Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
die Chance ja gar nicht«, gestand ich kläglich.
    Wieder kam einer der diskreten Haussklaven angehuscht und brachte einen dampfenden Krug mit Honig und Wein. Da er uns, ohne zu fragen, beiden einschenkte, nahm ich den dargebotenen Becher. Das Getränk war stark mit indischer Narde gewürzt – eine berauschende Mischung. Wenn man bedenkt, daß es bei uns daheim früher nichts anderes gab als den Bodensatz alten Weins, reichlich mit Wasser verdünnt und mit einem kümmerlichen Blatt Eisenkraut drin, um den Geschmack zu überdecken, dann hatte mein Vater es wahrhaftig weit gebracht.
    Das Licht am westlichen Horizont wurde immer schwächer, als der Nachmittag langsam in den Abend überging. Im dämmrigen Dunst jenseits des Tibers erkannte man zur Rechten gerade noch den Ianiculum. Auf diesem Hügel stand ein Haus, von dem ich einmal geträumt hatte, ein Haus, in dem ich gern mit Helena gelebt hätte.
    »Wird sie dich verlassen?« Papa hatte anscheinend meine Gedanken gelesen.
    »Wenn sie klug ist.«
    »Ich hab nicht gefragt, was sie tun sollte !«
    Ich lächelte. »Wie ich sie kenne, fragt sie auch nicht danach.«
    Er schwieg eine Weile. Ich wußte, daß er Helena gern hatte.
    Plötzlich beugte ich mich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und umspannte den Becher mit beiden Händen. Mir war etwas eingefallen. »Was hat Festus eigentlich mit dem Geld gemacht?«
    »Du meinst die halbe Million?« Papa rieb sich die Nase. Er hatte die gleiche Nase wie ich: Sie verlief in gerader Linie von der Stirn abwärts, ohne Wölbung oder Knubbel zwischen den Brauen. »Das wissen die Götter!«
    »Bei seinem Nachlaß hab ich kein Geld gefunden.«
    »Und ich hab auch nie was davon gesehen.«
    »Habt ihr denn nicht darüber gesprochen, als er dir von dem Phidias erzählte?«
    »Festus«, entgegnete mein Vater leicht genervt, »hat mir nie ein Sterbenswörtchen davon gesagt, daß die Sammler den Phidias gleich bezahlt haben! Das erfuhr ich erst viel später von Carus und Servia selbst.«
    Ich lehnte mich wieder zurück. »Ob sie ihn wirklich bezahlt haben? Wäre es nicht möglich, daß ihre Quittung gefälscht ist?«
    Papa seufzte. »Was meinst du, wie gern ich das geglaubt hätte! Aber ich hab mir den Wisch gründlich angesehen. Du kannst ihn dir ja mal zeigen lassen, wenn du willst …«
    Ich schüttelte nur den Kopf. Unglück zu horten ist nicht meine Art.
    Mir fiel kein anderer Ausweg ein: Orontes Mediolanus war jetzt unser einziger Anhaltspunkt.
    Wir verbrachten noch einige Zeit damit (meiner Schätzung nach etwa zwei Stunden), die Reisevorbereitungen für Capua zu besprechen. Das war für die Verhältnisse der Familie Didius schon recht kultiviert, aber nichtsdestotrotz wurden all meine vernünftigen Vorschlage zur Abkürzung der Beschwerden einer langen, ermüdenden Reise über den Haufen geworfen. Ich wollte so rasch wie möglich runterreiten, das Geschäft zügig erledigen und wieder heimgaloppieren. Papa pochte darauf, daß seine alten Knochen sich nicht mehr mit einem Pferderücken vertrügen. Er wollte in irgendeinem Mietstall, den er gleich auch vage zum Treffpunkt bestimmte, einen Wagen bestellen. Beim Thema Kostenteilung kamen wir einer Einigung schon näher. Auch die Aufbruchszeit wurde kurz diskutiert, allerdings ohne klares Ergebnis. Die Familie Didius vergällt sich mit der Regelung praktischer Dinge nicht gern das Leben.
    Unterdessen erschien wieder ein anderer Diener, diesmal unter dem Vorwand, das Tablett zu holen. Doch ich sah, wie er und Papa einen Blick wechselten, der vielleicht ein verabredetes Zeichen war. »Du gehst dann wohl lieber«, sagte mein Vater diskret.
    Niemand erwähnte die Frau, mit der er zusammenlebte, und doch war ihre Anwesenheit jetzt fast spürbar.
    Er hatte recht; wenn sie im Haus war, wollte ich möglichst rasch verschwinden. Er brachte mich hinunter. Ich zog eilig Mantel und Stiefel an und ergriff die Flucht.
     
    Das Schicksal war wieder mal gegen mich und stellte mir eine Aufgabe, der ich mich am allerwenigsten gewachsen fühlte: Keine zwei Straßen von Vaters Haus entfernt, mußte ich, der ich mich ohnehin schon als Verräter fühlte, ausgerechnet auf Mama treffen.

XLVII
    Das schlechte Gewissen lastete wie ein zweiter Mantel auf mir.
    »Wo kommst du denn hergeschlichen?«
    Wir standen an einer belebten Ecke. Jeder Passant muß mir angesehen haben, daß ich ein Sohn war, der ganz bös in der Klemme steckte. Und jeder windige Schuft auf dem Aventin wird sich den ganzen Weg bis zur

Weitere Kostenlose Bücher