Poseidons Gold
deiner Mutter rausgequetscht, daß Censorinus manchmal abends ausgegangen ist. Ihr hat er dann erzählt, er wolle sich mit einem Freund treffen.«
»Davon hat Mama mir kein Wort gesagt!«
»Du mußt eben die richtigen Fragen stellen«, antwortete Petro selbstgefällig. »Da siehst du mal, wozu ein Profi wie ich gut ist, oder?«
»Du und Profi, daß ich nicht lache! Und wer war der Freund?«
»Das wußte deine Mutter nicht. Censorinus hatte keinen Namen genannt, aber dieser Laurentius könnte gut und gern unser Mann sein. Vielleicht hat man Censorinus absichtlich zu deiner Mutter geschickt, damit er die Familie schikaniert, während der andere, dieser Laurentius, sich um andere Geschäfte kümmert.« Petro lehnte sich zurück und rollte die Schultern, als ob auch ihm der feuchte Morgen zu schaffen machte. Er war ein großer, kräftiger Kerl, ein richtiges Muskelpaket, der solches Nieselwetter verabscheute. Ausgenommen die Zeit, die er daheim mit seinen Kindern verbrachte, war dieser Frischluftfanatiker am liebsten draußen; das war einer der Gründe, warum er so an seinem Beruf hing. »Hast du zufällig die Rechnung von diesem Rasthaus in der Campania gesehen?«
Seine Lider waren halb geschlossen, damit kein Verdacht auf Mitwisserschaft an meiner Durchsuchung von Censorinus’ Gepäck aufkam.
»Hab ich«, gab ich ebenso unverfänglich zurück.
»Kam mir wie ’ne Rechnung für zwei Personen vor.«
»Ist mir nicht aufgefallen.«
»War ja auch nicht eigens so ausgewiesen, aber wie ich die Preise auf dem Land kenne, würde ich sagen, daß da Heu für zwei Pferde oder Maultiere mit drin war und auch mehr als ein Bett.« Dann setzte er mit auffallend leiser Stimme hinzu: »Dieses Rasthaus – liegt das nicht ganz in der Nähe vom Hof deines Großvaters?«
»Jedenfalls in der Gegend. Ich würde ja mal dort vorbeischauen, wenn das nicht gegen die Kautionsauflagen verstieße.«
»Na und?« Petro grinste plötzlich ganz fröhlich. »In Ostia warst du schließlich auch!«
Wie zum Hades hatte er das nun wieder erfahren? »Läßt du mich etwa beschatten, du Hund?«
Er verweigerte die Antwort. »Dank dir für den Hinweis auf diesen Laurentius. Ich werde mich gleich mal bei der Militärbehörde umhören. Wenn er allerdings nur auf Urlaub in Rom war, hat man ihn vielleicht gar nicht offiziell registriert.«
»Falls er nur ganz harmlos mit Censorinus seinen Urlaub in der Hauptstadt verbracht hat«, wandte ich ein, »hätte er sich doch melden müssen, sobald er von dem Mord erfuhr.«
»Stimmt«, sagte Petro. »Daß er’s nicht getan hat, macht ihn verdächtig. Wenn es sein muß, schreib ich an die Fünfzehnte und hole an Ort und Stelle Erkundigungen über den Mann ein. Bloß kann das Wochen dauern.«
»Wenn nicht gar Monate! Falls bei der Legion nichts gegen ihn vorliegt, werden die womöglich gar nicht auf die Anfrage einer Zivilbehörde antworten.«
»Und wenn doch was gegen ihn vorliegt«, versetzte Petro sarkastisch, »wird die Legion ihn in aller Stille ausmustern und mir erst recht nicht antworten.« Soldaten und Offiziere unterstanden nur dem Militärgesetz. Petronius konnte einen Centurio zwar verhören, und falls sich herausstellte, daß Laurentius seinen Kameraden Censorinus umgebracht hatte, konnte Petro offiziell Anklage erheben – aber verhandeln würde einen solchen Kameradenmord die Legion (was heißt, sie würde ihn vertuschen). Für Marponius und Petro konnte diese neue Spur also unter Umständen zu einem recht unbefriedigenden Ergebnis führen. »Nein, da gibt’s bessere Methoden. Meine Männer sollen sich mal in den Pensionen hier in der Stadt umhören, das scheint mir aussichtsreicher. Falls dieser Laurentius Dreck am Stecken hat, ist er vielleicht gar nicht mehr in Italien, aber ich lasse trotzdem den Hafen in Ostia überwachen. Und sollten wir ihn noch erwischen, dann kann ich ihn höflich bitten, nach Rom zurückzukehren, um mir ein paar Fragen zu beantworten …«
»Du glaubst doch nicht im Ernst, daß er darauf eingehen würde!«
»Na und? Wenn er sich weigert, macht er sich verdächtig, und du bist fein raus. Gestützt auf seine Weigerung, uns bei den Ermittlungen zu helfen, kann ich alle Anklagepunkte gegen dich entkräften. Marponius könnte nichts dagegen unternehmen. Also, was hast du jetzt vor, wo du jetzt zumindest vorläufig aus dem Schneider bist?«
»Ich treffe mich mit meinem lästigen Vater zu einem Bildungsgespräch über Kunst.«
»Viel Spaß!« grinste Petronius.
In der
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