Kasino gehen? Hast du Geldsorgen?“
    „Nein, nein. Keine Geldsorgen.“ Ich

Weitere Kostenlose Bücher