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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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»Jupiter, wer hinter dir her ist, braucht vielleicht Mumm und Ausdauer, Onkel Marcus! Guck nicht so bedröppelt, gib mir lieber was zu trinken!«
XXVI
    Drei Generationen der Familie Didius beäugten einander argwöhnisch. Als ich die Aufforderung des Kleinen ignorierte, goß Geminus ihm ein paar Fingerbreit Wein ein. »Nun knausere doch nicht so, Großvater!« Damit griff Gaius selbst mit flinker Hand nach dem Krug und schenkte sich den Becher randvoll. Dann aber rettete ich die Karaffe vor ihm und genehmigte mir selbst einen ordentlichen zweiten Schluck, solange noch was da war.
    Nach mir bemächtigte sich unser Gastgeber mürrisch seines Kruges und leerte die letzten Tropfen in seinen Becher. »Und was willst du, Bürschchen?«
    »Soll dem Pechvogel da was bestellen«, versetzte Gaius und sah mich dabei durchbohrend an.
    Daheim nannten sie ihn nur den »Wo ist Gaius?«, weil das nämlich nie jemand wußte. Er durchstreifte die Stadt auf eigene Faust und lebte in seiner eigenen Welt von Kniffen, Tricks und dunklen Machenschaften: eine typische Familieneigenschaft. Wobei er sogar unseren Festus noch übertraf. Gaius war ein richtiger kleiner Bandit.
    Allerdings war sein Vater Seemann, und so konnte man dem Knaben eigentlich keinen Vorwurf machen. Dieser Wasserfloh war ein hoffnungsloser Fall und obendrein ständig hinter den Weibern her. Sogar meine unterbelichtete Schwester warf ihn, sooft es ging, zu Hause raus, und natürlich konnte man bei solchen Verhältnissen an die Kinder keine besonders hohen Ansprüche stellen.
    Ich blickte den kleinen Strolch gütig an, was ihn zwar nicht beeindruckte, aber mit Grobheit hätte ich auch nicht mehr erreicht. Gegen eine altkluge Rotznase in übergroßer, verdreckter Tunika, die sich aufführt, als wäre sie doppelt so alt wie man selbst, ist eben nicht anzukommen. Ich kam mir wahrhaftig vor wie ein pickeliger Zehnjähriger, der gerade erfahren hat, wo die Kinder herkommen (und kein Wort davon glaubt). »Nun red schon, Hermes! Was sollst du mir bestellen, Gaius?«
    »Petronius hat dem, der dich als erster aufspürt, einen halben Denarius versprochen.« Ich hätte Petro für gescheiter gehalten. »Die anderen rennen alle noch wie blankärschige Gibbons im Kreis herum.« Gaius war stolz auf seinen blumigen Wortschatz. »Von denen hat keiner ’nen blauen Dunst. Aber ich hab meinen Grips angestrengt – und da bin ich!«
    »Und wie bist du auf mein Büro gekommen?« Papa zwinkerte belustigt. Gaius spielte sich natürlich nur seinetwegen so auf. Für seine Enkel war Geminus ein gefährlicher Renegat mit geheimnisvoller Aura, ein sagenhaft reicher Mann, der inmitten der funkelnden Goldschmiedewerkstätten der Saepta lebte und einen Haufen verlockenden Plunder gehortet hatte. Die Kinder bewunderten ihn alle grenzenlos. Und die Tatsache, daß Mutter rasend geworden wäre, wenn sie gewußt hätte, daß die Rangen ihren Großvater hier besuchten, reizte natürlich erst recht.
    »Ganz einfach! Petro hat gesagt, in deinem Büro war er bereits, dort brauchten wir nicht nachzusehen. Da bin ich natürlich gleich hierher gerannt!«
    »Gut gemacht«, sagte ich lahm, während mein Vater Gallas verschlagenen Sprößling so eingehend musterte, als sähe er in ihm einen künftigen Geschäftspartner (nachdem ich mich ja leider als völlig untauglich erwiesen hatte). »Also, du hast mich gefunden – das ist brav. Da hast du eine Kupfermünze für deine Warnung – und nun schleich dich!«
    Gaius prüfte sorgsam, ob die Münze auch echt war, dann steckte er sie grinsend in eine Börse an seinem Gürtel, die schwerer als meine eigene zu sein schien. »Willst du denn die Botschaft nicht hören?«
    »Ich dachte, das wär sie gewesen?«
    »Nur der erste Teil!« Der Schlingel legte es darauf an, mich zu quälen.
    »Vergiß es, mehr wirst du mir nicht abknöpfen!«
    »Aber Onkel Marcus!« Sowie er nicht mehr im Mittelpunkt stand, schrumpfte Gaius wieder zum Kind. Sein Gejammere erfüllte das Büro, als ich gleichmütig aufstand und nach meinem Mantel griff. Doch der kleine Wicht gab so schnell nicht auf. »Es geht um das feine Prinzeßchen, daß du bezirzt hast, Onkel Marcus, damit sie deine Rechnungen bezahlt!«
    »Jetzt hör mal zu, du Lausebengel! Die Dame, die du da beleidigst, ist meine große Liebe – also sprich nicht von Helena Justina, als ob sie eine karitative Einrichtung wäre, und untersteh dich, zu behaupten, ich würde ihr den Hof machen, weil ich’s auf ihr Geld abgesehen hätte.« Mir

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