Portland Head Light
ja schließlich genauso gegangen, als David nach seinem Unfall damals so lange im Krankenhaus gelegen hatte. Aber ihm gefiel es hier. Dominic fühlte sich wohl in dieser kleinen Stadt, die einerseits direkt an Meer, andererseits aber auch irgendwie im Wald lag. Soviel Grün hatte er noch nie um sich herum gehabt und sein letzter richtiger Winter war auch schon ewig her. Es war eben doch ein Unterschied, ob man eher im Westen das Landes lebte oder wie er jetzt im Osten. Allein an den Jahreszeiten, die hier deutlich ausgeprägter waren, merkte Dominic es, und auch wenn diese knackige Kälte reichlich ungewohnt war, sie gefiel ihm. Genau wie der Schnee.
„Ich bin gerne hier, David“, sagte er schließlich. „Auch wenn die Kälte gewöhnungsbedürftig ist. Ich mag den Schnee und mir gefällt die Ruhe hier. Die Menschen. Das gemächliche Leben. Es ist so ganz anders als diese Hektik, die wir bei den Rennen immer hatten. Ich weiß nicht, wo ich in sechs Monaten oder in einem Jahr sein werde, aber mit Sicherheit nicht auf einer Rennbahn.“
David schwieg einige Zeit, doch bevor Dominic nachhaken konnte, fragte er, „Träumst du noch?“
Ah, deswegen das Schweigen. „Jeder Mensch träumt dann und wann“, wich er einer direkten Antwort aus, obwohl Dominic wusste, dass er damit nicht durchkommen würde. Wie gesagt, David war ein Sturkopf, und nur weil er ihn beim Thema, 'Camerons Gefühle für ihn' rigoros abblockte, bedeutete das noch lange nicht, dass David sich das bei jedem Thema gefallen ließ.
„Du weißt, was ich meine“, murrte der dann auch wie erwartet, was Dominic grinsen ließ.
Natürlich wusste er, was David meinte, immerhin hatten sie so oft darüber gestritten und diskutiert, dass es ihm schlussendlich fast aus den Ohren gekommen war. Aber er war eben nicht David, der sich am Ende professionelle Hilfe gesucht hatte, um mit den psychischen Folgen des Unfalls klarzukommen. Dominic hatte einen anderen Weg gewählt und solange der funktionierte, gab es für ihn auch keine Notwendigkeit, sich in einem Raum voller Menschen offen darüber zu unterhalten, dass er seinen Beruf und sein bisheriges Leben wegen Alpträumen aufgegeben hatte. Zwar nicht nur wegen den Alpträumen, aber größtenteils. Wie dem auch sei. Eine Therapie zu machen, wie David vorgeschlagen hatte, kam für Dominic nicht in Frage. Nicht, solange er ohne zurecht kam.
„Es ist besser geworden. Ich habe keine Ahnung, ob die Alpträume wiederkommen würden, wenn ich wieder zurückginge, aber ich habe eh nichts dergleichen vor.“ Warum sollte er auch? Allein schon die Vorstellung, es auszuprobieren und danach wieder wochenlang jede Nacht schreiend aus dem Schlaf hochzuschrecken, lockte Dominic nun wirklich nicht.
„Vielleicht würde es dir auch helfen“, murmelte David und Dominic konnte wie immer die Schuldgefühle aus Davids Stimme heraushören, dabei konnte der gar nichts dafür.
„Du musst endlich damit aufhören“, bat er leise, aber zugleich auch sehr ernst. „Dass ich nach deinem Unfall Alpträume hatte, war und wird niemals deine Schuld sein. Und du bist auch nicht Schuld daran, dass ich deswegen den Rennstall verkauft habe. Ich wollte dieses Leben auf der Überholspur einfach nicht mehr länger führen. Es war meine Entscheidung, David, und ich bereue sie nicht. Dein Unfall hat die Sache einfach nur ein wenig beschleunigt.“
„Du meinst, du hättest sowieso irgendwann aufgehört?“
„Du etwa nicht?“, hielt Dominic dagegen und nickte innerlich, als David darauf wieder schwieg. „Eben. Ich bin jetzt Achtunddreißig und ich hatte garantiert nicht vor, mich auf Motorradrennbahnen herumzutreiben, bis ich an Altersschwäche sterbe oder in eine Wand krache. Ich habe die Rennen geliebt, gar keine Frage, aber ist es an der Zeit, mal etwas anderes zu versuchen.“
„Und was?“, wollte David wissen.
„Um das herauszufinden, bin ich hier“, antwortete Dominic und sah erneut aus dem Fenster. Der Schneefall hatte nachgelassen, was ihm perfekt in die Hände spielte, denn er hatte eben beschlossen, sich draußen noch eine Runde auszutoben, bevor er ins Bett fallen und hoffentlich auch schlafen konnte. „Und ich weiß zwar nicht, was du jetzt tust, aber ich gehe Holz hacken.“
„Holz hacken? Um die Uhrzeit?“, fragte David verblüfft.
Dominic musste unwillkürlich grinsen. „Ich brauche frisches Holz für den Kamin, also erledige ich das jetzt gleich und kann danach hoffentlich schlafen. Denn sobald Cameron bei mir
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