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Poseidon - Der Tod ist Cool

Poseidon - Der Tod ist Cool

Titel: Poseidon - Der Tod ist Cool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Wand
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schwirrte in seinem Kopf herum. Alle seine Gedanken zentrierten sich in diesen vier Buchstaben.
    Falk.
    Frenzel drehte sich um und betrachtete sein Wohnzimmer. Ein Foto des Turiner Grabtuches hing an der Wand gegenüber. Er erinnerte sich an die Geschichte des ungläubigen Thomas.
    Herr, ich habe gesehen und kann nicht glauben. Darf nicht glauben. Wie sonst sollte ich den Mut aufbringen, weiter zu machen, die Kraft, nicht zu verzweifeln?
    Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und sein Blick blieb für einige Zeit auf dem Bildnis hängen. Er beruhigte sich. Seine mentale Kraft kehrte zurück - er kam in seine Mitte.
    Ich muss wieder ganz zum Anfang.
    Vor seinem inneren Auge spielte er die Ereignisse des
Poseidon-Falles
noch einmal durch. Jedes einzelne Detail dieses grausamen Stückes zog an ihm vorbei. Nur die letzten Erlebnisse verschwanden im Nebel. Die Tage der Gefangenschaft in Falks Labor spülten nur bruchstückhaft an die Oberfläche.
    Konzentriere dich. Streng dich an.
    Er knallte seine Faust in die Wand. Die Haut an seinen Fingerknochen platzte auf.
    Es hat keinen Sinn. Der Schlüssel liegt in Falks Anwesen verborgen.
    Frenzel nahm das Telefon in die Hand und wählte die Nummer der Taxizentrale. Während er seine Adresse durchgab, setzte das Herzrasen erneut ein. Schweiß breitete sich sintflutartig über seinem Körper aus. Zitternd legte er den Hörer zurück in die Gabel – von der Verletzung war nichts mehr zu sehen.

51. Kapitel
     
    „Bitte warten Sie hier auf mich“
    Der Fahrer nickte.
    Frenzel stieg aus dem Taxi – für die wenigen Meter bis zu Falks Anwesen benötigte Frenzel nur Sekunden - ihm kam es endlos vor. Er hatte sein Zeitgefühl verloren. Sein Magen verkrampfte sich weiterhin in einem nicht enden wollenden Stakkato. Die quälende Übelkeit breitete sich über seinen
ganzen
Körper aus. Seine Augen brannten und alle Glieder taten ihm weh. Als Frenzel den Eingang erreichte, fühlte er sich um Jahre gealtert. Mit schwacher Hand drückte er die Klinke nach unten. Es war offen. Sofort empfing ihn Verwesungsgeruch. Instinktiv griff Frenzel zu seiner Waffe. Er wollte keine Wiederholung der Ereignisse riskieren. Falk hatte ihn schon einmal in seiner Gewalt. Mit kurzen Schritten tastete er sich in das Haus hinein. Immer wieder verharrte er für einen Moment, lauschte angestrengt.
    Stille.
    Frenzel stieß die Tür zum Kellerraum auf. Der Gestank potenzierte sich. Er rang nach Luft.
    Atme durch den Mund.
    Vorsichtig nahm er Stufe um Stufe,
glitt
die Kellertreppe hinab.
    Schwüle durchzog Falks Labor.
    Als schwitze der Tod den Rest an Fäulnis hinaus.
    Da sah er ihn.
    Reiters Anblick erschütterte ihn ein weiteres Mal. Trotzdem ging er näher heran. Etwas stimmte nicht.
    Was ist das?
    Schwarz-weiße Wellen liefen über den Gemarterten hinweg.
    Was zum Teufel...?
    Fliegen!
    Sie bedeckten den Leichnam.
    Und Maden.
    Mit ihren pulsierenden Bewegungen erweckten sie den Anschein, als ob Reiter sich bewegte. Lebte.
    Frenzel konnte seine Übelkeit nicht mehr kontrollieren. Er übergab sich direkt auf Reiters Überreste. Die Insekten schwirrten kurz davon und gaben den Blick auf den Oberkörper frei. Hier hatte der Zersetzungsprozess seltsamerweise noch nicht das Ausmaß der übrigen Regionen erreicht. Frenzel stand vornübergebeugt da und atmete schwer. Er benötigte einige Sekunden, bis er sich besser fühlte. In dieser Zeit formten die Informationen, die er aus dem Augenwinkel wahrnahm, ein Bild.
    Als er den Blick erneut Reiter zu wandte, zog er ein Taschentuch aus seiner Jackentasche. Mit vorsichtigen Bewegungen wischte er Teile seines Erbrochenen von der Leiche.
    Das sind nicht nur Verbrennungen.
    Er schluckte.
    Das sollen Buchstaben sein. Wie von einem Brandeisen mit kleinen Lettern...
    Verscheuchte erneut das Ungeziefer.
    Wörter.
    Er trat ein wenig zurück.
    In Latein.
    Seine Lippen formten Silben in einer Sprache, die er seit fünfzehn Jahren nicht gesprochen hatte. Er kramte Stift und Notizzettel aus der Jackentasche, kritzelte Schriftzeichen für Schriftzeichen auf das Papier. Strich Geschriebenes. Verbesserte. Bis er die Lösung zu kennen glaubte.
    Hoc opus hic labor est et aedibus in mediis numen aquarum.
    Die Übersetzung hole ich mir bei einem Fachmann.
    Frenzel verstaute seine Aufzeichnungen. Er sah sich weiter in Falks Labor um, auch wenn er
wusste,
dass er nichts Interessantes mehr finden würde. Er hielt den Schlüssel für seine nächsten Schritte in den Händen. Im Hinausgehen

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