Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)
mich an. „Konzentrieren Sie sich jetzt lieber darauf, dass Sie es geschafft haben.“
„Ich habe den Job?“, frage ich und tatsächlich lenkt es mich von den mindestens acht Stunden, die in meiner Erinnerung fehlen, ab.
„Sie sind bei der Expedition dabei“, bestätigt Mr. Lundergaard. „Wenn Sie denn noch immer wollen.“
„Natürlich will ich!“, entgegne ich und stutze. „Sollten es nicht drei Stufen sein? Drei Stufen, um die geeigneten Kandidaten zu finden?“
Er nickt. „Die dritte Stufe ist die Frage an sich.“
„Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.“
„Die Frage, ob Sie einwilligen oder nicht. Ob Sie bereit sind, alles andere aufzugeben für ein neues Leben oder nicht.“
Ich verstehe noch immer nicht.
Mr. Lundergaard schlägt die Beine übereinander. „Erzählen Sie mir ein wenig über sich. Warum gerade Termiten?“
Ich zucke mit den Schultern. „Insekten im Allgemeinen haben mich schon als Kind fasziniert. Die Struktur ihrer Völker und Staaten. Die Ordnung. Dieses kommunikationslose Verstehen.“
„Das kollektive Bewusstsein“, ergänzt Mr. Lundergaard. „Die kollektive Erinnerung.“
„Ja, das vor allem“, sage ich. „Aber das wissen Sie ja bereits. Sie haben meine Arbeit schließlich gelesen.“
„Sagt Ihnen der Begriff des morphischen Felds etwas? Der Bauplan der Natur?“
„Ich habe davon gehört, ja.“
„Aber Sie glauben nicht daran“, befindet Mr. Lundergaard. „Das ist in Ordnung. Vielleicht ist Ihnen trotzdem ein Experiment von Eugène Marais geläufig?“
„Der Tod der Termitenkönigin“, sage ich.
„Richtig. Und was passiert, wenn die Königin eines Termitenstaates stirbt?“
„Die Arbeiter stellen ihre Arbeit ein.“
„Der Staat geht zugrunde. Und zwar unabhängig davon, wo sich die Königin befindet. Sie können sie aus dem Bau entfernen und an einen beliebigen Ort bringen – die Arbeiter gehen ihrer Arbeit nach. Aber wenn die Königin stirbt, kommt alles zum Erliegen. Wie, frage ich Sie, kann das möglich sein?“
„Sie haben es bereits gesagt: Termiten besitzen ein kollektives Bewusstsein.“
Mr. Lundergaard nickt aufgeregt. „Der Termitenstaat als eigenständiger Organismus, richtig. Das Herz hört auf zu schlagen, und die Organe stellen ihre Arbeit ein. Der einzige Unterschied besteht darin, dass das, was Sie als eine kollektive Entscheidung des Staates interpretieren, in Wirklichkeit einem Plan folgt. Einem Bauplan. Den morphischen Feldern. Aber ich möchte Sie nicht langweilen. Sie werden das alles noch früh genug erkennen.“ Er sieht mich an. „Lassen Sie uns bei Ihren Termiten bleiben. Wenn sich König und Königin gefunden haben, schließen sie sich bekanntlich in ihrer Hochzeitskammer ein. Ihre Nachkommen kümmern sich um sie, es fehlt ihnen an nichts. Und trotzdem sind sie Gefangene. Zum Wohl ihres Staates. Können Sie sich mit diesem Vorgehen identifizieren, Mr. Higgins?“
„Inwiefern?“
„Lassen Sie mich Ihnen die Frage auf einem anderen Weg näherbringen. Mit der Expedition verhält es sich ganz ähnlich wie mit dem Hochzeitspaar der Termiten. Wenn Sie daran teilnehmen, wird es Ihnen den Rest Ihres Lebens lang an nichts fehlen. Ihrer Familie genauso wenig. Und wenn es stimmt, was manche vermuten, dann werden Sie den Lauf der menschlichen Zivilisation ändern. Zum Guten. Aber dafür müssen Sie sich opfern.“
„Was bedeutet das? Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen.“
„Wenn Sie einmal die Schwelle überschritten haben, gibt es kein Zurück mehr. Ihr bisheriges Leben ist dann beendet. Das unterscheidet uns vielleicht von den Termiten. In Ihrer Hochzeitskammer sind Sie allein.“
Nur langsam wird mir die Bedeutung von Mr. Lundergaards Worten bewusst. Mit der Erkenntnis kommt die Wut.
„Das ist doch Schwachsinn! Das ist ein Trick, oder? Sie wollen mich testen – habe ich recht?“
„Bitte nehmen Sie ernst, was ich sage“, entgegnet Mr. Lundergaard ruhig. „Die Verträge sind bereits vorbereitet. Alles ist rechtlich abgesichert. Um Ihre Interesse zu wahren, wird ein unabhängiger Notar eingesetzt. Auch wenn viele Menschen ihr misstrauen – die NSA steht zu ihren Versprechen.“
Ich frage nicht noch einmal nach, was die Regierung mit alldem zu tun hat.
„Ihrer Freundin und dem Kind wird es an nichts fehlen“, sagt Mr. Lundergaard. „Außer an Ihnen.“
„Das ist doch verrückt!“, sage ich laut und schüttele den Kopf. „Sie wollen, dass ich meine Familie für eine Expedition
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