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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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verblaßt; die billige Ausstattung der Gärten paßte nicht zur Vornehmheit der Villa. Aber das Haus war gemütlich eingerichtet. Für eine Senatorenfamilie waren die Camilli ungewöhnlich kultiviert – sie ehrten die Götter, waren freundlich zu ihren Kindern und den Sklaven gegenüber großzügig, ja selbst eine unterprivilegierte Klette wie mich behandelten sie liebenswürdig.
    Sie besaßen ein kleines Badehaus, das vom Aquädukt des Claudius gespeist wurde und dessen Wasser an Winterabenden relativ heiß war. Trotz ihrer Geldsorgen wußte diese Familie, was ihr an Annehmlichkeiten wichtig war. Ich schrubbte Helena gründlich ab und hielt mich an gewissen delikaten Stellen länger auf. »Hmm, ich hab noch nie eine Senatorentochter im Badehaus des Senators geliebt …«
    »Du bist vielseitig, du wirst das schon noch lernen!«
    An diesem Abend jedenfalls nicht. Geräusche aus dem Vorraum kündigten Gesellschaft an. Als Helenas Vater erschien, der vor dem Essen noch ein Bad nehmen wollte, warf Helena mir hastig ein Handtuch über den Schoß und verschwand. Ich saß am Rand des Schwimmbeckens und versuchte, respektvoller dreinzuschauen, als mir zumute war.
    »Laßt uns allein!« befahl Decimus Camillus den Sklaven, die mit ihm hereingekommen waren. Sie gingen, aber mit einer Miene, die deutlich machte, daß Befehle erteilen nicht Sache des Hausherrn war.
    Decimus Camillus Verus war mit Vespasian befreundet und zur Zeit natürlich obenauf. Er war groß, hatte wirres Haar, das sich partout nicht bändigen ließ, und lebhafte Brauen. Wenn er sich, so wie jetzt, im Dampfbad entspannte, hatte er einen leichten Buckel; ich wußte, daß er sich bemühte, in Form zu bleiben, und auch Sport trieb, aber lieber hockte er mit einem Stapel Schriftrollen in seinem Arbeitszimmer.
    Camillus fand mich mittlerweile sympathisch – in Maßen, versteht sich. Ich meinerseits hatte was gegen seinen Rang, aber ihn mochte ich. Unser beider Liebe zu seiner Tochter hatte die gesellschaftliche Kluft zwischen uns teilweise überbrückt.
    Doch heute abend war er gereizt. »Wann habt ihr endlich vor, euer Verhältnis legitim zu machen, du und Helena?« Soviel zu meiner naiven Annahme, er würde nicht darauf warten. Der Druck verstärkte sich spürbar. Er war in Sesterzen zu messen und exakt vierhunderttausend schwer – soviel würde mich die Erhebung in den Bürgerstand kosten, und der war die Voraussetzung dafür, daß Helena sich durch eine Heirat mit mir nicht völlig entehrte. Aber bei der Beschaffung einer so kolossalen Summe hatte ich bislang wenig Fortschritte gemacht.
    »Brauchen Sie das genaue Datum? Recht bald, hoffe ich«, log ich. Aber der Senator durchschaute mich.
    »Helenas Mutter hat mich gebeten nachzufragen.« So wie ich Julia Justa kannte, war »gebeten« eine freundliche Untertreibung. Wir ließen das Thema denn auch gleich wieder fallen wie ein rohes Ei.
    »Wie geht es Ihnen, Senator? Und was gibt’s Neues in Rom?«
    »Vespasian beruft Justinus von der Armee zurück.« Justinus war der Sohn des Senators.
    »Ah! Daran bin ich vielleicht nicht ganz unbeteiligt.«
    »Hab ich mir schon gedacht. Was hast du denn dem Kaiser erzählt?«
    »Ich hab ihn nur auf gewisse Talente unter seinen Offizieren aufmerksam gemacht.«
    »Ach, drum!« spottete der Senator in seiner trockenen Art. Bisweilen war hinter seiner Zurückhaltung der ironische Esprit des Schüchternen erkennbar. Helena hatte ihren Humor von ihm geerbt, allerdings warf sie großzügiger mit Beschimpfungen um sich.
    Camillus Justinus war der jüngere von Helenas beiden Brüdern; in Germanien hatten wir bei ihm gewohnt. »Justinus hat sich einen tadellosen Ruf erworben«, versicherte ich seinem Vater. »Er verdient die Gunst des Kaisers, und Rom braucht Männer wie ihn. Das ist alles, was ich Vespasian gesagt habe. Eigentlich hätte schon sein Vorgesetzter Ihrem Sohn ein lobendes Zeugnis ausstellen müssen, aber ich traue keinem Legaten.«
    Camillus stöhnte. Ich kannte sein Problem; es glich meinem, hatte allerdings weit größere Dimensionen und hieß: Kapitalmangel. Als Senator war Camillus ausgewiesener Millionär. Trotzdem herrschte Ebbe auf seinem Konto. Die Finanzierung seines Lebensstils mit allem Drum und Dran – allein all die Spiele und Festessen für die gierige Wählerschaft – konnte ihn leicht ruinieren. Und nachdem er seinem älteren Sohn bereits einen Senatssitz versprochen hatte, mußte er nun feststellen, daß der jüngere sich ganz unerwartet einen

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