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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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davon, daß Marcus den Frieden in dem besetzten Gebiet gesichert, betrügerische Machenschaften aufgedeckt und für Ordnung bei den Truppen gesorgt hat – davon, daß sich mit seiner Hilfe ein Mitglied dieser Familie als Diplomat einen Namen machen konnte, ganz zu schweigen?«
    Ihre Mutter tat Helenas sarkastischen Einwurf mit einer Kopfbewegung ab. Die Tochter des Senators schenkte mir ein Lächeln, das so wunderbar war wie das Leuchten der Sterne am Sommerhimmel.
     
    Das Essen war gut, jedenfalls für Winterkost. Und es war ein freundschaftliches Mahl, wenn man Freundschaften der formellen, oberflächlichen Art schätzt. Wir alle übten uns in Toleranz. Und wir machten auch alle deutlich, daß es jede Menge zu tolerieren gab.
    Ich mußte was unternehmen. Um Helenas willen mußte ich mich irgendwie in die Position eines legitimen Schwiegersohns vorarbeiten. Auf irgendeine Weise mußte ich vierhunderttausend Sesterzen auftreiben, und zwar schnell.

VIII
    Petronius Longus erwischte uns noch am selben Abend.
    Wir wollten gerade ins Bett gehen. Mama legte sich für gewöhnlich früh hin, denn in ihrem Alter brauchte sie viel Schlaf, um am nächsten Tag wieder energisch das Familienzepter schwingen zu können. Aber heute war sie extra aufgeblieben und hatte auf uns gewartet – eine jener Marotten, derentwegen ich ausgezogen war. Daß ich mich nach dem Essen beim Senator trotzdem zum Heimgehen entschloß, geschah teils, um Mama zu beruhigen, aber auch noch aus einem anderen Grund. Wenn wir nämlich über Nacht geblieben wären, wie Helenas Vater es uns anbot (obwohl ihre Mutter merklich kühler reagierte), dann hätte der Hausverwalter an der Porta Capena Helena und mir garantiert getrennte Zimmer zugewiesen, und nach den Strapazen dieses Tages wollte ich nicht auch noch die halbe Nacht durch fremde Flure irren, auf der Suche nach meinem Mädchen. Ich stellte es Helena frei, im bequemen Elternhaus zu bleiben. »Hier kriegst du bestimmt ein weicheres Kissen …«
    Sie tätschelte meine Schulter. »Das ist mir das liebste Kissen.« Also kamen wir beide zurück, was zwei Mütter glücklich machte – jedenfalls soweit, wie Mütter sich Glücksgefühle überhaupt gestatten.
    Als sie Petronius sahen, beschlossen auch Mama und Helena, heute länger aufzubleiben. Die Frauen mochten ihn. Wenn sie soviel über ihn gewußt hätten wie ich, wären sie vielleicht etwas kritischer gewesen; aber wer weiß – vielleicht hätten sie mir die Schuld gegeben für seine Jugendsünden. Aus irgendeinem Grund war Petro ein Mann, dem die Frauen seine Affären verziehen, wozu sie bei mir aus ebenso unerfindlichen Gründen nicht bereit waren.
    Petronius war inzwischen dreißig. An diesem Abend trug er mehrere Lagen formloser brauner Wolle, seine übliche unauffällige Arbeitskluft, dazu winterliche Zusätze wie Pelzfutter in den Stiefeln und einen so riesigen Kapuzenmantel, daß er drei leichte Mädchen mitsamt ihrer zahmen Ente hätte darunter verstecken können. In seinem Gürtel steckte ein dicker Knüppel, dessen Anblick genügte, um die Römer zu ruhigem, gesittetem Verhalten auf jenen Straßen zu erziehen, die Petro umsichtig und mit leichter Hand überwachte. Sein respektables Körpergewicht erleichterte ihm seine Arbeit. Ein geflochtenes Stirnband hielt das glatte braune Haar aus dem Gesicht. Petro war, trotz seines bulligen Schädels, ein friedfertiger Charakter, und sein Quantum Gelassenheit brauchte es wohl auch, um den gierigen Abschaum in den Niederungen der römischen Gesellschaft einigermaßen in Schach zu halten. Der Hauptmann wirkte zäh und zuverlässig wie einer, der im Beruf seinen Mann steht – und dieser Eindruck trog nicht. Außerdem war Petro aber auch ein höchst sentimentaler Familienvater – kurz, ein durch und durch anständiger Kerl.
    Ich grinste ihn an. »Jetzt, wo ich dich sehe, weiß ich erst, daß ich wirklich und wahrhaftig wieder in Rom bin!«
    Petronius ließ sich langsam auf einer Bank nieder. Er machte ein verlegenes Gesicht – wahrscheinlich, weil er eine Amphore Wein unter dem Arm hatte, sein übliches Mitbringsel, wenn er mich besuchte.
    »Du siehst erschöpft aus«, meinte Helena mitfühlend.
    »Bin ich.« Petronius machte nie viele Worte. Um ihn zu schonen, brach ich das Wachs von seiner Amphore, und Mama brachte die Weinbecher. Petro schenkte ein, oder vielmehr, er schwappte den Rebensaft angestrengt leicht in die Becher und nahm sich kaum die Zeit, mit mir anzustoßen, ehe er den seinen in

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