Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)
Sie noch dran?“
„Ich bin hier“, sage ich leise.
„Haben Sie verstanden, was ich gesagt habe?“
„Habe ich.“
„Ich dachte, ich teile es Ihnen gleich mit, damit Sie mehr Zeit zur Vorbereitung haben.“
„Danke.“ Ich öffne meine Augen wieder. Meine Hände und Füße kribbeln noch immer. „Wann beginnt die zweite Stufe denn?“
„Morgen bereits. Morgen Früh um zehn. Kennen Sie die Mount Auburn Street?“
„Ja.“
„An der Ecke Mount Auburn und Brattle Square befindet sich eine Telefonzelle. Bitte finden Sie sich dort um zehn Uhr ein. Sie erfahren dann alles Weitere.“
„Findet der Test nicht wieder im Büro der Primus Enterprises statt?“
„Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ich weiß selbst nicht mehr. Seien sie einfach um zehn an der Telefonzelle.“
„Ich werde da sein. Danke für die guten Nachrichten. Die kommen genau zum richtigen Zeitpunkt.“
„Für Nachrichten wie diese gibt es eigentlich keinen schlechten Zeitpunkt“, sagt Mrs. Starck. Es hört sich an, als würde sie lächeln.
„Das stimmt wohl.“
„Ach ja, und Mr. Higgins …“
„Ja?“
„Ich sollte Ihnen das wahrscheinlich nicht sagen. Streng genommen bin ich dazu verpflichtet, alle Bewerber gleich zu behandeln …“ Sie verstummt kurz und sagt dann: „Eigentlich waren Sie bereits ausgeschieden. Es werden nicht mehr als zwölf Bewerber für die zweite Runde zugelassen. Sie waren Nummer dreizehn.“
Das warme Kribbeln fährt aus meinen Gliedern und sammelt sich in meinem Bauch zu einem schweren Klumpen.
„Und was ist passiert?“
„Zwei der anderen Bewerber wurden positiv auf Drogen getestet.“
„Wann … wann ist das geschehen?“, frage ich.
„Als sie hier waren. Sie alle wurden getestet. Eine Anstellung bei Primus Enterprises gilt normalerweise auf Lebenszeit. Da muss man schon sehr genau hinsehen, wen man sich da ins Haus holt. Haben Sie die Einverständniserklärung denn nicht gelesen?“
„Nein“, antworte ich wahrheitsgemäß.
„Das hätten Sie besser getan.“ Ihr Ton wird mütterlich. „Sie sollten sich immer alles durchlesen, bevor Sie etwas unterschreiben. Was ich Ihnen aber eigentlich nur sagen wollte: Geben Sie Gas, mein Junge! Das ist die Chance Ihres Lebens.“
„Ich weiß.“
Der Rechnungsstapel liegt direkt vor mir. Einen Augenblick lang sind es einfach nur Briefe. Papier. Nicht mehr.
„Sie machen einen netten Eindruck“, sagt Mrs. Starck. „Außerdem können Sie das Geld bestimmt gut gebrauchen mit Ihrer hochschwangeren Freundin zu Hause.“
„Ja …“, sage ich und frage mich zugleich, woher sie von Kathy weiß.
„Aber bitte tun Sie mir einen Gefallen: Heiraten Sie bald. Es ist nicht schicklich.“
„Woher … woher wissen Sie so viel über mich?“
„Wir wählen unsere Bewerber sehr sorgfältig aus. Ich dachte, das wüssten Sie inzwischen.“
Ich denke an den Schnellhefter mit den weißen und gelben Seiten.
„Morgen früh um zehn“, sagt Mrs. Starck. „Seien Sie pünktlich.“
Dann legt sie auf.
Kathy verfolgt mich den ganzen Morgen lang. Seit ich ihr von Mrs. Starcks Anruf erzählt habe. Kathy und ihr Bauch. Sie folgen mir bis ins Badezimmer.
„Ich muss pinkeln“, sage ich und schaue Kathy eindringlich an. „Darf ich?“
Widerwillig geht sie zurück in den kleinen Flur.
„Ich wusste es“, sagt sie. Ich kann ihre Augen glänzen hören. „Ich wusste, dass du es schaffst. Irgendwann musste es bergauf gehen. Jetzt wird alles besser.“
Immer wieder sagt sie es, während ich mit geöffnetem Reißverschluss vor der Toilette stehe. Ich habe ihr nicht davon erzählt, dass ich eigentlich schon ausgeschieden war.
„Findest du es nicht etwas komisch, dass die mich zu einer Telefonzelle bestellen?“
„Nein, gar nicht“, entgegnet Kathy vielleicht eine Spur zu heftig. „Wie kommst du darauf?“
„Ich weiß nicht. Sie könnten mich doch genauso gut gleich dorthin bestellen, wo der Test stattfindet.“
„Eine Sicherheitsvorkehrung“, entgegnet sie, als sei es das Normalste der Welt.
„Sicherheitsvorkehrung gegen was?“
„Gegen die, die es nicht bis zur zweiten Stufe geschafft haben. Man muss doch sichergehen, dass sich niemand in die nächste Runde schummelt. Bei dem Job würden das bestimmt einige versuchen.“
„Mmh“, mache ich und überlege.
„Sei nicht so paranoid, Paul! Sei lieber froh, dass du nicht wieder ganz nach Boston fahren musst. Ich meine, die holen dich doch quasi vor der Haustür ab.“
„Ja, stimmt schon
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