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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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in Rom …«
    »Er war aber hier!« donnerte Geminus.
    Manlius brach zusammen. »Ja, er dachte, die Luft war rein, und da ist er zurückgekommen. Aber jetzt ist er wieder weg …«
    »Wovor hatte er Angst?«
    »Das weiß ich nicht …« Wir ließen ihn noch eine Runde pendeln. Allmählich war es ihm bestimmt nicht mehr angenehm, mit dem Kopf nach unten am Seil zu baumeln. »Vor … vor den Fragen der Leute!«
    »Wen meinst du mit ›Leute‹? Censorinus? Laurentius? Oder etwa uns?«
    »Euch alle!«
    »Schön, aber warum fürchtet er sich? Was hat er angestellt, Manlius?«
    »Das weiß ich wirklich nicht. Eine ganz große Sache … in so was hätte er mich niemals eingeweiht.«
    Mir kam eine Ahnung, die sich von Minute zu Minute zur Gewißheit verdichtete. Ich packte Manlius am Ohr. »Hatte mein Bruder Festus Streit mit ihm?«
    »Kann schon sein …«
    »Wegen einer verschollenen Statue?« fragte mein Vater.
    »Oder wegen einer Statue, die gar nicht verschollen war«, fauchte ich.
    »Die von einem Schiff kam, das niemals untergegangen ist …«
    »Doch, das Schiff ist gesunken«, stöhnte Manlius. »Das ist die reine Wahrheit, glaubt mir! Als Orontes das erste Mal aus Rom verschwand, um Festus nicht zu begegnen, hat er’s mir erzählt. Das Schiff ist mitsamt der Statue gesunken.«
    »Und was hat er dir sonst noch erzählt?«
    »Nichts! Gar nichts! Oh, bitte, laßt mich runter …«
    »Warum hat er dir nichts erzählt? Ihr seid doch Freunde, oder?«
    »Er hatte sein Wort gegeben …«, flüsterte Manlius so ehrfürchtig, als wage er nicht einmal das auszusprechen. »Man hat ihm sehr viel Geld gezahlt, damit er den Mund hält …« Ich hielt es nicht für ausgeschlossen, daß diese romantischen Freizeitrevoluzzer sich tatsächlich an ein solches Ehrenwort gebunden fühlten, selbst wenn die Schurken, die sie bestochen hatten, ganz üble Verbrecher sein mochten. Aber Typen wie Manlius und seine Freunde hatten vermutlich nicht den moralischen Weitblick, wahre Verbrecher überhaupt als solche zu erkennen.
    »Und wer hat ihn bezahlt?«
    »Das weiß ich nicht!« Es klang so verzweifelt, daß ich geneigt war, ihm zu glauben.
    »Also noch mal zum Mitschreiben«, bohrte Geminus weiter. »Als Festus nach Rom kam, weil er sich Orontes vorknöpfen wollte, hat Orontes davon Wind bekommen und sich verdrückt.« Manlius versuchte zu nicken, was aber in seiner Stellung nicht leicht war. Aus seinen Haaren und Brauen tropften Farbe und nasser Putz, und er klapperte seltsam hektisch mit den Lidern. »Und nach Festus’ Tod dachte Orontes, nun sei die Gefahr vorbei und er könne zurückkommen?«
    »Er liebt eben seine Arbeit …«
    »Quatsch! Er liebt es, der Familie Didius das Leben schwerzumachen! Wie denkt sich das dein schlauer Freund denn nun in Zukunft? Will er etwa jedesmal türmen, wenn wieder jemand kommt und neugierige Fragen stellt?« Abermals ein mattes Nicken, gefolgt von weiterem Getropfe. »Dann beantworte mir noch eine Frage, du armseliges Früchtchen: Wo versteckt sich der Feigling, wenn er aus Rom flieht?«
    »In Capua«, stöhnte Manlius. »Er wohnt jetzt in Capua.«
    »Aber nicht mehr lange!« prophezeite ich.
     
    Wir ließen den Maler an seinem Gerüst hängen, aber im Hinausgehen wiesen wir den Wächter darauf hin, daß im Triklinium der Sabinerinnen und im weißen Empfangssaal vielleicht nicht alles in Ordnung sei. Er brummelte in seinen Bart, er würde nachsehen, wenn er seine Partie Dame zu Ende gespielt habe.
    Papa und ich traten hinaus auf die Straße und kickten mißmutig Kieselsteine über das Pflaster. Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte: Wenn wir diesen Fall aufklären wollten, mußte einer von uns nach Capua.
    »Hältst du Manlius für glaubwürdig? Können wir uns darauf verlassen, daß Orontes in Capua ist?«
    »Ich denke schon. Manlius und Varga haben mir gestern schon erzählt, daß sie vor kurzem in der Campania waren – ich wette, da haben sie ihren Kumpel in seinem Versteck besucht.«
    »Wehe dir, wenn du dich irrst, Marcus!«
    Im unwirtlichen Monat März erschien dem älteren Mitglied der eben noch so martialischen Didius-Jungs die Reise hinunter in die Campania, nur zu dem Zweck, eine schmutzige Geschichte aus einem Bildhauer herauszuprügeln, offenbar wenig verlockend.
    Aber selbst wenn es anders gewesen wäre: Solange mein Versprechen Mutter gegenüber noch nicht eingelöst war, konnte ich wohl kaum meinen Vater vorschicken.

XLVI
    Wir kamen aus dem äußersten Norden der Stadt und

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