Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Titel: Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber , Anette Strohmeyer , Simon X. Rost , John Beckmann
Vom Netzwerk:
gewöhnlich warm genug“, wiederholt die Ärztin.
    Ich gebe es auf. Ich kann einfach nicht mehr. „Stimme zu.“
    Die Turnhalle wird an den Rändern bereits dunkel. Mein Gehirn wird nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Jeden Augenblick ist es vorbei. Meine Beine werden nachgeben, und das Laufband wird mich quer durch die Halle schleudern.
    „Aussage neun“, sagt die Ärztin. „Ich –“
    „Stimme zu!“, falle ich ihr ins Wort. Es ist kaum mehr als ein Pfeifen.
    „Aussage zehn –“
    „Stimme zu …“
    Sie klappt den Schnellhefter zu. „Ich danke Ihnen.“
    Das Laufband wird langsamer und kommt zum Stehen. Meine Beine haben die Tragkraft von Gummibändern. Ich sacke in mich zusammen. Über mir die Hallendecke. Irgendwo werden Rufe laut. Schritte poltern durch die Turnhalle. Sie kommen nicht zu mir. Das Gesicht des Coachs schiebt sich vor die Decke.
    „Hast es geschafft, Sportsfreund. Gut gemacht. Einfach immer weiteratmen.“
    Ich nicke und schnaufe. Irgendwann reicht die Luft, um mich aufzusetzen.
    Mein Coach gibt mir eine Wasserflasche. „Hier, trink!“ Es schmeckt bitter.
    An verschiedenen Stellen in der Halle sehe ich jetzt Sanitäter. Einer der Bewerber wird gerade auf einer Bahre hinausgetragen.
    „Haben nicht alle so gut durchgehalten.“
    „Was ist mit den Aussagen?“, frage ich. „Ich … ich habe nicht alle ...“ der Rest geht in einem Husten unter.
    „Doch“, sagt mein Coach. „Doch, hast du. Du hast sie dir nur nicht alle angehört.“
    Weitere Sanitäter eilen hinaus. Zwei von ihnen tragen eine Bahre, der dritte zieht einen Wagen mit Sauerstoffflasche hinter sich her.
    Ich sehe mich um. Die Ärztin ist verschwunden.
    Irgendwann gelingt es mir aufzustehen. Am anderen Ende der Halle, nicht weit von der Umkleidekabine entfernt, öffnet sich eine kleine Tür. Ein Mann kommt heraus. Er hat ein ganzes Rudel von Hunden dabei. Es sind Border Collies. Sie ziehen und zerren an ihren Leinen. Alle in die gleiche Richtung. Wie Spürhunde, die ihre Fährte aufgenommen haben.
    „Sag mir Bescheid, wenn du so weit bist, Sportsfreund.“
    Ich schaue auf. „Wofür?“
    „Für den zweiten Teil“, sagt mein Coach. „Den mit den Hunden.“
    Mühsam stehe ich auf. Zu meiner eigenen Überraschung tragen mich meine Beine.
    Der Coach führt mich zu der Tür, aus der geraden eben der Mann mit den Border Collies gekommen ist. Dahinter ist lautes Bellen zu hören. Und Jaulen.
    „Ich hoffe, du magst Hunde“, sagt mein Coach. „Oder vielleicht auch besser nicht …“

- 4 -

    Mit dem Sonnenaufgang beginnt das Grauen. Der Morgen nach dem Hochzeitsflug gleicht einem Schlachtfest. Ihrer Flügel entledigt sind die zurückgebliebenen Termiten, die Tausende, deren Suche vergeblich war, leichte Opfer für die bereits lauernden Räuber mit ihren Klauen, scharfen Zähnen und klebrigen Zungen. Nur wenige werden diesen Tag überleben.

    Während des Abendessens schaue ich aus dem Fenster. Unser Fernseher ist noch immer kaputt. Die Frau von gegenüber trägt wieder ihren Bademantel. Zwei Konstanten meines Lebens. Kathy stellt Fragen zu meinem Vorstellungsgespräch. Die Zeitung liegt zusammengefaltet auf dem Tisch. Sie will reden. Wirklich reden.
    „Hört sich an, als würden die geradezu in Geld schwimmen“, sagt sie. „Weißt du, was du in Boston an Miete zahlen musst?“
    Ich schüttele den Kopf.
    „Unsummen! Das sind Unsummen.“
    Ich schaue wieder hinaus.
    „Meinst du, Sie nehmen dich?“, fragt Kathy.
    Ihre Stimme ist voller Hoffnung. Es bricht mir fast das Herz.
    „Ich weiß es nicht.“
    „Aber du musst doch ein Gefühl haben?“
    „Du kennst mich.“
    Gefühle.
    „Ich hab dir alles erzählt“, sage ich.
    Und das stimmt tatsächlich. Ich habe einen umfassenden Bericht abgeliefert. Von den Laufbändern, von Mr. Thomas und einem riesigen Büro. Bei den Fragen habe ich es bei einer Zusammenfassung belassen.
    Von dem Test mit den Border Collies habe ich ihr lieber nichts erzählt.
    „Aber du bist ein guter Läufer. Bist du doch, oder?“ Kathys Augen sind beinah so groß wie ihr Bauch.
    Er wächst von Tag zu Tag, ihr Bauch. Es macht mir Angst.
    „Ich denke schon“, sage ich.
    „Schließlich warst du im Leichtathletikteam.“
    „Stimmt“, sage ich, obwohl das über zehn Jahre zurückliegt.
    „Die meisten Wissenschaftler sind nicht gerade Sportskanonen.“
    Ich erinnere mich an die vielen Sanitäter und die Bahren und nicke. „Einigen ging es gar nicht gut.“
    „Siehst du?“, fragt Kathy

Weitere Kostenlose Bücher