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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zwischen Rubinia und Orontes nach unserem Verschwinden gesorgt, selbst wenn bei unserem Besuch nichts weiter herauskommen sollte. Ich wandte mich wieder an den Bildhauer: »Festus hat dich wie die Stecknadel im Heuhaufen gesucht, Verehrtester. Deine Kleine hier hat ihn an deine Freunde Manlius und Varga verwiesen, aber die haben ihn sauber ausgetrickst … Hat er dich in jener Nacht eigentlich noch gefunden?«
    Der Gefangene im Sarg schüttelte den Kopf.
    »Schade«, warf Papa lakonisch ein. »Festus hatte nämlich im Umgang mit Verrätern den Bogen raus!«
    Orontes erwies sich nun als ebenso großer Feigling wie seine Freunde, die Pinselkleckser. Man sah förmlich, wie sein Kampfgeist erlosch. »Im Namen der Götter!« stöhnte er. »Warum laßt ihr mich nicht alle in Frieden? Ich bin nicht freiwillig in diese Sache reingeraten, und was passiert ist, war nicht meine Schuld!«
    »Was ist denn passiert?« fragten Papa und ich wie aus einem Mund, worauf ich meinem Vater einen wütenden Blick zuwarf. Mit meinem alten Freund Petronius hätte es so was nicht gegeben; wir waren hervorragend auf Doppelverhöre eingespielt (womit ich sagen will, daß Petro wußte, wann er mir die Führung zu überlassen hatte).
    Doch wie sich gleich herausstellte, erzielte man bei Orontes gerade im Duett die erhoffte Wirkung. »Laßt mich hier raus«, wimmerte er kläglich. »Ich krieg so leicht Platzangst!«
    »Schieb doch den Deckel noch ein bißchen weiter zu, Marcus!« bat Papa liebenswürdig. Ich schritt mit entschlossener Miene auf den Sarg zu.
    Der Bildhauer fing an zu schreien. Doch da brüllte ihn seine Holde an: »Verdammt! Nun sag den Scheißkerlen endlich, was sie wissen wollen, damit wir wieder ins Bett können.«
    »Eine Frau, die ihre Prioritäten klug zu setzen weiß!« lobte ich, nur einen Fußbreit von ihrem eingesperrten Liebhaber entfernt. »Na, Orontes, willst du jetzt den Mund aufmachen?«
    Er nickte ergeben, und ich ließ ihn raus. Sofort versuchte der falsche Hund, uns auszubüxen, aber Papa, der mit so was gerechnet hatte und vorsorglich vom Schoß seiner Göttin heruntergerutscht war, landete genau vor den Füßen des Bildhauers und versetzte ihm einen solchen Schwinger gegen das Kinn, daß Orontes bewußtlos zu Boden ging.
    Ich fing ihn unter den dicht behaarten Achseln auf. »Na prima, Papa! In dem Zustand wird er uns bestimmt ’ne Menge erzählen!«
    »Was hätte ich denn machen sollen? Ihn abhauen lassen?«
     
    Wir legten den Bildhauer auf den Boden und kippten einen Krug kaltes Wasser über ihm aus. Als er wieder zu sich kam, hatten Papa und ich uns grade mächtig in der Wolle. »Du mußt immer alles übertreiben!« warf ich ihm vor. »Jetzt halt dich gefälligst ein bißchen zurück, ja? Schließlich soll der Kerl zumindest so lange am Leben bleiben, bis er geredet hat …«
    »Ich hätte das Mädchen viel härter anpacken sollen«, grummelte Papa, als wäre er ein hirnloser Schlägertyp, dem es Spaß macht, seine Opfer zu quälen.
    »Ach, das war schon recht so, fürs erste.«
    Orontes sah sich erschrocken nach Rubinia um, die aber im Atelier nirgends mehr zu entdecken war. »Was habt ihr mit ihr gemacht?«
    »Nicht allzu viel – bis jetzt!« Mein Vater grinste vielsagend.
    »Der Mann hat seine Berufung verfehlt«, kommentierte ich trocken. »Keine Sorge, sie ist bloß ein bißchen eingeschüchtert. Noch konnte ich Geminus zurückhalten, aber lange schaff ich das nicht mehr. So, und jetzt mach’s Maul auf, Orontes, oder du kriegst einen Meißel in den Allerwertesten! Und Jupiter allein weiß, was dieser Wahnsinnige deinem hübschen Weibsstück antun wird!«
    »Ich will Rubinia sehen!«
    Ich zuckte nur die Schultern. Ohne mich um seine verzweifelte Miene zu kümmern, begutachtete ich eingehend die Statue, an der ich inzwischen lehnte. Sie hatte den Körper eines griechischen Athleten in Hochform, aber den Kopf eines römischen Landmanns von etwa sechzig Jahren, mit zerfurchtem Gesicht und Segelohren. »Ovonius Pulcher«, stand auf der Plinthe. Fast ein Dutzend solcher Monstrositäten waren im Atelier verteilt, alle mit den gleichen durchtrainierten Körpern, aber verschiedenen Häuptern. Offenbar war so was gerade der letzte Schrei; jeder Mann in der Campania, der auf sich hielt, mußte so ein Unikum bestellt haben.
    »Die sind ja einfach scheußlich!« sagte ich frei heraus. »Muskelmänner in Massenproduktion mit absolut unpassenden Köpfen.«
    Papa sah das anders. »Nein, nein, Orontes versteht sich auf

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