Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
auch, weil wir endlich wieder im reinen waren.
    »Du meinst, wir haben wie üblich ganz schreckliche Probleme, nur bin ich diesmal schuld daran … Ich werde mir das nie verzeihen!«
    »O doch!«
    Im Haus war jetzt alles still. Marponius war der Typ Mann, der allein zu Abend ißt und sich anschließend in sein Arbeitszimmer zurückzieht, um zum wiederholten Male Ciceros Verteidigungsrede für Sextus Roscius zu lesen. Falls er sich jemals eine Tänzerin kommen ließ, dann höchstens, um Publikum für die Rezitation seiner rhetorischen Glanzstücke zu haben.
    Ich streichelte Helenas Haar und ließ in Gedanken noch einmal den vergangenen Tag an mir vorüberziehen. Unversehens schweifte ich dabei aber noch viel weiter zurück, durch Kindheit und Jugend, während ich mir den Kopf darüber zerbrach, wie ich nur in das Fiasko hineingeraten war.
    Bisher hatte ich herausgefunden, daß mein Bruder, der ausgefuchste Unternehmer, höchstwahrscheinlich gemeinsam mit ein paar treuen Kameraden die Pensionskasse der Legion geplündert und mit dem Geld möglicherweise eine wertvolle antike Statue erworben hatte und daß sein Schiff gesunken war.
    Des weiteren hatte ich den starken Verdacht, daß der Agent, den Festus beschäftigte, sich mit der Statue abgesetzt hatte, bevor das Schiff auf Grund ging. Was vielleicht ein Glück war, falls es mir gelingen sollte, den Agenten aufzuspüren und selbst einen schnellen Denar mit dem Phidias zu machen.
    Vielleicht hatte der Agent aber auch gar nichts mit der Sache zu tun.
    Vielleicht war das Schiff gar nicht wirklich auf Grund gelaufen.
    Und plötzlich sah ich mich mit einer noch viel übleren Alternative konfrontiert: Wie, wenn das Schiff überhaupt nicht gesunken war – und wenn Festus das wußte ? Womöglich hatte er den Untergang der Hypericon bloß erfunden, die Ladung heimlich verscherbelt und sich mit dem Geld abgesetzt. In dem Fall war meine Lage jetzt völlig hoffnungslos, denn dann war aus dem Phidias kein Kapital mehr zu schlagen, ich konnte die Legionäre nicht ausbezahlen und Mama natürlich auch nicht den Gefallen tun, den Namen meines Bruders reinzuwaschen.
    Fast alles, was ich bisher herausgefunden hatte, war fragwürdig. Aber es hatte ganz den Anschein, als ob wir hier über das schlimmste Kapitel in der vielgerühmten Raffgierkarriere meines Bruders gestolpert wären: seine Geschäfte in der Grauzone des Wirtschaftslebens. Die waren in der Regel alle fehlgeschlagen, aber normalerweise immer erst einen Tag nachdem Festus selbst glücklich ausgestiegen war. Mein Bruder balancierte immer gefährlich auf der Kippe, so wie eine Wespe auf dem Rand vom Honigtopf. Vielleicht hatte er diesmal ja das Gleichgewicht verloren und war reingefallen.
    Helena hob den Kopf, damit sie mich ansehen konnte. »Woran denkst du, Marcus?«
    »Ach, ans Goldene Zeitalter …«
    »Du meinst die Vergangenheit?«
    »Genau. An die verlorengegangene, die glanzvolle und ruhmreiche Vergangenheit … die vielleicht nicht ganz so ruhmreich war, wie wir uns gern einreden.«
    »Kannst du nicht ein bißchen präziser werden?«
    »Es besteht die Möglichkeit, Liebste, daß du dich mit dem Sproß einer äußerst fragwürdigen Familie eingelassen hast.« Helena lachte amüsiert. Sie und ich, wir waren so vertraut miteinander, daß ich ihr das Undenkbare gestehen konnte. »Ich frage mich langsam, ob mein Bruder, der Held, seine Tage womöglich als Dieb und Kandidat für einen unehrenhaften Abschied vom Militär beendet hat.« Helena hatte wohl schon so etwas geahnt, denn sie strich mir nur sanft über die Stirn und wartete ruhig ab. »Wie soll ich das jemals Mama beibringen!«
    »Vergewissere dich erst, daß auch wirklich alles stimmt.«
    »Vielleicht sag ich’s ihr lieber nicht.«
    »Vielleicht weiß sie es ja schon«, meinte Helena. »Und vielleicht möchte sie, daß du endlich Klarheit schaffst.«
    »Nein, nein! Sie hat mir doch aufgetragen, Festus’ guten Ruf wiederherzustellen. Und außerdem könnte es ja auch sein«, argumentierte ich wenig überzeugend, »daß der Schein trügt und der Fall nur scheinbar auf einen Skandal hinsteuert.«
    Helena wußte, wie ich wirklich darüber dachte: So funktionieren Skandale nicht.
    Um mich von meinen selbstquälerischen Gedanken abzulenken, wechselte sie das Thema und erkundigte sich, was ich den Tag über sonst noch erlebt hatte. Ich schilderte ihr die so jäh unterbrochene Versteigerung und erzählte auch gleich, was ich von Geminus über den letzten Handel meines

Weitere Kostenlose Bücher