Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)
um seine Handgelenke und Knöchel. Ein Tapeverband, wie ihn Boxer sich machen. David wärmt sich auf, und will sich nicht verletzen.
„Sag mir, was ist euer Plan B, Jefferson ? Sag es mir bevor David mit seiner Arbeit beginnt.“
Ich ziehe den Rotz hoch und versuche, genug Speichel in meiner völlig ausgetrockneten Kehle zu finden, um Kellogg anzuspucken. Aber da ist nichts, nicht genug, nur meine Lippen werden etwas feucht, bei dem Versuch, auszuspucken. Also sage ich stattdessen: „Fahr zur Hölle, Kellogg. Irgendwann werden sie kommen und dich holen.“
Es soll kraftvoll klingen, aber meine Stimme ist wenig mehr, als ein heiseres Krächzen. Kellogg schnaubt belustigt. „Ach ja? Wer denn zum Beispiel? Die Versager, die das Rathaus in ihre Gewalt bringen sollten? Floyd? Burt? Hannah und die anderen? Oder eher die bei der Radiostation? Walt, dieser Fettsack Chubby und Margret? Oder denkst du dabei an das Mädchen und ihre Freunde? Diese Rebecca, die mich entführen sollte? Sie hat ziemlich laut geschrien und ist schnell eingeknickt, als wir sie befragt haben, Jefferson. Du hättest deine Mitarbeiter etwas besser aussuchen sollen, weißt du? Aber ich schätze, man muss nehmen, was man kriegen kann, wenn man so verzweifelt ist wie du, hm? Also? Was ist euer Plan B? Wir wissen, dass ihr einen Plan B hattet!“
„Was willst du von mir? Charlotte hat euch doch schon alles erzählt“, sage ich unter Schmerzen und Kellogg nickt. „Das stimmt. Sie hat uns alles erzählt. Alles, was sie wusste. Charlotte hat wohl vor einigen Wochen den Eindruck gewonnen, dass dein Stern am Sinken ist, Jefferson. Sie hat gesehen, wie dein Einfluss in der Stadtverwaltung schwindet, und hat sich dann dem nächsten an den Hals geworfen. Wie eine läufige Hündin ist sie zu mir gekommen und hat sich auf den Rücken geworfen und angeboten, für uns zu arbeiten. Ich hab sie gevögelt, weil ich irgendwie den Eindruck hatte, es gehört zu ihrem Ritual. Du weißt schon, sie glaubt wohl, sie hat dann mehr Macht über einen oder so etwas. Keine Ahnung. Ich fand sie nicht besonders. Ich fand sie ...“
Kellogg wedelt abwägend mit der Hand und blickt zu Boden. Dann spitzt er die Lippen und sieht mich wieder an. „Sie ist etwas steif und eckig, denkst du nicht? Aber es war schon o.k., ich hab sie hart angefasst und das hat ihr wohl gefallen. Am Schluss hat sie gewinselt, das fand ich irgendwie lustig. Bei dir nicht? Na ja, wie dem auch sei. Sato hat ihr deinen Job angeboten und er glaubt, dass sie es schafft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie lange durchhält, aber ich mag mich irren. Jedenfalls ... jedenfalls ist sie überzeugt, dass es manche Dinge gibt, die du ihr nicht erzählt hast. Also, Jefferson. Wer ist Ghostface?“
Ich bin wie versteinert. Woher weiß Kellogg von Ghostface?
Kellogg grinst. David lässt seine Arme kreisen, verschränkt die Finger und streckt sie von sich, schließlich macht er ein paar Liegestütze auf dem Boden. Dann springt er federnd auf und nickt Kellogg zu. Kellogg kommt zu mir. Er geht vor mir in die Hocke. „David ist bereit. Und du, Jefferson? Wollen wir uns beiden das hier ersparen und du sagst mir, was ich wissen will? Wer ist Ghostface?“
Ich lasse meinen Kopf nach vorne schnellen, in der Hoffnung, sein Gesicht zu treffen. Aber Kellogg ist nicht dumm. Er ist in einem sicheren Abstand geblieben und die Kabelbinder schneiden schmerzhaft in meine Handgelenke, als ich mich nach vorne werfe. Kellogg schüttelt nachsichtig den Kopf, als sei ich ein ungezogenes Kind. „Tststs. Jefferson. Das bringt doch nichts.“
Dann steht er auf und wirft in einer gespielten Geste des Bedauerns die Hände in die Luft. „Nun gut. Deine Entscheidung, Jefferson. Ich bin in einer halben Stunde wieder da, David. Heute das Gesicht.“
„Ja, Sir.“
„Viel Spaß euch beiden.“
„Danke, Sir.“
Dann verlässt Kellogg den Raum und ich bin mit David allein. David mustert mich kurz und ohne eine emotionale Regung. Er holt weit aus und gibt mir eine Ohrfeige auf die rechte Wange. Kurz, trocken. Mein Kinn fliegt zur Seite, mein Schädel dröhnt und die Wange brennt. Aber man kann den Schlag aushalten. Es ist wie gestern.
David schlägt mich auf die andere Wange.
Und dann macht er weiter.
Immer weiter.
Etwas später ballt er die Faust.
Und ich versinke in einer bleiernen Schwärze.
- 9 -
Wieder klatscht Wasser in mein Gesicht und reißt mich zurück in die Realität. Ich versuche, die Augen zu öffnen, aber es
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