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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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antworten: Mama, ich bin dreißig und keine fünf Jahre alt! Aber mit Argumenten habe ich mich noch nie gegen meine Mutter behaupten können.
    Nach landläufiger Meinung war eine Senatorentochter, die sich an einen mickrigen Privatermittler wegwarf, vermutlich selbst ein Synonym für schlechte Gesellschaft.
    Aber der Gedanke, ein letztes Mal mit Helena einen draufzumachen, bevor ich vollends pleite ging, munterte mich auf.
     
    Helena Justina wartete schon auf mich.
    Zum Abendessen gab es wieder Aal. Heute morgen war offenbar eine Riesenladung auf dem Markt eingetroffen, und nun aß bestimmt ganz Rom das gleiche Gericht.
    Die Küche war normalerweise meine Domäne. Da ich annahm, daß meine Liebste nur dazu erzogen worden war, sich züchtig zu betragen und lieblich auszusehen, hatte ich es mir zur Regel gemacht, den Lebensmitteleinkauf und das Kochen selbst zu besorgen. Helena fügte sich dieser Regel, aber manchmal, wenn sie wußte, daß ich viel zu tun hatte und die Gefahr bestand, mit leerem Magen ins Bett zu müssen, lief sie los und besorgte uns außer der Reihe etwas Köstliches. Meine baufällige Küche machte sie zwar nervös, aber sie war durchaus imstande, die Rezepte, die sie früher ihren Dienstboten vorgelesen hatte, selbst nachzukochen. Ihre heutige Überraschung hatte sie in Safransauce gedünstet. Es schmeckte köstlich, und ich schlang tapfer meine ganze Portion runter – schon weil sie mich bei jedem Bissen beobachtete und nach Lob heischte.
    Als die Schüssel endlich leer war, lehnte ich mich aufatmend zurück und betrachtete Helena. Sie war wunderschön. Aber ich würde sie verlieren. Irgendwie mußte ich ihr die traurige Nachricht beibringen.
    »Wie war’s heute mit deinem Vater?«
    »Phantastisch! Erst haben wir uns mit ein paar snobistischen Kunstsammlern vergnügt, dann leisteten wir uns den Spaß, zwei Maler fertigzumachen, und nun planen wir einen frivolen Ausflug. Übrigens – hättest du Lust, in die Campania zu fahren?«
    »Lust nicht direkt, aber ich komme mit.«
    »Ich muß dich allerdings warnen, Papa und ich haben einen ziemlich üblen Ruf: die ungehobelten Didius-Jungs, ein rauhbeiniges Paar, das schon durch bloße Namensnennung die Straßen leerfegt. Deine Aufgabe wäre es, ein bißchen Solidität und Anstand in das Unternehmen zu bringen.«
    »Das ist aber schade«, meinte Helena mit blitzenden Augen. »Ich hatte schon gehofft, ich könnte mal das lose Frauenzimmer spielen, das ein Goldstück im Ausschnitt versteckt hat und die Fährleute mit wüsten Flüchen erschreckt.«
    Ich grinste. »Gefallt mir unter Umständen noch besser.«
    Die aufgesetzte Fröhlichkeit verriet mich. Da sie spürte, daß ich trostbedürftig war, setzte sich Helena auf meinen Schoß und kraulte mir das Kinn. In der Hoffnung auf solche Freuden hatte ich mich unten in der Brunnenpromenade noch schnell rasieren lassen, bevor ich in die Wohnung raufging. »Was ist denn los, Marcus?«
    Ich erzählte es ihr.
    Helena sagte, sie könne sehr gut auch ohne Standeserhebung und Ehevertrag leben – was vermutlich hieß, sie hatte sowieso nicht damit gerechnet, daß ich es je soweit bringen würde.
    Ich sagte, es tue mir furchtbar leid.
    Sie sagte, das sehe man mir an.
    Ich drückte sie fest an mich in dem Bewußtsein, daß ich sie jetzt von Rechts wegen zu ihrem Vater zurückschicken müßte. Aber ich wußte auch, daß sie damit niemals einverstanden wäre, und das machte mich wieder froh.
    »Ich warte auf dich, Marcus.«
    »Dann mußt du womöglich ewig warten.«
    »Na, wenn schon!« Sie flocht mir kleine Zöpfchen ins Haar. »Willst du mir nicht erzählen, was heute wirklich passiert ist?«
    »Ja, weißt du … eigentlich haben Papa und ich nur den Beweis dafür erbracht, daß, wenn sich mehrere Mitglieder der Familie Didius mit vereinten Kräften der Lösung eines Problems widmen …«
    Helena Justina lachte schon. »Ja?«
    »… zwei von uns noch mehr Mist bauen können als einer allein!«

XLVIII
    Horaz, der einmal die Via Appia hinuntergefahren ist, schildert sie in seinen Satiren als ein abwechslungsreiches Pandämonium mit betrügerischen Wirten, Schlaglöchern, Hausbränden, sandigem Brot und entzündeten Augen. Er beschreibt, wie man ihn in großer Hast auf eine Fähre trieb, mit der er die Pontinischen Sümpfe überqueren sollte, dann aber ohne jede Erklärung stundenlang am Kai warten mußte. Und er erinnerte sich, wie er die halbe Nacht wachlag und dem Rendezvous mit einer Schönen entgegenfieberte, die

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