Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Titel: Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber , Anette Strohmeyer , Simon X. Rost , John Beckmann
Vom Netzwerk:
aufgeregt. „So eine Expedition ist körperlich sehr anstrengend. Da können die keine schlaffen Sesselfurzer gebrauchen.“
    Ich muss lachen, doch Kathy bleibt ernst. Sie ist wie im Wahn.
    „Ernsthaft, Paul! Die brauchen da jemanden wie dich.“
    „Ich weiß noch nicht einmal, wo es hingehen soll, Liebling.“
    „Bestimmt nicht irgendwohin, wo man im Fünf-Sterne-Resort übernachten kann. Das können wir ausschließen. Sonst würde es nämlich Sommerurlaub und nicht Expedition heißen.“
    „Lass uns einfach abwarten“, sage ich und rücke mit dem Stuhl vom Tisch ab. Plötzlich fühle ich mich in die Enge gedrängt. „Sie werden mir bestimmt bald Bescheid sagen, ob ich in der nächsten Runde bin.“
    Kathy lässt nicht locker.
    „Und die Fragen … denkst du, du hast alles richtig beantwortet?“
    „Gibt es bei solchen Tests Richtig oder Falsch?“
    „Eigentlich nicht.“
    „Außerdem waren es Aussagen und keine Fragen.“
    „Aber du hattest ein gutes Gefühl danach.“
    „Ich fühlte mich, als müsse ich kotzen.“
    Kathy sieht mich nur an.
    „Selbst wenn ich ein gutes Gefühl hatte“, sage ich, stehe auf und bringe meinen Teller in die Küche, obwohl ich kaum etwas gegessen habe, „was bedeutet das schon? Ich meine, es ist doch ganz egal, was ich denke. Wichtig ist, was die von meinen Testresultaten halten.“
    „Ja …“, sagt Kathy. „Stimmt schon.“
    Mehr sagt sie nicht. Als ich mich umdrehe, schaut sie auf den Boden. Ich gehe zurück in die Küche und umarme sie.
    „Das wird schon. Bestimmt teilen sie mir bald die Ergebnisse mit. Und wer weiß? Vielleicht bin ich ja sogar in der nächsten Runde.“
    „Ich will dich nicht unter Druck setzen“, sagt Kathy in meine Armbeuge. „Ich weiß, ich tue es trotzdem und das tut mir leid.“
    „Ich weiß“, sage ich. Und: „Ist schon gut.“
    „Ich will es wirklich nicht. Aber das ist wichtig für uns. Verstehst du? So wichtig für uns. Für uns alle drei.“
    „Ich weiß“, sage ich. „Ich weiß.“
    Mehr fällt mir nicht ein.

    In der Nacht hört es sich an, als würde Kathy leise weinen. Ich frage sie, was los sei. Sie antwortet nicht. Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein.
    Irgendwann beginne ich zu träumen. Ich träume, ich schwebe in absoluter Dunkelheit. Ich kann nichts erkennen, nicht einmal, wo oben und unten ist. Plötzlich bekomme ich Angst und will nach Hilfe rufen, doch kein einziges Wort verlässt meinen Mund. Ich befinde mich unter Wasser, tief unter Wasser, in einem riesigen schwarzen Ozean. Ich schreie und schreie, lautlos wie zuvor, während schwarzes Wasser in meine Lungen läuft. Ich erwache schweißgebadet und nach Luft schnappend. Neben mir in der Dunkelheit hebt und senkt sich Kathys Bauch im Rhythmus ihres Atems. Sie hat einen sehr festen Schlaf. Trotzdem versuche ich, möglichst leise zu sein, als ich aufstehe und in die Küche gehe. Der Schein der Straßenlampen reicht bis zur Holztheke. Der Stapel mit den Rechnungen darauf erscheint im Halbdunkel noch größer.
    An der Spüle trinke ich einen Schluck Wasser. Es schmeckt bitter.
    Im Haus auf der anderen Straßenseite brennt noch immer Licht. Im Wohnzimmer rieselt der Fernseher weiße Flocken. Erinnert mich an Poltergeist . Die Frau im Morgenmantel steht am Küchenfenster. Es sieht so aus, als würde sie zu mir herüberzuschauen.
    Das Telefonklingeln zerreißt die Stille derart gnadenlos, dass ich vor Schreck einen kleinen Sprung mache. Mit fünf schnellen Schritten bin ich um die Theke herum und reiße den Telefonhörer von der Wand, bevor das Klingeln Kathy wecken kann.
    „Mr. Higgins?“, fragt eine Frauenstimme in die gerade erkämpfte Stille.
    Sie ist alt, die Frauenstimme. Sie gehört zu Mrs. Starck.
    „Ja“, erwidere ich knapp und mein Herz nutzt den Schwung des ersten Schrecks für einen Sprint.
    „Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt.“
    „Haben Sie nicht“, gebe ich zurück. „Wie spät ist es denn?“
    „Viertel vor vier.“
    „Gibt es einen Grund, warum Sie mich mitten in der Nacht anrufen?“
    „Selbstverständlich gibt es den.“ Sie klingt beinahe empört. Als sei ich derjenige, der sich falsch verhalten hat. „Die Auswertung der Testergebnisse wurde gerade beendet.“
    Mehr sagt sie nicht. Vielleicht ist sie wirklich beleidigt.
    „Ja, und?“, frage ich.
    „Ich kann Ihnen gratulieren, Mr. Higgins. Sie haben die zweite Stufe erreicht.“
    Ich schließe die Augen. Ein warmes Kribbeln durchflutet meinen Körper.
    „Mr. Higgins? Sind

Weitere Kostenlose Bücher