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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Sargdeckel zu treiben?« Und schadenfroh setzte er hinzu: »Das wird der vornehmen Helena Justina aber gar nicht gefallen!«
    »Helena wird nichts davon erfahren«, gab ich barsch zurück und warf ihm ohne Vorwarnung das nackte Modell zu. Er fing Rubinia locker auf und hielt sie weitaus genüßlicher in den Armen, als nötig gewesen wäre. »Da! Jetzt hast du das Problem, und ich kann mich an dem Anblick erfreuen!«
    »Mach die Augen zu, mein Junge!« kommandierte Geminus fröhlich. »Du bist noch viel zu jung für so was.« Er selbst schien ganz gut zurechtzukommen, aber er war ja auch an den Nahkampf mit der Kunst gewöhnt. Er hielt Rubinias Handgelenke umspannt; ohne sich auch nur im geringsten von ihren leidenschaftlichen Versuchen, ihn zu entmannen, beeindrucken zu lassen, katalogisierte er ihre Reize mit anerkennend lüsternem Grinsen.
    »Wie zum Hades hast du mich gefunden?« fragte ich verärgert.
    »Helena«, sagte er, mit genießerischer Bosheit jede Silbe betonend, »hat sich Sorgen gemacht, als sie dich mit diesem heimtückischen Grinsen im Gesicht abziehen sah. Jetzt begreife ich natürlich auch, warum!« ergänzte er triumphierend. »Weiß deine Holde, wie toll du’s treibst, wenn du dich amüsieren gehst?«
    »Wie hast du mich gefunden?« wiederholte ich mit eisiger Miene.
    »Ach, das war nicht weiter schwer! Ich bin dir nämlich den ganzen Weg über in circa fünfzehn Meter Abstand gefolgt.« Das würde mir eine Lehre sein! Während ich Rubinia hinterherlatschte, hatte ich mir wer weiß was auf meine diskrete Verfolgungstaktik eingebildet und dabei überhaupt nicht gemerkt, daß ich meinerseits beschattet wurde. Ich konnte von Glück sagen, daß nicht ganz Capua zusammengelaufen war, um sich an dem Schauspiel zu weiden. Aber mein Vater war noch lange nicht fertig. »Als du Wachhund dich auf den Brunnenrand gehockt hast, um den rechten Moment zum Sturm abzupassen, bin ich erst mal auf einen Schoppen eingekehrt …«
    Jetzt sah ich aber rot! »Du bist einen trinken gegangen? Und wieso hast du überhaupt den Nerv gehabt, Helena Justina nach dem Vorfall mit dem Stallknecht allein und schutzlos in der Pension zurückzulassen?«
    »Na, hierher hätte ich sie doch wirklich nicht mitbringen können, oder?« gab Papa brutal zurück. »Helena ist zwar ein Prachtmädel und macht fast alles mit, aber das hier, mein Sohn, hätte ihr bestimmt nicht gefallen!« Anzüglich wanderte sein Blick über unsere nackte Gefährtin und verhärtete sich beim Anblick des eingesargten Orontes. »Freut mich, daß du diesen miesen Zeitgenossen geziemend untergebracht hast! Jetzt beruhige dich, Marcus! Mit drei Schalen Bohnen intus wird deine Helena mit jedem fertig!«
    »Also packen wir’s an«, versetzte ich unwirsch.
    »So gefällst du mir! Hol erst mal die Leiche aus dem Trog, und dann wollen wir diesen reizenden Leuten erklären, was es mit unserem Besuch auf sich hat.«
    Ich drehte mich um, stemmte aber weiterhin mein ganzes Gewicht gegen die behauene Deckplatte des Sarkophags. Wenn man sie so dicht vor der Nase hatte, waren die Darstellungen ziemlich scheußlich – lauter schlecht proportionierte Helden turnten so krummbeinig auf dem Relief herum, als müßten sie gerade ein schwankendes Schiff stürmen.
    »Ich bin nicht dafür, den da freizulassen«, sagte ich gedehnt. »Hören kann er uns von drinnen auch, und ich möchte ihm lieber erst ein paar Fragen stellen, bevor ich ihn rauskrabbeln lasse …«
    Mein Vater war sofort begeistert. »Gute Idee! Wenn der Kerl den Mund nicht aufmacht, können wir ihn gleich für immer dort drin lassen.«
    »Wo er sich allerdings nicht lange halten würde«, prophezeite ich düster.
    Geminus, mit seinem schrägen Humor inzwischen ganz in seinem Element, schob Rubinia hinüber zu einem besonders lüstern dreinblickenden Marmorsatyr und fesselte sie mit einem Gürtel in aufreizender Pose an den haarigen Hintern des Waldgeistes.
    »Sieh doch nur, Marcus, das Nymphchen fangt an zu weinen!«
    »Nur Theater, Papa, beachte sie gar nicht. Ein Mädchen, das mir ohne Skrupel in die Weichteile tritt, darf kein Mitleid erwarten.«
    Mein Vater raunte Rubinia zu, daß er auf ihrer Seite sei – trotzdem müsse sie leider fürs erste bleiben, wo sie war. Daraufhin gab das Mädchen eine weitere Kostprobe ihres gepfefferten Vokabulars zum besten. Mit vereinten Kräften wälzten Geminus und ich einen mächtigen Steinbrocken gegen den Sargdeckel, der nun unverrückbar drei Viertel der Öffnung bedeckte

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