Poseidon - Der Tod ist Cool
aquarum.
Die Suchmaschine warf dreitausendzweihundertsiebzig Ergebnisse aus. Dreitausendzweihundertsiebzig Möglichkeiten, die für Frenzel alle in einer Sackgasse endeten.
Ok, Plan B.
Er griff zum Telefonbuch.
Procher. Franz Procher.
Frenzel erinnerte sich noch ganz genau an seinen damaligen Lateinlehrer. Er schmunzelte.
Einen Kopf größer als ein Eimer Wasser, aber toben wie die Niagarafälle.
Er tippte die Nummer in das Telefon.
Hoffentlich ist er auch zuhause.
Nach mehrmaligem Läuten meldete sich eine ihm bekannte Stimme. Er atmete erleichtert aus.
„Ja, hallo Herr Procher. Hier spricht Frenzel. Peter Frenzel. Vielleicht erinnern Sie sich noch an mich, ich bin ein ehemaliger Schüler von Ihnen. Sie haben mich in der neunten Klasse in Latein unterrichtet.“
Frenzel hatte den Eindruck, den alten Herrn in der einsetzenden Stille nachdenken zu hören. Er sah förmlich, wie dieser sich am Kopf kratzte – eine der Angewohnheiten, die Procher damals pflegte.
„Mmmmm, Frenzel, Frenzel, Frenzel. Peter. Ah, jetzt fällt es mir wieder ein. Waren Sie nicht der Schüler, der die geschichtlichen Hintergründe der damaligen Zeit mehr liebte, als deren Sprache?“
Es schmeichelte Frenzel ein wenig, dass Procher sich an ihn erinnerte.
„Ganz genau. Die Geschichte lebte für mich, das Lateinische dagegen wirkte kalt und leblos.“
„Dann ist also nicht Latein der Grund Ihres Anrufs? Wenn Sie mich zu einem Ehemaligentreffen einladen möchten – vielen Dank, aber ich habe kein Interesse.“
„Keine Angst, es geht um kein Treffen. Ich möchte Ihnen aus beruflichen Gründen eine Frage stellen...“
„Aus beruflichen Gründen?“, unterbrach ihn Procher.
„Genau. Ich arbeite bei der Polizei...“
„Interessant.“
„...und im Zuge von Ermittlungen...“
„In welcher Funktion und auf welchem Gebiet?“
Frenzel mühte sich, freundlich zu bleiben. Es kam ihn so vor, als ob er verhört wurde – sein Ex-Lehrer wollte anscheinend wissen, ob aus seinem Schüler etwas Ordentliches geworden ist.
„Als Hauptkommissar der Mordkommission benötige ich Ihre Unterstützung.“
„Mordkommission? Ich hätte nie geglaubt, dass Sie zu Polizei gehen. Ich dachte immer, Sie werden Archäologe oder Sie eröffnen einen Antiquitätenladen.“ Procher lachte heiser in den Hörer.
„Das Leben nimmt manchmal seltsame Wege, nicht war?“ Frenzel machte auf verständnisvoll, auch wenn er sich auf den Arm genommen fühlte. „Können Sie mir bitte bei der Übersetzung eines lateinischen Satzes behilflich sein – meine rudimentären Kenntnisse reichen dafür einfach nicht aus. Vielleicht hätte ich damals doch besser aufpassen sollen.“
„Das möchte ich meinen. Schießen Sie los, ich bin ganz Ohr.“
Frenzel bemühte sich, den Satz richtig auszusprechen.
„Könnten Sie das bitte wiederholen? Und aufgepasst, es heißt m e d i i s, nicht m e d i s.“ , empörte sich Procher.
Frenzel spürte die Hitze in seinem Kopf hochsteigen.
Mensch Alter, du benimmst dich wie ein Schüler in der achten Klasse, der seine Vokabeln nicht richtig gelernt hat. Reiß dich zusammen, du bist keine vierzehn mehr.
Genervt ließ er sein Können erneut von Stapel. Nach vier Versuchen war Procher endlich zufrieden.
„Na also, es geht doch noch.“ , spöttelte er.
Frenzels Geduldsfaden zeigte Risse. Mit letzter Beherrschung erkundigte er sich nach der Übersetzung.
„Kein Problem: Dieses Werk hier ist eine mühevolle Arbeit und mitten im Gebäude herrscht die göttliche Kraft des Wassers. Im Zuge welcher Ermittlungen...?“
„Könnten Sie dies freundlicherweise bitte nochmals sagen – ich schreibe mit.“
Procher schnaubte. Anscheinend unterbrach man
ihn
nicht.
Er wiederholte die Übersetzung und stellte seine Frage erneut.
„Dazu komme ich gleich. Können Sie den Sinn in irgendeinen Zusammenhang bringen, mit Italien zum Beispiel?“
Frenzel spulte sein Routineprogramm ab.
Er war wieder am Zug.
Procher verneinte nach wenigen Sekunden.
„Wieso fragen Sie nach Italien? Weisen Spuren in diese Richtung?“
Prochers Neugier griff nach Frenzel.
„Tut mir Leid, dazu darf ich Ihnen keinerlei Auskünfte geben. Haben Sie vielen Dank für Ihre Unterstützung und entschuldigen Sie die Störung. Auf Wiedersehen.“
„Aber ich...“
Frenzel kappte die Verbindung.
Wie gut, dass meine Nummer nicht im Telefonbuch steht.
Er wendete sich wieder seinem Rechner zu. Erneut fütterte er ihn mit seinen neuesten Erkenntnissen. Auch diesmal
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