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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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weil Carus ein vorsichtiger Mensch ist, wollte er eine so große Summe erst rausrücken, wenn eine Expertise seines eigenen Agenten vorlag. Also, Orontes – wie hast du’s nun angestellt, unsere kostbare Statue zu verlieren?«
    Der Bildhauer wand sich wie ein Wurm. »O ihr Götter … ich hab’s doch nur gut gemeint … Aristedon, der Agent von Carus, kam nach Tyrus und bestätigte die Echtheit der Statue. Nun hätte ich sie eigentlich auf dem Landwege nach Caesarea bringen sollen, aber weil das Militär alle Straßen unsicher machte, war ich nicht gerade scharf auf diese Reise. Deshalb kam mir der Vorschlag der Gebrüder Aristedon, den Phidias mit dem eigenen Schiff, der Perle von Perga, zu transportieren, wie ein Geschenk des Himmels vor.«
    »Und darauf hast du dich eingelassen?« fragte Papa verächtlich.
    »Die Brüder Aristedon haben dir hoffentlich eine Quittung ausgestellt?« setzte ich drohend hinzu.
    »Aber ja …« Irgendwas stimmte hier nicht; Orontes war ganz blaß geworden und konnte mir partout nicht in die Augen sehen.
    »Also hast du den Aristedons die Statue übergeben?«
    »Ja, warum auch nicht? Ich war damit eine große Sorge los; außerdem brauchte ich nun nicht mit der Hypericon nach Rom zu segeln, sondern konnte zurück nach Griechenland und meine Provision von Festus in eigene Kunstgegenstände investieren.«
    »Du hast also den Phidias übergeben und die übrige Fracht meines Bruders auf der Hypericon ihrem Schicksal überlassen, während du selbst flugs nach Achaia ausgebüchst und erst dann nach Italien zurückgekehrt bist, als es dir in den Kram paßte?«
    »Stimmt, Falco; aber weil mich das vor dem Ertrinken bewahrt hat, sehe ich keinen Grund, mich zu entschuldigen!« Eigentlich eine vernünftige Einstellung – solange man nicht zu einer Familie gehörte, die durch diesen Hanswurst ein kleines Vermögen verloren hatte. »Als ich heimkam, erfuhr ich, daß die Hypericon gesunken war und Festus alles verloren hatte.«
    »Wo zum Hades ist nun der Phidias?« raunzte Papa.
    »Tja, eine traurige Geschichte. Ich beglückwünschte mich schon dazu, die Statue gerettet zu haben, als die Nachricht kam, daß auch die Perle von Perga auf Grund gegangen sei.«
    »Nun mach aber mal halblang!« röhrte mein Vater. »Soviel Pech auf einmal kann’s doch gar nicht geben!«
    »Es war eine ungünstige Jahreszeit. Überall wüteten furchtbare Stürme.«
    »Und wie ging es weiter?« warf ich ein.
    »Ich saß ganz schön in der Tinte. Carus kam zu mir, und ich mußte ihm schwören, daß ich Festus nichts von dem Tausch erzählen würde …«
    »Er hat dich für diesen Betrug bezahlt?«
    »Na ja …« Der Blick des Bildhauers wurde noch unsicherer. »Er hat mir was abgekauft.«
    »Bestimmt keine von deinen Arbeiten«, sagte mein Vater freundlich. »Carus ist zwar ein Scheißkerl, aber auch ein Connaisseur.«
    Orontes antwortete darauf, ohne nachzudenken. »Er hat die Quittung gekauft.«
     
    Mein Vater und ich konnten uns nur mit Mühe beherrschen.
    »Und für wieviel?« fragte ich mit gespielt lässigem Ton (eine lebensrettende Heuchelei, ohne die mich der Schlag getroffen hätte).
    »Fünftausend«, gestand Orontes fast unhörbar.
    » Lumpige fünftausend! Menschenskind, die verdammte Statue ist eine halbe Million wert!«
    »Ich war schrecklich klamm … in so einer Situation nimmt man, was man kriegen kann.«
    »Aber hast du denn gar nicht bedacht, was du Festus damit antust?«
    »Es kam mir nicht so schlimm vor«, jammerte Orontes. Der Mann gehörte einwandfrei zur Gruppe der amoralischen Künstler. »Wenn ich den Transportplan nicht geändert hätte, wäre die Statue halt mit der Hypericon untergegangen. Ich sehe nicht ein, was für einen Unterschied das für Festus gemacht hätte.«
    »Oho, einen kolossalen Unterscheid im stolzen Wert von einer halben Million, die Carus nun aus uns rauspressen will!« Mein Vater tobte.
    »Das hat er auch schon bei Festus versucht«, räumte Orontes kläglich ein. »Darum wollte ich ihm ja nicht begegnen, als er damals auf Urlaub nach Rom kam. Ich ahnte, daß Festus inzwischen wußte, wie der Hase gelaufen war, und ich hatte Angst vor seiner Rache.«
    Mein Vater und ich schauten uns an. Wir dachten an meinen Bruder, und waren beunruhigt. Mit simpler Wut ließ sich die Erregung nicht erklären, die Festus bei seinem letzten Heimaturlaub an den Tag gelegt hatte. Hätte er gewußt, daß dieser Wurm Orontes ihn betrogen hatte, er wäre einfach zu unserem Vater oder zu mir

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