Porträt eines Süchtigen als junger Mann
noch mal. Ich drücke ihn leicht, drehe mich dabei aber so weg, dass er mit den Händen nicht an die Tasche mit der Pfeife und dem Feuerzeug kommt. Als er und John zur Tür rausgehen, bin ich sofort erleichtert. Ich gehe zum Telefon und rufe den Zimmerservice an, um eine große Flasche Ketel One und einen Kübel Eis zu bestellen. Ich stürze ab, da wird es Zeit für Wodka. Brian sitzt in einem Sessel und sieht mir wortlos zu.
Der Wodka kommt umgehend, und ich schütte Eis in ein großes Glas und fülle es bis zum Rand. Brian schüttelt auf die Frage, ob er auch was will, den Kopf und sagt,
Nein, danke
. Ich kippe zwei Drinks hintereinander und schenke mir einen dritten ein. Dann frage ich Brian, ob ich duschen kann, und er hat nichts dagegen. Ich nehme den Drink mit ins Bad, sperre die Tür ab und drehe die Dusche auf. Das Bad ist klein und hat keine Lüftung. Über der Dusche befindet sich jedoch ein kleines quadratisches Fenster, und schon stehe ich nackt in der Dusche und rauche, wie ich dachte, eine kleine Dosis, aber es stellt sich heraus, dass immer noch zwei, drei große Hits da sind. Plötzlich wünsche ich mir, ich hätte die Flasche Wodka mitgenommen. Ich stopfe die Pfeife, blase den Rauch aus dem kleinen Fenster in einen Luftschacht, lasse den Dampf aufsteigen, und bald bin ich locker. Einmal kommt Brian an die Tür und fragt ob alles okay ist.
Entspanne mich nur unter der Dusche
, sage ich. Ein paar Minuten vergehen, dann gibt sich die Panik des Tages wie auf der Toilette beim Psychiater. Ich entschließe mich, einen Zug für später aufzuheben, und trockne mich ab. Inzwischen bin ich von schönster Energie erfüllt; der Wodka hat der flatterigen Seite des Rauschs entgegengewirkt.
Scheiß drauf
, denke ich, als ich mit dem tief um die Hüfte geschlungenen Handtuch wieder ins Zimmer spaziere. Ich lege Jacke und Jeans neben das Bett und stelle den Wodka und das Eis auf den Nachttisch. Schenke mir nach, greife zur Fernbedienung und lege mich hin.
Brian, der, wie ich jetzt sehe, krause Haare, grüne Augen und einen starken 5-Uhr-Bartschatten hat, der mich an Noah erinnert, sieht gelassen zu, wie ich mich durch die Kanäle zappe und trinke. Ich frage ihn ein wenig nach seinem Job (hauptsächlich Profisportler und Promis aus Hotelzimmern schleusen und in die Reha bringen), was er früher gemacht hat (Cop), und finde heraus, dass er eine Freundin (nette Frau, Krankenschwester) und ein Häuschen auf dem Land hat, wo er die Wochenenden verbringt. Ich schiebe mein Handtuch noch etwas weiter runter und frage, ob es ihn stört, wenn ich mir Pornos ansehe. Er sagt
Bitte sehr
, und ich gehe auf Pay Per View. Er bleibt ein paar Minuten sitzen und lacht über meine absurden Lockgesten, dann sagt er, er muss telefonieren.
Als er aus dem Zimmer geht, kommt mir der Gedanke, dass ich Happy herbestellen und eine oder zwei Tüten bei ihm kaufen kann. Dazu brauche ich Bargeld, aber darüber zerbreche ich mir nicht den Kopf, als ich mein Handy aus der Jacke fische und so schnell ich kann Happys Nummer wähle. Er meldet sich, ich sage:
Dreihundert und zwei Pfeifen
, Name und Anschrift des Hotels und dass er mich anrufen soll, wenn er unten ist. Happy nimmt das ungerührt hin, und ich frage mich, ob er hier schon mal geliefert hat. Nach dem Gespräch laufe ich im Zimmer hin und her und habe Angst, dass Brian wiederkommt.
Jetzt oder nie
, denke oder sage ich, ziehe mich rasch an, gehe zum Aufzug und fahre hinunter in die Lobby. Ich weiß, dass mir nur ein paar Minuten bleiben, um das Geld zu holen und wieder im Zimmer zu sein, ehe Brian zurückkehrt. Wie ich den Deal mit Happy abwickeln soll, kann ich mir noch gar nicht vorstellen. Als sich die Aufzugtür öffnet, steigt die Panik in mir hoch und schnürt mir die Kehle zu. Sicher ist Brian irgendwo hier unten und sieht mich. Ich gehe in Bemelmans Bar und die Treppe hinauf zur Toilette. Da sie leer ist, verschwinde ich in einer Kabine und stecke mir rasch die Pfeife an, die vom vielen Gebrauch ganz verkohlt ist und jetzt auch nur noch wenig Crack enthält. Einen ordentlichen Hit gibt sie trotzdem noch her, ehe ich mich entschließe, das Glasröhrchen in einer Hand voll Klopapier zu zerdrücken und es im Klo runterzuspülen. Ein öliger, verbrannt schmeckender tiefer Zug noch, dann zertrete ich das Ding und werfe es ins Klo.
Die schummerigen Bars und diversen Nebenlobbys des Carlyle sind ein vertracktes Labyrinth, und ich laufe im Sitzbereich vor den Telefonen
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