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Portland Head Light

Portland Head Light

Titel: Portland Head Light Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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stattdessen den Tisch zu decken, als er sah, dass Cameron dazu noch nicht gekommen war. Der machte derweil Montanas Napf voll und kurz darauf saßen sie schweigend beim Frühstück. Es war ein einträchtiges Schweigen, kein unangenehmes, was Dominic anfänglich befürchtet hatte. Und er war froh darüber, dass Cameron offenbar wie David zu der Sorte von Menschen gehörte, mit denen er einfach schweigen konnte, ohne dass es störte. Wäre dem nicht so gewesen, hätte er Cameron nicht lange in seiner Nähe ausgehalten. Trotzdem irritierte ihn irgendetwas an Camerons Ruhe, er konnte nur nicht greifen, was es war.
    „Ich war vorhin bei der Polizei“, brach er irgendwann die Stille und goss sich Kaffee nach. „Wir sollen nachher vorbeikommen, wegen der Anzeige des Überfalls und deiner Vermisstenanzeige. Die müssen wir zurücknehmen und das bedeutet Papierkram.“ Cameron nickte nur. „Und danach gehen wir einkaufen, damit du wieder was zum anziehen hast.“
    „Ich brauche nicht viel“, erklärte Cameron unbehaglich, was ihn abwinken ließ.
    „Wir besorgen, was du brauchst. Egal ob viel oder wenig, klar?“
    Wieder ein Nicken als Antwort und langsam wurde das unheimlich, weil es einfach nicht zu Cameron passte. Dominic merkte auf. Genau das war es, was ihn irritiert hatte. Camerons Ruhe. Normalerweise redete der nämlich ohne Punkt und Komma, da war dieses Schweigen doch sehr merkwürdig. Aber gut, in Anbetracht der Tatsache, dass sie sich kaum kannten und Cameron noch dazu gestern überfallen worden war, würde es wahrscheinlich ein paar Tage dauern, bis der Wirbelwind wieder zu seiner normalen Form zurückfand. Im nächsten Augenblick fiel Dominic etwas ein und er verfluchte sich dafür. Wieso hatte er nicht gestern Nacht schon danach gefragt?
    „Diese beiden Typen...“, fing er an und runzelte die Stirn, als Cameron sofort unruhig wurde. „Haben sie dich verletzt? Brauchst du einen Arzt?“ Dass Cameron ihm nicht gleich antwortete, sondern stattdessen erstmal überlegte, was er sagen sollte, ließ bei ihm sämtliche Alarmglocken anschlagen. Diese Hinhaltetaktik kannte er von David noch viel zu gut. „Wo bist du verletzt?“
    Cameron schüttelte den Kopf und wurde gleichzeitig knallrot. „Ich bin nicht... verletzt.“
    Dominic schüttelte den Kopf. „Lüg mich nicht an.“
    „Ich lüge nicht“, fuhr Cameron ihn an und starrte danach auf die Tischplatte. „Ich bin nur... aber das hat nichts mit...“ Er brach ab und erklärte dann, „Ich kann es dir nicht sagen.“
    Nein, damit beruhigte Cameron ihn ganz und gar nicht. Dominic war versucht, David anzurufen, weil der vielleicht mehr erreicht hätte in dieser Situation. Aber er tat es nicht, denn wenn David erfuhr, dass Cameron irgendwie verletzt war, würde nicht mal Adrian ihn in Baltimore halten können. „Versuchen wir es anders...“, meinte er daher. „Sag' mir, ob du einen Arzt brauchst, oder ob ein Besuch in einer Apotheke ausreicht.“
    Es dauerte bis Cameron wagte, den Blick von der Tischplatte weg und wieder auf ihn zu lenken. „Die Apotheke reicht. Falls du nicht zufällig eine Heilsalbe hier hast.“
    Heilsalbe? Mehr nicht? War das nun gut oder schlecht? Dominic war sich nicht sicher, genauso wenig wie er sich sicher war, ob er es genauer wissen wollte. „Die habe ich da.“ Als Cameron ihm verlegen und zugleich dankbar zunickte, runzelte er die Stirn. „Will ich es wissen?“
    „Nein.“
    „Was hast du bloß angestellt?“, murmelte er mehr zu sich selbst und zuckte erschrocken zusammen, als Cameron so schnell aufstand, dass der Stuhl dabei nach hinten umkippte und Montana fauchend aus der Küche verschwand.
    „Mir was zum abreagieren gesucht, okay?“, fluchte Cameron und sah ihn abschätzig an. „Für Unwissende wie dich, ich hatte einen etwas zu wilden Fick. Reicht das, oder willst du noch mehr Informationen haben? Wo? Wie oft? Welche Stellung?“
    Dominic schwieg verdattert. Erstens, weil Camerons Ausbruch viel zu schnell und zu überraschend gekommen war, und zweitens, weil er nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte. Vielleicht hätte er doch David anrufen sollen. Der hatte mit solchen Dingen bei weitem mehr Erfahrung als er. Oh, anrufen würde er David auf jeden Fall noch. Allein schon, um nachzufragen, ob er Cameron vielleicht doch lieber zu einem Arzt bringen sollte. Aber das musste warten, bis das hier zwischen ihnen geklärt war.
    „Es tut mir leid“, entschuldigte sich Cameron, bevor er etwas dazu sagen konnte, und

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