Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)
Ich bleibe ruhig.
Davon abgesehen passiert nichts.
„Hallo?“, frage ich.
Meine Stimme ist dumpf. Als hätte ich Watte in den Ohren.
Niemand antwortet. Nichts passiert.
Ich warte, doch es ändert nichts.
Ich drehe mich langsam im Kreis, suche die Schwärze nach etwas Nicht-Schwarzem ab.
„Ich glaube, irgendwas funktioniert hier nicht“, rufe ich, obwohl ich bezweifele, dass man mich draußen hören kann.
Dann entdecke ich den roten Punkt. Er klebt etwas über Kopfhöhe vor mir an der Wand. Ein kleines rundes Licht. Es blinkt. Einmal. Zweimal. Dreimal.
Plötzlich leuchten die schwarzen Platten wieder auf. Die Tür wird geöffnet.
„Test beendet“, verkündet die Stimme von draußen.
Der rote Punkt ist verschwunden.
Ich gehe hinaus und steige die drei Stufen hinab.
In einigem Abstand stehen die Männer in den schwarzen Anzügen im Halbkreis um den Eingang herum. Alle starren mich ungläubig an.
„Ist irgendwas defekt?“, frage ich.
Niemand antwortet. Das Erstaunen der Männer scheint sich jedoch sogar noch zu steigern.
Mr. Lundergaard nimmt mich in Empfang und legt mir seine Hand auf die Schulter. Ich spüre die Nässe und Kälte durch den dünnen Hemdstoff.
„Ich wusste, dass Sie der Richtige sind“, sagt er leise.
„Die Maschine ist anscheinend kaputt“, flüstere ich zurück. „Ich habe gar nichts gemacht.“
„Er sagt, er habe gar nichts gemacht!“, wiederholt einer der jüngeren Männer so laut, dass auch die anderen es verstehen. Lautes, fast hysterisches Gelächter ist die Antwort. Einige schütteln fassungslos den Kopf, andere applaudieren.
General Hartman kommt mit mühsamen kleinen Schritten auf mich zu.
„Ich möchte Sie beglückwünschen, Mr. Higgins. Sie sind ein bemerkenswerter junger Mann.“
Mr. Lundergaards Hand ruht noch immer auf meiner Schulter, als müsse er sich abstützen. Oder als wolle er jedem Anwesenden zeigen, zu wem ich gehöre.
Ich verstehe nicht, was hier vor sich geht.
Menschliches Verhalten.
„Ich habe eigentlich gar nichts gemacht“, versuche ich es noch einmal, auch auf die Gefahr hin, erneut Gelächter zu ernten.
Diesmal bleibt es still.
Der General schaut aus seinen faltigen Augen zu mir auf. „Gerade dieser Umstand macht Sie so bemerkenswert.“
„Aber ich … ich war nicht mal dreißig Sekunden lang in dem Würfel.“
„Wie lange?“, fragt der General und wendet mir sein Ohr zu.
„Dreißig Sekunden“, wiederhole ich. „Auf keinen Fall mehr.“
Das Gesicht des Generals verändert sich. Es schiebt sich zusammen, formt ungelenk ein Lächeln. Eine Bewegung, die es anscheinend seit sehr langer Zeit nicht mehr vollführt hat.
„Ich bin froh, dass wir Sie gefunden haben“, sagt er und streckt mir seine Hand entgegen. Sie fühlt sich an wie Marmor. Kalt und sehr hart. „Willkommen an Bord der NSA.“
National Security Agency , denke ich.
„Was hat die Regierung damit zu tun?“
„Das werden Sie noch erfahren“, antwortet General Hartman.
Der Druck auf meiner Schulter verstärkt sich. Mr. Lundergaards Griff. Der Griff eines stolzen Vaters.
Auf dem Weg nach draußen kommen die anderen Männer zu mir und stellen sich vor, beglückwünschen mich, wollen mir die Hand schütteln, stecken mir Visitenkarten zu, sagen, ich solle mich bei ihnen melden. Einer macht Fotos mit einer Polaroid-Kamera. Erst von mir alleine, dann von ihm und mir. Die anderen fragen ebenfalls nach Fotos, doch da hat sich der Mann mit der Kamera bereits zurückgezogen.
Es dauert lange, bis wir die Limousine erreicht haben. Ich fühle mich wie ein Rockstar. Mr. Lundergaard weicht die ganze Zeit über nicht von meiner Seite. Wie ein Manager, der sein neu entdecktes Talent vor Mitbewerbern beschützt.
- 6 -
Wenn die Stunde ihres Fluges näherrückt, macht sich Unruhe unter den geflügelten Termiten breit. Fast scheint es, als sei ihnen das Gewicht ihrer Verantwortung bewusst. Die Gründung eines neuen Staates.
Wir fahren zurück. Draußen gleiten lautlos die Vororte vorbei. Es ist stockdunkel. Meine Armbanduhr zeigt neun Uhr dreiundvierzig, aber das kann nicht sein.
„Wie spät ist es?“, frage ich Mr. Lundergaard.
„Viertel vor zehn“, antwortet er, ohne nachzusehen.
Ich rechne nach. „Aber … aber das kann nicht sein! Sie haben mich vor knapp zwölf Stunden vor der Telefonzelle abgeholt. Was … was ist in diesem Würfel, in dem Kubus, passiert?“
„Denken Sie nicht zu viel nach, Mr. Higgins. Sie werden bald alles verstehen.“ Er sieht
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