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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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raschen Schlucken leerte.
    Daß ihn irgendwas sehr bedrückte, war unübersehbar.
    »Probleme?« fragte ich.
    »Hm, wie üblich.« Mama goß ihm fürsorglich nach und verwöhnte ihn dazu mit Brot und ein paar Oliven. Auch Petro war einer der Freunde, die in ihren Augen um einiges besser waren, als ich’s verdient hätte. Der Hauptmann rieb sich müde die Stirn. »Ein Tourist ist von einem oder auch mehreren Wahnsinnigen regelrecht abgeschlachtet worden. Tatort war ein gemietetes Zimmer … Ich kann dem Opfer aber nicht vorwerfen, daß er den Türriegel nicht benutzt hat, weil es in dieser Flohfalle so einen Luxus gar nicht gab.«
    »Und was ist mit dem Motiv? War’s Raubmord?«
    »Möglich«, sagte Petronius kurz angebunden.
    In der Regel sank im Winter die Zahl der Raubüberfälle. Die Profis unter den Dieben hatten dann zu viel damit zu tun, ihre Gewinne aus der Sommersaison zu zählen. Und daß sie ihr Opfer umbrachten, kam nur ganz selten vor. So was erregte Aufmerksamkeit und war meist unnötig. Bei den Trotteln, die mit prall gefülltem Beutel nach Rom kamen und dann in der Via Sacra rumstanden wie bockige Schäfchen vor der Schur, gab es genug zu verdienen.
    »Hast du schon eine Spur?« Ich versuchte, ihn aufzumuntern.
    »Bin mir nicht sicher. Aber wenn’s eine ist, dann gefällt sie mir nicht. Der oder die Mörder haben einen verdammten Saustall hinterlassen. Alles voller Blut.« Er verstummte, als könne er sich nicht überwinden, die Szene näher zu beschreiben.
    Helena und Mama kamen, wie durch Telepathie, zu einem merkwürdigen Entschluß. Beide fingen plötzlich an zu gähnen, klopften Petro auf die Schulter, übersahen mich geflissentlich und verschwanden.
    Petronius und ich tranken noch ein paar Becher. Die Stimmung wurde gelöster – wenigstens hatte ich den Eindruck. Wir kannten uns schon sehr lange. Die ganze Militärzeit hindurch waren wir die besten Freunde gewesen. Unser beider Karriere in der Armee war nur kurz (wir halfen uns gegenseitig, Gründe für ein vorzeitiges Ausscheiden zu beschaffen), aber die Provinz, der man uns zugeteilt hatte, hieß Britannien, und wir dienten dort während einer für Rom ziemlich turbulenten Zeit. So was verbindet.
    »Wie war’s in Germanien, Falco?«
    Ich erzählte ihm ein bißchen von der Reise, hob mir aber das Beste für später auf; Petro war ganz offensichtlich nicht empfänglich für Anekdoten, und ich sehe keinen Sinn darin, die Mühsal einer Reise und den nervenaufreibenden Umgang mit Ausländern auf mich zu nehmen, wenn ich hinterher nicht wenigstens bei meinen Freunden damit Eindruck schinden kann. »Gallien ist scheint’s noch genauso beschissen wie zu unserer Zeit.«
    »Und seit wann bist du zurück?«
    »Seit vorgestern.«
    »Da muß ich dich die letzten zwei Tage ständig verpaßt haben – viel zu tun?«
    »Nichts Besonderes.«
    »Ich wollte heute tagsüber schon mal zu dir.«
    »Ja, hat Lenia mir erzählt.«
    »Und? Wo warst du?« Petro konnte schrecklich stur sein, wenn er es drauf anlegte.
    »Ich sag doch – ich hatte nichts Besonderes zu tun, also war ich auch an keinem besonderen Ort!« Ich lachte aufgeräumt. »Hör mal, du neugieriger Hund, dieses Gespräch nimmt ja eine seltsame Wendung. Wäre ich ein Tourist aus der Provinz, den du auf der Via Ostiana angehalten hast, würde ich glatt damit rechnen, daß du mir mit fünf Stunden Arrest drohst, falls ich nicht beweisen kann, daß ich Bürger von Rom bin … Worauf willst du hinaus, Petro?«
    »Ich möchte bloß wissen, was du heute vormittag gemacht hast.«
    Ich grinste noch immer. »Das klingt, als müßte ich mir die Antwort gut überlegen. Jupiter, du verlangst doch hoffentlich kein Alibi von mir?«
    »Sag mir bloß, wo du gewesen bist.« Petronius ließ nicht locker.
    »Rumgebummelt bin ich, was denn sonst? Ich bin grade erst von einer langen Auslandsreise zurück, da muß ich doch meiner prickelnden Persönlichkeit wieder Geltung verschaffen auf den heimischen Straßen.«
    »Wer hat dich gesehen?« fragte er ruhig.
    Da begriff ich zum ersten Mal, daß das Verhör echt war.
     
    »Was ist los, Petro?« Ich hörte selbst, daß meine Stimme plötzlich merkwürdig heiser klang.
    »Bitte antworte einfach auf meine Frage.«
    »Ich arbeite grundsätzlich nicht mit der Polizei zusammen, Petro, solange ich nicht weiß, warum die mich auf dem Kieker hat.«
    »Antworte erst mal – ist besser für dich.«
    »Ach, Quatsch!«
    »O nein!« Petro geriet langsam in Rage. »Hör zu, Falco, du

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