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Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Titel: Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber , Anette Strohmeyer , Simon X. Rost , John Beckmann
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wurde nicht bestraft.“ Sofort wird mir bewusst, dass ich mit der Bemerkung vielleicht zu weit gegangen bin. Es steht mir nicht zu, das Vorgehen der Schulleitung in Frage zu stellen.
    „Was nicht ist, kann noch werden.“ Jetzt flüstert er beinahe.
    Sein Schreibtisch ist bis auf mein Notizheft und das Modell eines merkwürdigen Autos völlig leer. Bei meinem letzten Besuch war das Auto noch nicht da. Es hat kein Dach und am Steuer sitzt ein grünes und haariges Monster. Irgendwie passt dieses Spielzeug überhaupt nicht zu dem stets korrekten Mr. Landino.
    Er bemerkt, wie ich das Modell betrachte. „Du weißt, was das ist?“, fragt er.
    „Ja“, antworte ich. „Die Nutzung von privaten Fahrzeugen wurde wie viele weitere überflüssige Dinge am Tag 35 im Jahre 0035 endgültig untersagt. Zwecks Schonung der Energieressourcen. Es macht ja auch keinen Sinn, ein solches Fahrzeug zu benutzen, wenn man damit nur in der Stadt herumfahren kann. Der Tag 35 wird seitdem alljährlich als Tag der Vernunft gefeiert. Ich freue mich immer sehr darauf. Wir dürfen dann fasten.“
    Mr. Landino seufzt. „Das hast du brav aufgesagt, Tori.“ Er tippt mit dem Zeigefinger gegen das Heck des Modells. Es rollt ein paar Zentimeter in meine Richtung. „Aber hier geht es um den Fahrer. Den Green Goblin. Er ist das Maskottchen der Porterville Patriots.“, murmelt Mr. Landino. „Ich bin ein großer Fan dieser Football-Mannschaft.“
    Ich gebe ein bemühtes „Aha!“ von mir. Ich weiß nicht, was an dem Auto interessant sein soll und Football finde ich ekelig. Sofort muss ich an dieses Poster denken, das früher in unserem Klassenraum hing. Es zeigte auf der linken Seite einige Mädchen, die auf sehr ästhetische Weise Gymnastik betrieben. Auf der rechten Seite prügelten sich ein paar verschwitzte Jungen in engen Hosen um einen Football.
    Mr. Landino schlägt mit der flachen Hand auf die Tischplatte und wechselt abrupt das Thema. „Es gibt Leute, die sind mit dir nicht ganz zufrieden.“
    Ich öffne überrascht den Mund, aber Mr. Landino bedeutet mir mit einer strengen Geste zu schweigen.
    „Sie behaupten, du hättest wissen müssen, dass Emily Prey mit ihrem Freund verschwinden will. Dann hätte es rechtzeitig verhindert werden können.“
    „Emily hat mir doch nichts erzählt“, erwidere ich und mir wird vor Aufregung ganz heiß. „Nur, dass sie sich in einen Jungen namens Jonathan verliebt hätte. Ich fand das furchtbar ekelig. Aber sie wollte nicht auf mich hören. Und ...“ Ich suche nach Worten. „Und pflichtgemäß habe ich sofort einen Bericht über dieses unsittliche Verhalten an Sie weitergegeben, Mr. Landino.“
    Er nickt. „Das hast du, Tori. Allerdings wäre es hilfreich gewesen, wenn du mehr über das, was Emily und ihr Freund planten, herausgefunden hättest.“
    Ich bin mir sicher, dass ich vor Scham rot anlaufe. „Bitte, Mr. Landino! Wenn ich das Thema auch nur andeutete, erzählte mir Emily sofort davon, wie sie sich mit dem Jungen geküsst hat. Und von noch viel widerlicheren Dingen. Das habe ich nicht ertragen!“ Tränen schießen mir in die Augen. Bei dem bloßen Gedanken an solches Tun wird mir speiübel.
    „Beruhige dich, Tori.“ Jeglicher Vorwurf ist aus Mr. Landinos Stimme verschwunden. „Deine überaus züchtige Grundeinstellung ehrt dich. Ich werde das in meiner Bewertung hervorheben.“
    „Danke“, sage ich und schmecke eine salzige Träne auf meinen Lippen. Hastig wische ich mir mit dem Ärmel über das Gesicht. „Gibt es noch immer keine Spur von Emily?“ Meine Freundin ist seit zwei Tagen verschwunden.
    Mr. Landino reckt das Kinn, kneift die Augen zusammen und lächelt schmallippig. „Ich werde dir drei Geheimnisse verraten. Du musst sie für dich behalten. Tust du es nicht, werde ich umgehend davon erfahren. Du weißt, was das bedeuten würde?“
    Ich schlucke. „Dann dürfte ich niemals zur Instanz für Innere Sicherheit.“ Es ist mein größter Wunsch, in nicht allzu ferner Zukunft die weiße Uniform der IFIS zu tragen, um Porterville beschützen zu können.
    „Mindestens“, flüstert Mr. Landino. „Das erste Geheimnis ist der Familienname von Emilys Freund Jonathan. Er lautet Sato.“
    „Was?“ Reflexartig wandert mein Blick wieder zum Porträt des Bürgermeisters.
    „Genau. Das hat Emily selbst dir nicht verraten.“ Ohne sich umzuwenden deutet Mr. Landino mit dem Daumen auf das Bild hinter seinem Rücken. „Jonathan ist sein Enkel.“ Er lässt mich nicht zu Atem kommen

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