Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Poseidon - Der Tod ist Cool

Poseidon - Der Tod ist Cool

Titel: Poseidon - Der Tod ist Cool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Wand
Vom Netzwerk:
betrachtete er ein letztes Mal den Gemarterten. Erst jetzt weckte die Flagge um Reiters Schultern seine Aufmerksamkeit. Die Eindrücke der vergangenen Minuten hatten dieses Detail völlig in den Hintergrund verdrängt.
    Italien. Falk befindet sich in Italien. Die lateinische Inschrift wird mir sagen, wo.
    Zufrieden verließ er den Keller. Als er in den Flur hinaustrat, bemerkte Frenzel eine flüchtige Bewegung in den Augenwinkeln. Blitzartig drehte er sich um.
    Da stand er vor ihm. Lächelnd.
    Falk.
    Er hielt ein Messer in der Hand.
    Frenzel reagierte sofort. Er zog seine Waffe. Ohne zu Zögern feuerte er das komplette Magazin ab. Die Geschosse drangen in Falks Körper, doch sie hinterließen weder Löcher in dessen Kleidung, noch trieben sie Schneisen durch sein Fleisch. Kein Tropfen Blut spritzte. Die Kugeln schlugen ins Holz der Eingangstüre, deren Splitter sich im Hausgang verteilten.
     
    „Nein, das kann nicht möglich sein!“ Sein Finger betätigte wie wild den Abzug.
    Klick, klick, klick, klick, klick...
    Frenzels Unterbewusstsein hatte längst registriert, dass der Kolben ins Leere schlug, doch die Ereignisse hoben Frenzels Welt aus den Angeln.
    „Hallo mein Freund. Wie lange wird es noch dauern, bis du endlich begreifst? Ich begleite dich Tag und Nacht. Verfolge jeden deiner Schritte. Sieh dich an, was für ein erbärmliches Bild du abgibst. Sollte ich mich etwa so in dir getäuscht haben? Wo ist der alte Frenzel, so wie ich ihn kenne und liebe?“
    Falks Stimme erklang von überall gleichzeitig.
    „Deine Wunden verheilten schnell, nicht wahr? Wie fühlst du dich, mit dieser Macht in dir? Ist es nicht ein unglaubliches Gefühl, unverwundbar zu sein? Aber nichts gibt es umsonst. Du weißt, alles hat seinen Preis. Und du bezahlst in einer ganz besonderen Währung. Mit Zeit. Deiner Lebenszeit. Also gehe sorgfältiger mit deinem Körper um. Sonst verpasst du das große Finale. Das wäre doch nicht in unserem Sinne. Ich warte auf dich...“
    Falk hob seinen Arm und schleuderte das Messer auf Frenzel. In diesem Moment befreite sich Frenzel aus seiner Starre, drehte sich zur Seite und tauchte nach unten ab. Seine Bewegung ging fließend in einen Angriff über. Mit einem gewaltigen Satz schnellte er in Falks Richtung. Er konzentrierte sich darauf, Falk mit beiden Händen am Rumpf zu fassen zu bekommen.
    Ich.
    Töte.
    Dich.
    In Frenzels Ohren ertönte ein Summen.
    Die Zeit scheint still zu stehen.
    Die Frequenz erhöhte sich.
    Ich schwebe in einem engen Tunnel auf ihn zu.
    Es wurde zu einem Tosen.
    Frenzel schrie.
    Das Bild am Ende der Röhre löste sich in Luft auf.

52. Kapitel
     
    Frenzel lag bis zum Hals in der Badewanne und genoss die befreiende Wirkung.
    Herzschlag. Atemzug. Herzschlag. Atemzug.
    Er fühlte sich zwar immer noch geschwächt, aber die andauernde Übelkeit der letzten Stunden war verflogen. Neben der Wanne stand ein Weinglas, gefüllt mit argentinischem
Santa Andrea;
Rotwein aus einer Mischung von Cabernet-Sauvignon und Malbec. Kerzen spendeten dem Raum ihr weiches Licht. Vanilleduft lag schwer über der Szenerie.
    Frenzel rekapitulierte die
Begegnung
mit Falk.
    Als hätte Falk sich in einer Parallelwelt befunden. Die kurze Einblendung aus einer anderen Wirklichkeit. Nie zuvor hatte ich ein vergleichbares Erlebnis. Eine Vision, die die Realität verschlang. Was zum Teufel stellt sein Zeug noch alles mit mir an?
    Er tauchte seinen Kopf unter Wasser und lauschte.
    Doch was ist überhaupt real?
    Poch, poch, poch. Herzschlag.
    Die verschwundenen Narben auf meinem Schädel? Die wundersam verheilten Schnitte in meinem Gesicht?
    Blasen entwichen aus seiner Nase.
    Das ich noch lebe?
    Die Sauerstoffreserven wurden knapp.
    Was ist das für ein Leben, in dem sich Fiktion und Wirklichkeit zu einem undurchdringbaren Nebel verdichten?
    Seine Lungen brannten.
    In dem der Wahnsinn verborgen liegt.
    Er presste die Lippen fester zusammen. Mit den Fingern verschloss er seine Nasenflügel. Er zwang sich weiter unter Wasser.
    Macht so ein Leben überhaupt einen Sinn?
    Sein Auge blickte starr nach oben. Das Kerzenlicht schwebte auf der Oberfläche.
    Das einzig Reale ist der Tod. Der Tod meines Bruders.
    Er schloss es.
    Sterben kann so einfach sein.
    Frenzel entspannte sich.

53. Kapitel
     
    Das Geräusch drang dumpf an seine Ohren.
    Einmal. Zweimal. Nur kurz.
    Es steigerte sich. Ein Stakkato enervierender Nadelstiche.
    Es hieb einen Keil zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Katapultierte Frenzel an die Oberfläche

Weitere Kostenlose Bücher