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Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Titel: Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber , Anette Strohmeyer , Simon X. Rost , John Beckmann
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gelingt nur ganz schlecht. Links ist alles trüb. Das Auge muss zugeschwollen sein. Ich schmecke Blut auf den Lippen. Es muss aus meiner Nase gekommen sein. Wie viel Zeit ist vergangen? Hat Plan B begonnen? Ist Ghostface schon in Aktion getreten?
    Alles an mir ist taub und brennt gleichzeitig. Mein Gesicht ist ein einziger Schmerz, ich will mir gar nicht vorstellen, wie es aussieht. Selbst Kellogg mustert mich nur widerwillig und blickt dann tadelnd zu David, dessen muskulöser Oberkörper vor Schweiß glänzt. Der Tapeverband an seinen Fäusten ist rot von Blut. Meinem Blut.
    Kellogg schüttelt den Kopf. „Ich wollte noch mit ihm reden können, David. Das hatte ich dir vorher gesagt“, bemerkt er missbilligend.
    David sieht geknickt aus. „Tut mir leid, Sir. Aber ich bin sicher, er kann noch reden. Probieren Sie es.“
    Kellogg zieht eine Augenbraue hoch, kommt wieder näher und geht vor mir in die Hocke. Sein Bauch spannt sich über der zu engen Hose seiner Uniform, und ich kann die kleinen roten Äderchen auf seiner Nase sehen.
    „Jefferson? Hörst du mich? Können wir uns jetzt unterhalten?“
    Ich versuche, meine Zunge zu bewegen, sie ist völlig ausgetrocknet und geschwollen. Meine Lippen sind rissig und brennen wie verrückt, als ich den Mund öffne. „Fahr zur Hölle, Arschloch.“
    Mehr als ein Flüstern ist nicht zu hören. Dennoch hat Kellogg mich verstanden. Er nickt, steht wieder auf und tritt hinter meinen Stuhl.
    „Respekt, Jefferson. Das hätte ich von dir gar nicht erwartet. Ich dachte, du knickst schneller ein. So wie dieses Mädchen. Diese Rebecca. Aber du bist zäher, als ich vermutet habe. Nun gut. Gut, gut.“
    Kellogg umrundet den Stuhl, steht wieder vor mir und blickt auf mich herab. „Ich wette, in deiner Verbohrtheit und deinem lächerlichen Gefühl von moralischer Überlegenheit glaubst du, David und ich wären gefühllose Sadisten. Ist es nicht so?“
    Ich kann nicht antworten, selbst wenn ich ihn gerade anschreien möchte. Es geht einfach nicht. Kellogg nickt. „Du brauchst nichts zu sagen, Jefferson, ich weiß, dass es so ist. Aber du irrst dich. Es geht nicht darum, dir wehzutun. Dein Schmerz ist für mich vollkommen bedeutungslos. Es geht nur um die Sicherheit der Menschen in dieser Stadt. Es geht um Ergebnisse. Wir sind nur an Ergebnissen interessiert, nicht an dir.“
    Er macht eine Pause und nickt David zu. Der nickt zurück, nimmt sein sorgfältig zusammengefaltetes T-Shirt vom Boden auf und geht wortlos aus dem Raum. Kellogg spricht weiter, er hat die Hände hinter dem Rücken verschränkt, als sei er ein Dozent und ich sein einziger, begriffsstutziger Student. „Deswegen werde ich diese sinnlose Prozedur hier beenden. Ich weiß, was du vorhast. Du möchtest das Ganze in die Länge ziehen, bis du gar nichts mehr sagen kannst. Bis dein Körper dich im Stich lässt und du stirbst, bevor du uns erzählen kannst, was wir wissen wollen. Doch das wird dir nicht gelingen, weil wir eben keine Sadisten sind. Für uns zählen nur Ergebnisse, sagte ich das bereits?“
    Kellogg tritt zur Tür, öffnet sie und sieht hinaus. Dann stellt er sich neben die Tür und wartet. Eine Frau tritt wenig später ein. Sie trägt eine frisch gebügelte, weiße Schwesterntracht und zieht einen Rollkoffer hinter sich her. Ich kenne sie. Ich habe sie bei meinem Vater gesehen. Sie bleibt vor mir stehen, lächelt mich an.
    „Claudia Andreopolus von der IFG. Sie erinnern sich bestimmt, Mr. Prey?“
    Ich kann nicht antworten. Was will sie hier? Was hat sie mit dieser Sache zu tun?
    „Ich möchte Ihnen etwas zeigen, Mr. Prey“, sagt sie, klappt ihren Koffer oben auf und zieht ein kleines Futteral hervor. Diesem entnimmt sie zwei identische Spritzen, die mit etwas gefüllt sind. Sie deutet auf die linke.
    „In dieser Spritze hierist Omalizumab aufgezogen. Das ist ein Medikament, besser bekannt unter dem Handelsnamen Xolair. Es ist ein rekombinanter humanisierter monoklonaler Antikörper gegen Immunglobulin E. Damit behandelt man schweres, chronisches Asthma bronchiale, wie bei Ihrem Vater. Ein hochwirksames Medikament und wie Sie wissen, schlägt die Behandlung bei ihm sehr gut an.“
    Dann lässt sie ihren Finger zu der anderen Spritze wandern. „Das hier sieht zwar genauso aus, ist aber handelsübliches Silikon, wie man es zum Abdichten von Fugen im Haushalt benutzt. Sie kennen das vielleicht aus ihrem Badezimmer. Eine Injektion bei einem Menschen verursacht einen langsamen, äußerst qualvollen Tod

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