Portland Head Light
bei mir ankam. Das war am Morgen nach deinem Anruf und ich habe mich so sehr für dich gefreut, dass du endlich jemanden gefunden hast, und dass du es vor allem endlich verstanden hast.“
„Verstanden?“, fragte Dominic, während er anfing, das bereits von ihm abgetrocknete Besteck in die Schublade zu räumen.
Seine Mum zwinkerte ihm liebevoll zu. „Dass es nicht jedem Mann bestimmt ist, mit einer Frau glücklich zu werden.“
„Mum...“
„Warte... Lass mich erst zu Ende erzählen“, bat sie und Dominic nickte. „Ich ahnte schon sehr lange, dass diese Frauen, von denen wir durch Devin ab und zu erfuhren, nichts Ernstes für dich waren. Das musste zwar nicht zwangsläufig bedeuten, dass du dich mehr zu Männern hingezogen fühltest, aber kannst du dich noch an das eine Mädchen erinnern, dass du damals mit zu uns gebracht hast? Sie war die Einzige, die du uns je vorgestellt hast und auch das nur, weil zufällig an diesem Wochenende ein Rennen in der Nähe stattfand.“
Dominic runzelte die Stirn und musste eine ganze Weile überlegen, bis ihm zu den Worten seiner Mutter ein passendes Gesicht einfiel. An ihren Namen konnte er sich aber trotzdem nicht erinnern. War es denn für alle um ihn herum wirklich so offensichtlich gewesen? Der Gedanke war irgendwie erschreckend, fand er, und fragte sich dabei gleichzeitig wie er selbst es solange nicht bemerkt hatte. Das war etwas, das ihm noch eine Weile Kopfschmerzen machen würde, wusste Dominic. Er sagte aber nichts dazu. Irgendwann würde er vielleicht eine ihn zufriedenstellende Antwort darauf finden, und selbst wenn nicht, war das kein Weltuntergang. Hauptsache, Cameron war bei ihm und blieb es hoffentlich auch für eine lange Zeit.
„Colleen.“ Dominic sah seine Mum verblüfft an, die erstmal lachen musste, bevor sie seine Hand nahm und sie kurz drückte. „Ich habe es mir gemerkt, weil das Mädchen an den beiden Tagen mehr Zeit mit mir verbracht hat als mit dir. Da kam mir der Verdacht, dass mein Ältester sein Glück möglicherweise beim falschen Geschlecht sucht. Sicher war ich mir dann, als sie am Sonntagabend, wo du mit David, Tom, Devin und eurem Dad ein Rennen im Fernsehen analysiert habt, leise murmelte, dass sie alles dafür geben würde, wenn du sie nur einmal so ansehen würdest wie du Tom ansiehst.“
Dazu fiel Dominic nichts mehr ein. Außer eines. „Das hast du mir nie erzählt.“
Seine Mum zuckte lächelnd mit den Schultern und reichte ihm den nächsten Teller. „Hättest du es mir geglaubt?“
„Nein“, musste Dominic eingestehen.
„Eben. Du warst schon früher ein Sturkopf, wie ich keinen Zweiten kenne. Mal abgesehen von deinem Dad, aber um ganz ehrlich zu sein, wollte ich mich auch nicht einmischen. Du warst erwachsen, hattest dein Leben und musstest selbst darüber entscheiden. Und jetzt hast du dein Glück gefunden. Das ist alles, was mir wichtig ist.“
„Du hältst es für falsch, oder?“, fragte Dominic leise, da er die Worte zwischen den Zeilen sehr wohl verstand.
„Ja“, gab seine Mum zu und sah kurz aus dem Fenster, denn Cameron und Devin hatten nach dem Abendessen beschlossen, noch eine Runde Basketball zu spielen, während sein Vater sich um die Post hatte kümmern wollen. „Aber sie ist nun mal deine leibliche Mutter, wie könnte ich darüber entscheiden? Wenn du zu ihr fahren willst, dann fahre zu ihr.“
„Dad hat auch Angst um mich“, sprach Dominic aus, was seine Mum mit ihren Worten deutlich durchblicken ließ und daraufhin seufzte sie leise, bevor sie den Stöpsel aus dem Waschbecken zog und sich ihm zuwandte.
„Natürlich haben wir Angst um dich, du bist unser Sohn. Und deine Mutter hat versucht, dich umzubringen. Auch wenn ich weiß, dass du erwachsen bist und dich heute sehr wohl selbst verteidigen kannst, sehe ich noch immer diesen kleinen Jungen vor mir, der damals zu uns kam. Du warst so verschreckt und voller Angst, und hast in den ersten Wochen jeden meiner Schritte mit Argusaugen beobachtet.“
Dominic sagte nichts dazu, weil es keine Worte gab, die er hätte sagen können, denn seine Mum hatte Recht. Er hatte diese zwei ganz besonderen Menschen, die ihm ein neues Zuhause und sehr viel Liebe gegeben hatten, in der ersten Zeit voller Angst beobachtet. Daran konnte er sich noch sehr gut erinnern und er würde es auch niemals vergessen. Sie hatten unendlich viel Geduld mit ihm gehabt. Immer. Selbst, als er sich nach einer Reihe schlimmer Alpträume nachts in seinem Zimmer eingeschlossen
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