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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Athene, die zu Teilen aus Elfenbein geschnitzt war und sogar ihren eigenen Teich hatte. Der Herr der Meere war, wie ich traurig feststellte, nicht vertreten – es sei denn, er befand sich (vage Hoffnung) gerade zum Restaurieren in irgendeiner Werkstatt.
    Jedes dieser Kunstwerke verdiente ungeteilte Bewunderung. Wir hatten zwar nicht die Zeit, alle auf ihre Echtheit zu überprüfen, aber auch die Kopien waren, wie gesagt, so ausgesucht schön, daß sie sich neben den größten Meisterwerken behaupten konnten.
    Ich bringe in der Regel nur ein gewisses Quantum Ehrfurcht auf, ehe mich das unwiderstehliche Bedürfnis überkommt, die weihevolle Atmosphäre aufzulockern. »Da kann ich nur Mama zitieren: ›Bin ich froh, daß wer anders dieses Gerümpel jeden Morgen abwaschen muß!‹«
    »Pssst! Hast du denn gar keine Kultur?« So oder ähnlich verliefen viele meiner Kabbeleien mit Papa. In seinen politischen Ansichten war er genauso eindeutig und sarkastisch wie ich, aber kaum kam man auf Kultur zu sprechen, verwandelte er sich in einen regelrechten Snob. Dabei hätte er, der doch seit rund vierzig Jahren Antiquitäten an Banausen verscherbelte, allen Grund gehabt, etwas kritischer gegenüber Kunstsammlern und -mäzenen zu sein.
    Wir wollten der Galerie der Götter eben den Rücken kehren, als unsere Gastgeber es für angezeigt hielten, auf der Bildfläche zu erscheinen. Vermutlich rechneten sie damit, daß wir mittlerweile in Bewunderung erstarrt wären. Also versuchte ich, so ätherisch zu wirken wie einer, der das Abbild seiner Götter nicht nach Geldeswert bemißt, was mir aber leider niemand abnahm. Carus und Servia ließen ihre Besucher nicht zuletzt deshalb ungehindert durch ihre Gemächer streifen, um sie mit dem phantastischen Reichtum an Stein und Bronze, der ihnen hier dargeboten wurde, schwindlig zu machen.
    Die beiden begrüßten uns gemeinsam. Mein Vater hatte mich schon darauf vorbereitet, daß sein Kunstsinn und ihr Geld in dieser Partnerschaft eine ebenso langfristige wie erfolgreiche Verbindung eingegangen waren.
    Carus führte die meiste Zeit das Wort, doch ihre Macht im Hintergrund war unverkennbar. Die beiden erschienen als ein unlösbar zusammengeschmiedetes Paar, und was sie so fest verband, war unstillbare Raffgier. Wir hatten ein Haus betreten, in dem der Hunger nach Besitz so spürbar in der Luft hing wie eine schleichende Krankheit.
    Cassius Carus war ein kläglich dürres Männchen mit dunkel gelocktem Haar. Er war Mitte Vierzig, hatte hohle Wangen, Tränensäcke und schwere Lider. Anscheinend hatte er in letzter Zeit das Rasieren vergessen – sicher, weil er zu sehr im Banne seiner überlebensgroßen Akte stand. Ummidia Servia mochte an die zehn Jahre jünger sein als ihr Mann. Sie war eine beleibte, blasse Person, die leicht reizbar wirkte. Vielleicht hatte sie es auch bloß satt, dauernd den Stoppelbart zu küssen.
    Beide waren ganz in Weiß, und ihre Gewänder bauschten sich in verschwenderischem Faltenwurf. Er trug ein Paar protzige Siegelringe, sie ein, zwei aparte Goldfiligranarbeiten, aber großen Wert auf Schmuck legten offenbar beide nicht. Die unbequem würdevolle Kleidung sollte sie als angemessene Hüter ihrer Kunstwerke ausweisen; übertriebenes Geschmeide hätte da nur störend gewirkt.
    Vater, wie gesagt, kannten sie bereits. »Darf ich Ihnen meinen Sohn vorstellen«, sagte Geminus und erntete damit für den Moment frostige Blicke, während die beiden sich zusammenreimten, daß ich nicht der legendäre Festus sein konnte.
    Dann beehrten sowohl er als auch sie mich mit einem unangenehm schlaffen Händedruck.
    »Wir haben gerade Ihre Sammlung bewundert.« Mein Vater gibt sich bisweilen gern servil.
    »Und? Was sagen Sie dazu?« wandte Carus sich an mich, wahrscheinlich weil er meine Zurückhaltung spürte. Er kam mir wie ein Kater vor, der prompt auf den Schoß des einzigen Gastes springt, der allergisch gegen Katzenhaare ist.
    Getreu meiner Rolle als respektvoller Sohn des Auktionators sagte ich, daß ich nie bessere Qualität gesehen hätte.
    »Ah, dann wird Ihnen unsere Aphrodite gefallen!« Bei seiner schleppenden, leicht pedantisch klingenden Stimme hörte sich das an wie ein Befehl. Und er lud uns auch unverzüglich ein, besagtes Wunderwerk zu begutachten, das in einem separaten, begrünten Innenhof ausgestellt war. »Wir haben eigens eine Wasserleitung legen lassen.«
    Noch eine Aphrodite! Zuerst die üppige des Malers, und jetzt eine sogar noch aufreizendere kleine

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