Poseidon - Der Tod ist Cool
zerplatzten seine Hoffnungen auf eine wirkliche Spur im Nu. Ungläubig starrte er auf den Monitor.
Verdammter Mist!
Wütend schlug er mit der Faust auf den Tisch. Dabei spritzte etwas Kaffee auf den Bildschirm des Laptops, der nun langsam daran herunterlief.
Auch das noch.
Frenzel nahm einen Zipfel seines Duschtuchs zwischen die Finger und entfernte das Malheur. Dabei fiel sein Blick auf die Reisebürobanner, die sich am rechten Rand der aktuellen Homepage tummelten. Gedankenverloren bewegte er den Zeiger seiner Maus auf die erstbeste Anzeige, klickte sie an. Als sich das Bild des Anbieters aufbaute, kam ihm eine Idee:
Möglicherweise komme ich über die Reiseagenturen auf den Zusammenhang zwischen dem ominösen lateinischen Satz und Italien. Irgendwie stehen beide miteinander in Verbindung.
Aufregung breitete sich in ihm aus, als er die erste Nummer wählte - ein Jucken machte sich auf seinem Körper bemerkbar.
Frenzel hatte Glück – die Angestellten der Agentur sprachen hervorragend deutsch. Er beherrschte zwar noch einige Brocken Italienisch aus einem Kurs der Volkshochschule, der Jahre zurück lag, hätte aber keinen Pfifferling darauf verwettet, diesen komplexen Sachverhalt annähernd richtig zu übersetzten. Doch damit war seine Menge an Glück auch schon verbraucht – sie besaßen keine Ahnung. Nicht einmal eine Idee oder einen Anhaltspunkt konnten sie ihm geben. Enttäuscht lehnte er sich zurück.
Wieso sollte es beim ersten Mal gleich klappen?
Frenzel klickte das nächste Werbebanner an. Als er den Hörer erneut in die Hand nahm, um eine weitere Telefonnummer einzugeben, hielt er kurz inne.
So wird das nichts – ich kann unmöglich jedes Reisebüro in Italien anrufen. Ich muss strategisch vorgehen.
Er legte den Hörer zurück auf den Tisch und trank einen Schluck Kaffee. Gedankenverloren kratzte er sich am Bauch. Das Jucken wurde stärker; es breitete sich allmählich wellenförmig über seinen ganzen Leib aus.
Das kommt davon, wenn du dich nicht eincremst.
Frenzel schob den Gedanken genauso schnell zur Seite, wie er gekommen war.
Es gab Wichtigeres zu tun.
Er holte sich eine Karte auf den Schirm, die Italien in seine bekannten Urlaubsregionen unterteilt zeigte. Zu jeder Einzelnen googelte er fünfzehn Reisebüros inklusive den dazugehörigen Emailadressen. An alle schickte er die gleiche Nachricht mit der Bitte um Hilfe.
Bis morgen weiß ich sicher mehr.
Geduld, Peter, Geduld.
Scheiße, was…
Das Beißen überrannte ihn. Es okkupierte jede Zelle, flutete sie mit Hitze. Frenzel krümmte sich, pfefferte das Handtuch in die Ecke. Er krallte die Fingernägel in seine Unterarme und kratzte sich blutig. Er packte seine Waden, bearbeitete sie wie mit einem Hobel. Er griff nach seinen Oberschenkeln, spürte die Haut, die sich schälte und unter seine Nägel schob. Er schlug sich brutal mit der flachen Hand ins Gesicht.
Einmal.
Zweimal.
Immer wieder.
Der Impuls, zu reiben, wurde übermächtig. Er mündete in etwas Stärkerem – dem Wunsch, sich das Fleisch in Fetzen vom Knochen zu reißen. Frenzel stürmte halb wahnsinnig ins Bad, drehte die Dusche auf und stellte sich unter den eiskalten Strahl.
Ohne Erfolg.
Er glaubte zu brennen. Lichterloh.
In der Hoffnung auf Linderung warf er sich mit dem Rücken an die kalten Fliesen der Wand. Dabei rutschte er aus, schlug hart mit dem Gesäß auf den Wannenboden auf. Die Schmerzen überlagerten für einen Moment das Höllenfeuer.
Aber, aber das ist unmöglich!
Frenzels Blick lag starr auf seinen Händen. Er hörte Falks Stimme, die in den Tiefen seines Unterbewussten loderte. Er kannte die Worte bereits. Er hatte sie schon einmal gehört.
Deine Wunden verheilten schnell, nicht wahr? Wie fühlst du dich, mit dieser Macht in dir? Ist es nicht ein unglaubliches Gefühl, unverwundbar zu sein? Aber nichts gibt es umsonst. Du weißt, alles hat seinen Preis. Und du bezahlst in einer ganz besonderen Währung. Mit Zeit. Deiner Lebenszeit. Also gehe sorgfältiger mit deinem Körper um. Sonst verpasst du das große Finale. Das wäre doch nicht in unserem Sinne. Ich warte auf dich...
Kaum verklang die Stimme in Frenzels Kopf, verschwand auch die Pein, die ihn noch vor wenigen Sekunden attackierte.
Frenzels Blick bohrte sich in seine Hände.
Etwas sammelte sich in seinem Innern.
Etwas Altes.
Von Generation zu Generation weitergereicht.
Schmerz.
Seelischer Schmerz.
Er brach aus Frenzels Kehle heraus, hallte an den Wänden.
Bis er ihn ein
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