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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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fragte Cocceius, obwohl er die Antwort genau kannte.
    »Weil er es, ohne den eigenen Ruf aufs Spiel zu setzen, den Leuten selbst überläßt, zu entscheiden, was sie hören wollen.« Und dann faßte die vornehme Helena auf ihre impulsive Art einen raschen Entschluß. »Ich denke, wir sparen uns das Geld! Ich kann für Papa sprechen.« Sie kam offenbar aus einer freigeistigen, liberalen Familie, einer Familie mit sehr starken Frauen. »Wenn wir die Laufbahn meines Bruders dadurch sichern können, dann lohnt es sich, die Statue zu verkaufen. Und ernsthafte Interessenten erkennen Qualität gewiß auch ohne Expertise. Ja, wenn jemand einen guten Preis bietet, wird Papa verkaufen.«
    Die vermummten Kunstsammler schickten eiligst sowohl Arion als auch Pavoninus, den Poseidon zu begutachten; danach zahlten sie auch noch den Mann in der absonderlichen Tunika, der außerdem eine sehr sonderbare Diktion hatte und meinte, sie sollten sich ihr eigenes Urteil bilden.
    Sie kamen zu dem Schluß, daß sie den Poseidon um jeden Preis haben müßten.
    Diskret brachte man die Rede aufs Geld.
    Um den jungen Justinus in den Senat zu bringen, brauchte der ehrenwerte Camillus offenbar eine sehr große Summe. »Die Summe, die genannt wurde«, sagte Cocceius mit der gedämpften Simme eines Arztes, der eine tödliche Krankheit diagnostiziert, »lautet auf sechshunderttausend.«
    Natürlich boten die Sammler vierhunderttausend. Was der Besitzer als Unverschämtheit zurückwies; er könne keinesfalls unter fünf gehen. Der Handel wurde geschlossen. Für eine halbe Million in Golddenaren (zuzüglich der Provision für Cocceius) wechselte das unbekannte Kunstwerk den Besitzer.
    Zwei Stunden später ergingen die Einladungen zu einer Vernissage im Hause Cassius Carus und Ummidia Servia, die einen Poseidon des Phidias vorstellen wollten.
     
    Wir waren quitt. Wir hatten uns die beiden vom Hals geschafft und unser Geld wiederbekommen. Wir hatten sie reingelegt und ihnen unsere Fälschung verkauft.
    Der Zeus gehörte immer noch uns. Wir waren reich.
    Vater und ich kauften eine Amphore alten, gereiften Spitzenfalerner. Dann kauften wir noch zwei.
    Bevor wir den Wein anrührten, aber schon in dem Bewußtsein, daß wir uns gleich einen kapitalen Rausch ansaufen würden, gingen wir in die Caupona, um uns rasch an unserem Zeus zu ergötzen.
    Wir nahmen den Hintereingang. Orontes hatte die Küchentür ordentlich abgeschlossen, bevor er ging. Unter Freudenjuchzern schlossen wir auf, knallten die Tür hinter uns zu und zündeten ein paar Lampen an. Und dann war es aus mit unserer Siegerstimmung.
    An der Stelle, die ich für den Marmorblock, den Orontes bearbeiten sollte, freigeräumt hatte, stand noch immer – ein Marmorblock. Allerdings war ein großer Brocken herausgeschlagen. Parisch weiß schimmerte der Stein, wo dieses Stück fehlte: ein Rechteck, sauber vom oberen Ende entfernt. Aber der Großteil des Marmors, der in einen Poseidon hätte verwandelt werden sollen, war unberührt geblieben.
    Wir gingen nach oben. Inzwischen wußten wir beide, was passiert war, mußten uns aber trotzdem mit eigenen Augen überzeugen.
    In der Kammer, wo unser Zeus des Phidias dem Orontes Modell gestanden hatte, fand sich jetzt nur noch ein abgetrennter Arm mit einem Donnerkeil in der Faust.
    »Das muß ein Traum sein …«
    »Dieser faule, betrügerische, unmoralische Hund! Wenn ich den erwische …«
    »Ach, der ist längst über alle Berge …«
    Statt mühsam eine neue Statue zu meißeln, hatte Orontes Mediolanus einfach die bereits fertige genommen und ihr einen neuen rechten Arm verpaßt. Nun trug der Zeus statt des Donnerkeils einen Dreizack.
    Statt einer Fälschung hatten wir Carus und Servia unseren echten Phidias verkauft.
LXVII
    Es war April, und das Datum galt meines Wissens noch nicht offiziell als schwarzer Tag im römischen Kalender, auch wenn es in meinem für alle Zeiten einer bleiben würde. Früher, in der republikanischen Ära fiel Neujahr auf die Iden des März, April war also der erste Monat des Jahres. Der Senat machte Ferien, um neue Kräfte zu sammeln, denn man mußte schon fit sein, um mit diesem Monat fertig zu werden, einem Monat, in dem ein Fest das andere jagte: die Megalesia und die Blumenspiele, Spiele und Fest der Ceres, die Vinalia, die Robigalia und endlich die Parilia, also das Hirtenfest, das mit dem Geburtstag Roms zusammenfällt.
    Ich war mir nicht sicher, ob ich so viele Bürgerfreuden aushalten würde. Tatsächlich war mir im

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