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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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mit drin. Wenn man mir nämlich einen Mord anhängt, Marina, dann ist der Geldhahn zu. Also nimm dein bißchen Verstand zusammen und versuch dich gefälligst zu erinnern.«
    Marina nahm die Pose einer sehr attraktiven, leicht nachdenklichen jungen Frau an. Als Statue wäre sie ein großes Kunstwerk gewesen. Als Zeugin war und blieb sie nutzlos. »Ehrlich, Marcus, ich weiß nichts drüber.«
    »Aber manchmal muß Festus doch auch mit dir geredet haben – über irgendwas!«
    »Warum? Geschäft ist Geschäft, und Bett ist Bett.«
    Dieses Thema war mir denn doch zu heiß. »Marina, versuch dich zu erinnern, ja? War Festus bei seinem letzten Urlaub vielleicht unruhig? Hattest du das Gefühl, daß ihn was belastet? Hat er sich wegen irgendwas Sorgen gemacht?«
    Sie zuckte die Achseln.
    Was kümmerte es sie? Schließlich war es ja nicht ihr Name, den Petronius Longus in Bälde auf einen Haftbefehl setzen würde, während Marponius schon von einem Fuß auf den anderen trat, weil er es gar nicht erwarten konnte, seinen Siegelring auf das Dokument zu drücken.
    »Du warst doch selbst dabei!« Marina lächelte süffisant. Die Anspielung war ebenso deutlich wie überflüssig.
     
    In dem Moment kam eine Nachbarin mit meiner Nichte angelaufen. Marina nahm das Kind dankbar und erleichtert in Empfang, die Nachbarin entfernte sich eilig, und wir machten uns auf Ärger gefaßt. Marcia blickte sich um, schätzte wie ein alter Hase ihr Publikum ab, warf den Kopf zurück und fing aus Leibeskräften an zu brüllen.
    »Da siehst du, was du angerichtet hast, Marcus!« Marina war eine liebevolle, wenn auch reichlich zerstreute Mutter, und bei Marcia hatte sie allerhand zu leiden. Das Kind hatte keinerlei Gemeinsinn, dafür aber um so mehr Instinkt für wirkungsvolle Auftritte. Sie wußte genau, wann ein herzzerreißendes Heulkonzert ihre Mutter zum Ungeheuer stempeln konnte. »Sie geht so gern zu Statia zum Spielen. Eben war sie noch ganz lieb und zufrieden …«
    »Ach, sie macht doch bloß wieder Theater! Gib sie mir!«
    Als Marina mir das Kind reichen wollte, trat Helena dazwischen. Marcia sank in ihre Arme wie eine Galeere, die in den Hafen einläuft, hörte sofort auf zu weinen und ließ sich mit seligem Lächeln in ihren Schoß sinken. Es war ein abgekartetes Spiel, aber so geschickt eingefädelt, daß ihre Mutter und ihr Onkel beide in ihrer Unzulänglichkeit wie begossene Pudel dastanden. »Ich will versuchen, sie bei Laune zu halten«, flötete Helena scheinheilig. »Dann könnt ihr zwei ungestört reden.«
    Sie hatte Marcia gleich durchschaut. Die beiden gaben ein feines Verschwörerpaar ab.
    »Aber Marcia geht so gern zu Statia«, verteidigte sich Marina noch einmal.
    Jetzt war ich richtig wütend. »Du meinst, sie hat Spaß daran, sich mit abgelegten Lumpen zu verkleiden und an den Metallplättchen aus dem Sistrum dieses Ex-Priesters zu lutschen!«
    »Du kannst nicht behaupten, daß die beiden sie vernachlässigen!«
    »Und ob ich das kann! Schließlich hab ich mit eigenen Augen gesehen, wie gut Marcia eine sturzbetrunken durchs Zimmer torkelnde Statia nachmacht.« Meine Nichte sang außerdem mit Vorliebe obszöne Isis-Hymnen und imitierte zweideutige Riten. Das Kind war für ein Leben in der Gosse prädestiniert.
    Marcia blickte so hingebungsvoll zu Helena auf, als wäre von alledem kein Wort wahr. Helena drückte einen tröstenden Kuß auf ihr Lockenköpfchen. »Keine Angst, mein Schatz. Onkel Marcus hat nur eine seiner seltsamen Anwandlungen.«
    Ich knurrte drohend, was aber auf niemanden Eindruck machte.
     
    Ermattet sank ich auf einen Schemel und vergrub meinen Kopf in den Händen.
    »Onkel Marcus weint ja!« kreischte Marcia begeistert. Helena flüsterte ihr was ins Ohr und hob sie dann von ihrem Schoß. Marcia rannte auf mich zu, schlang ihre drallen Ärmchen um meinen Hals und gab mir einen sehr feuchten Schmatz. Sie roch beängstigend nach Weinbodensatz. »Onkel Marcus muß sich aber mal rasieren!« Sie war ein ehrliches und spontanes Kind. Vielleicht machte ich mir deshalb solche Sorgen um sie. Denn eines Tages würde Marcia eine ehrliche und spontane Frau sein.
    Ich nahm sie auf den Arm. Marcia kam mir jedesmal schwerer vor als erwartet. Marina hatte ihr ein billiges Fußkettchen aus Flitterperlen angelegt und die Wangen rot angemalt. Irgendwo, wahrscheinlich bei Statia, hatte sie ein scheußliches Amulett bekommen. Ich mußte mich furchtbar zusammennehmen, um nicht die Beherrschung zu verlieren.
    Während ich das

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