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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Ein korrupter Kapitän, ein pedantischer Zollbeamter oder ein schlimmes Unwetter – und schon ist alles futsch. Festus hat das am eigenen Leib erfahren, als die Hypericon unterging.«
    »Er war ein Hitzkopf. Geschmack hatte er, sicher, aber seine Ideen waren ziemlich verstiegen.«
    »Ja, er hat gern Luftschlösser gebaut«, stimmte Geminus zu, und in seinem Ton schwang eine Spur Bewunderung mit. Er selbst war von Natur aus vorsichtig, beinahe schon ein zynischer Zauderer. Das hatte ich von ihm geerbt. Aber vielleicht sehnten wir uns beide heimlich danach, einmal mit dem ungestümen Leichtsinn meines Bruders ein abenteuerliches Risiko einzugehen.
    »Mir ist aber immer noch nicht klar, warum die Fünfzehnte Apollinaris uns jetzt wegen dieser verlorenen Fracht auf den Pelz rückt.«
    »Schiere Verzweiflung«, erklärte mein Vater kategorisch. »Anscheinend war das beste Stück aus der verschwundenen Ladung mit dem Namen der Legionäre gezeichnet. Und woher kriegt ein Häufchen Berufssoldaten wohl das Geld, um einen Phidias zu kaufen?«
    »Einen Phidias?« Papa hatte mir einen doppelten Schock versetzt. »Also, daß Festus ins Geschäft um die Sieben Weltwunder einsteigen wollte, hätte ich mir nun doch nicht träumen lassen!«
    »Ach, was soll’s, er hat eben in großem Stil gedacht!« Papa zuckte die Schultern, und ich hatte nicht zum ersten Mal das Gefühl, in dieser Familie immer den kürzeren zu ziehen.
    »Als ich vorhin im Spaß von Tempelplünderungen sprach, da habe ich nicht an den Zeus von Olympia gedacht!«
    »Er hat mir gesagt, es wäre ein Poseidon«, erklärte mein Vater lakonisch. »Und außerdem meinte er noch, daß die Statue ziemlich klein sei.«
    »Dann war sie in Wirklichkeit vermutlich riesig! Und du hast davon gewußt?« fragte ich ungläubig.
    »Erst, als es zu spät war, um neidisch zu werden. Ich hörte, daß die Hypericon gesunken sei. Und als er das letzte Mal auf Urlaub kam, gestand mir Festus, daß er dabei einen empfindlichen Verlust erlitten habe … ja, und dann erzählte er mir von dem Poseidon.« Mein Bruder platzte wahrscheinlich vor Stolz über seinen Coup, auch wenn der Plan zum Schluß gescheitert war.
    »Und du hast ihm die Geschichte abgenommen?«
    »Leicht ist es mir nicht gefallen. Festus war während dieses Urlaubs die meiste Zeit betrunken – doch wenn er tatsächlich einen Phidias verloren hatte, dann kann man das ja verstehen. In so einem Fall hätte ich mich auch betrunken, das heißt, ich hab’s sogar getan, als er mir die Geschichte erzählte.«
    »Der Gott paßt jedenfalls, Vater. Wenn Festus wirklich Poseidon an Bord der Hypericon hatte, dann ist der jetzt da, wo er hingehört – auf dem Grund des Meeres.«
    »Und Festus’ Kameraden von der Fünfzehnten wünschen sich vermutlich auch dorthin«, brummte Geminus, »wenn ich richtig liege mit meiner Vermutung, warum sie so aufgescheucht sind.«
    »Und was vermutest du?« Meine Vorahnungen wurden immer düsterer.
    Geminus kippte ärgerlich den letzten Rest Wein hinunter. »Daß die ehrenwerten Kameraden deines Bruders die Legionskasse geplündert haben, um mit dem Geld einen Phidias kaufen zu können.«
    Kaum daß er es ausgesprochen hatte, ergab die ganze Spukgeschichte auf einmal einen Sinn.
    »O ihr Götter – wenn das rauskommt – das wäre ja ein Kapitalverbrechen!«
    »Ich denke, wir dürfen davon ausgehen«, sagte mein Vater in der leichten, ironischen Art, die er meinem Bruder nicht vererbt hatte, »daß Censorinus darauf baute, du und ich, wir würden ihm das Geld so rechtzeitig zurückzahlen, daß er und seine Kameraden ihre Haut hätten retten können. Siehst du, der jüdische Aufstand ist niedergeschlagen, die Fünfzehnte Apollinaris darf sich von ihrem glorreichen Fronteinsatz erholen, der militärische Alltag beginnt wieder, und …«
    »Oh, ich ahne es! Jetzt erwartet die Legion den Besuch der Rechnungsprüfer vom Finanzhof!«

XXV
    So langsam reimte sich alles zusammen, was mich allerdings nicht glücklicher machte.
    Plötzlich war es kalt im Zimmer. Und auf meinem Eckplatz wurde es mir so ungemütlich, daß ich am liebsten aufgesprungen und herumgelaufen wäre, doch das schiere Entsetzen hielt mich auf meinem Schemel fest.
    Mama hatte mir aufgetragen, den Namen meines Bruders reinzuwaschen, aber je tiefer ich bohrte, desto mehr Schlimmes förderte ich zutage. Wenn Papas Vermutung stimmte, dann konnte ich mir nicht vorstellen, daß Festus keine Ahnung gehabt hatte, woher das Kapital für sein

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