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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Träger zur Eile an. Ich beschrieb ihnen laut und vernehmlich den Weg zu Mutters Haus, aber sobald wir um die nächste Ecke waren, dirigierte ich sie zur Brunnenpromenade um.
    Langsam wurde meine Bürde zum unerträglichen Mühlstein, denn mittlerweile hatte ich nicht nur eine Mordanklage am Hals – nein, jetzt jagten auch noch zwei entrüstete Väter hinter mir her.
    Aber wenigstens war, als wir in meiner Wohnung ankamen, das Bett geliefert worden.
XXXI
    Am nächsten Morgen erschrak Helena, als ich, kaum daß es hell wurde, aus dem Bett sprang.
    Leicht fiel mir das nicht. Das neue Bett war nämlich in mehrfacher (aber sehr privater) Hinsicht ein voller Erfolg, und wir hatten die Nacht ganz wunderbar geschlafen. Unter dem riesigen Federbett, das wir aus Germanien mitgebracht hatten, erwachten wir so mollig warm wie zwei Küken im Nest. Und auf dem Ehrenplatz gleich neben dem Bett stand der verstellbare Bronzetripus, den Helena bei Geminus gekauft hatte – offenbar als Geschenk für mich.
    »Aber ich hab doch erst in drei Wochen Geburtstag.«
    »Keine Sorge, ich weiß schon, wann du Geburtstag hast«, versicherte Helena. Das war teils ein eher trauriger Scherz, denn einmal hatte ich den ihren tatsächlich vergessen, und teils sehnsüchtige Erinnerung. Helena hatte sich das Datum gemerkt, weil ich sie da zum allerersten Mal geküßt hatte, noch bevor mir die erschreckende Erkenntnis kam, daß ich in sie verliebt war und sie sich womöglich in mich verlieben würde. Passiert war das in einem scheußlichen Wirtshaus in Gallien, und ich wunderte mich immer noch, wo ich damals bloß den Mut für diesen Kuß hergenommen hatte – von den Folgen ganz zu schweigen. Nach ihrem versonnenen Lächeln zu urteilen, dachte Helena auch gerade an jenes denkwürdige Ereignis. »Ich hatte das Gefühl, du brauchtest eine kleine Aufmunterung.«
    »Dann sag mir lieber nicht, wieviel er dir dafür abgeknöpft hat, sonst bin ich gleich wieder deprimiert.«
    »Na gut, sag ich’s dir eben nicht.«
    Ich seufzte. »Nein, warte, sag’s mir doch. Er ist mein Vater, und da fühle ich mich irgendwie verantwortlich.«
    »Nichts. Als ich ihm sagte, wie sehr mir der Dreifuß gefällt, hat er ihn mir einfach geschenkt.«
    Das war der Moment, da ich so abrupt aus dem Bett sprang.
    »All ihr Götter, Marcus! Was ist denn in dich gefahren?«
    »Die Zeit läuft mir davon!«
    Helena richtete sich auf, warm in unser germanisches Deckbett eingemummelt, und sah mich zwischen wirren dunklen Haarsträhnen aus erstaunten Augen an. »Aber du hast doch gesagt, jetzt, wo du dich nicht mehr vor Petronius zu verstecken brauchst, könntest du deine Ermittlungen in Ruhe zu Ende führen.«
    »Ich rede ja auch nicht von den Ermittlungen«, keuchte ich, während ich hastig in die Kleider fuhr.
    »Komm zurück ins Bett!« Helena streckte mir ihre Arme entgegen. »Komm und erklär mir das Rätsel.«
    »Daran ist gar nichts rätselhaft.« Trotz heftiger Gegenwehr drückte ich meine Liebste wieder in die Kissen und deckte sie zärtlich zu. »Mir ist nur plötzlich eine Rechnung über vierhunderttausend ins Haus geflattert, die schleunigst beglichen werden muß.« Helena hörte auf zu strampeln, und es gelang mir, sie zu küssen. »Erst mußte ich gestern erfahren, daß eine gewisse voreilige junge Dame bereit ist, in aller Öffentlichkeit – und noch dazu im Beisein eines Richters – zu erklären, daß wir praktisch Mann und Frau sind … Und nun stellt sich heraus, daß meine Verwandtschaft uns bereits mit Hausrat beschenkt! Also vergiß die Ermittlungen, denn verglichen mit der Notwendigkeit, eine Mitgift aufzutreiben, ist die Kleinigkeit eines Mordverdachts eine bloße Lappalie.«
    »Spinner!« Helena lachte schallend. »Einen Moment lang dachte ich schon, du meinst es ernst.«
    Ich konnte ihre Reaktion verstehen. Wenn ein Mann aus ärmlichen Verhältnissen sich in eine Senatorentochter verguckt hat, dann ist es, auch wenn er sie noch so sehr vergöttert, allemal riskant für ihn zu hoffen, daß was dabei rauskommt.
    Ich ließ ihr den Spaß an der urkomischen Vorstellung, einen wie mich zu heiraten, ohne sie durch die Mitteilung zu erschrecken, daß es mir todernst damit war.
     
    Als ich vom Aventin hinunter und auf das Emporium zuwanderte, ging ich vor Erleichterung darüber, endlich eine Entscheidung wegen Helena getroffen zu haben, zwei Straßen weit wie auf Wolken. Aber dann holte mich der Alltag wieder ein. Das Problem, woher ich plötzlich vierhunderttausend

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