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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Quorum arbeitsloser Intellektueller herum. Ferner entdeckte ich etliche Leute mit verlegenen Gesichtern – Neulinge, die zum ersten Mal auf einer Versteigerung waren. Wahrscheinlich gehörten zu ihnen aber auch die Erben und Verkäufer, die Geminus auf die Finger schauen wollten, sowie die neugierigen Nachbarn des Toten, die gekommen waren, um seine Bücher durchzusehen und sich über seine alten Kleider lustig zu machen.
    Unter den üblichen Bummelanten in den Wandelgängen fielen mir fünf oder sechs ungeschlachte, große Kerle auf, die überhaupt nicht hierher paßten. Sie standen ziemlich weit auseinander, aber ich roch förmlich, daß sie zusammengehörten. Alle trugen schlichte, einärmelige Tuniken wie einfache Arbeiter, jedoch mit Lederzubehör, das alles andere als billig aussah – Manschetten, massive Gürtel mit Emailleschnallen, der eine oder andere auch eine Fellkappe. Obwohl sie sich den Anschein gaben, die Waren zu prüfen, interessierte sich keiner von ihnen ernsthaft für die Sachen. Geminus hatte wie immer seine Träger dabei, die ihm den jeweils aufgerufenen Artikel ans Pult brachten, aber es war eine überalterte Mannschaft, die sich, wenn überhaupt, nur durch Kleinwüchsigkeit und Duckmäusertum hervortat. Mein Vater hatte noch nie gute Löhne gezahlt; seine Arbeiter waren aus schierer Gewohnheit bei ihm geblieben und nicht, weil sie bei ihm gut verdienten.
    Ich dachte mir, für den Fall, daß diese zwielichtigen Gesellen darauf aus waren, eine laufende Versteigerung zu plündern (was durchaus schon vorgekommen war), sollte ich mich lieber zur Verfügung halten.
    Kaum hatte ich diesen großherzigen Entschluß gefaßt, ging das Spektakel auch schon los.

XXII
    Ständig kamen neue Leute hinzu, und die Menge wuchs beträchtlich an; doch diese Schaulustigen waren ganz gewöhnliche Zweier- und Dreiergruppen in gewöhnlichen Tuniken und Mänteln, die nichts Beunruhigendes an sich hatten.
    Geminus war inzwischen bei den Lampen angelangt.
    »Erster Artikel dieser Staffel: ein ausgefallenes Stück, meine Herren …« Papa war kein Lampenfreund; sein Interesse galt Keramiken und Tischlerarbeiten, und so nahm er die Beleuchtungskörper jetzt auch mit unverdienter Hast durch. »Ein silberner Kandelaber in Gestalt einer korinthischen Säule, formschöne Dekorelemente, vierarmig, ein Lampenzug fehlt, könnte jedoch leicht von einem tüchtigen Silberschmied ersetzt werden. Kurz gesagt: ein wirklich erlesenes Stück … Wer eröffnet mit eintausend?«
    Die Gebote kamen nur schleppend. Der Winter war eine schlechte Geschäftszeit, denn das trübe Licht eines düster verhangenen Tages läßt alles, sogar formschöne Dekorelemente, matt und stumpf erscheinen. Wenn den Menschen das Wohl ihrer Erben am Herzen läge, dann würden sie in der warmen Jahreszeit sterben.
    Etwa einen Meter von mir entfernt zog ein Kunde (einer der harmlosen normal gekleideten) eine pflaumenfarbene Decke von einem Korb. An der Fransenborte war ein Stückchen eingerissen, und daran zerrte der Mann jetzt geringschätzig, was für einen kritischen Konsumenten ja noch hingehen mochte, aber dann drehte er sich lachend zu seinem Begleiter um und riß mit voller Absicht noch eine gute Elle mehr herunter.
    Ein Träger trat dazwischen und verlangte den Stoff zurück. Vom Publikum hatte kaum jemand etwas bemerkt, aber mir fiel auf, daß zwei der Muskelprotze beängstigend näher rückten.
    »Und jetzt ein ganz reizendes Paar«, verkündete Geminus. »Zwei Leuchter in Baumform! Und sehen Sie, Herrschaften, an einem der Stämme kriecht ein Marder hinauf, um sich im Geäst ein Vögelchen zu schnappen …« Links von mir rempelte jemand einen Träger an, der gerade ein Gestell mit Gewürzgläschen nach vorn zum Podium bringen wollte. Die kleinen braunen Gefäße kollerten in alle Himmelsrichtungen davon, ihr klebriger Inhalt entleerte sich und pappte die Sandalen der Umstehenden am Boden fest. Und wem es hier noch gelungen war, sich aus der Schußlinie zu bringen, der steckte ein paar Schritte weiter in halb eingetrockneter Fischlake fest. »Und am anderen Stamm sehen wir eine Hauskatze, die eben zum Sprung ansetzt …« Ein weiterer Träger kam gerade noch rechtzeitig, um einen Stapel silberner Behälter zur Aufbewahrung kostbarer Schriftrollen zu retten, die gefährlich ins Schwanken geraten waren.
    Die Stimmung um mich veränderte sich schlagartig, und ohne erkennbaren Grund wurde es in Sekundenschnelle äußerst ungemütlich. Ich sah, wie der

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