Poseidons Gold
böse sein, wenn sie sich so beherzt und mit diesem Funkeln in den Augen wehrte. Doch diesmal steckten wir gewaltig in der Klemme, das war uns beiden klar. »Ich weiß bloß nicht, wie ich uns aus diesem ganzen Schlamassel rausholen soll, an dem du, wie du zugeben mußt, nicht ganz unschuldig bist.«
»Versuch bloß nicht, den Vernunftmenschen zu spielen, Falco. Davon kriegst du nur rote Ohren.«
»Falls du dich für den kleinen Flirt mit Marina rächen wolltest, hätte ich dir ein paar weniger drastische Methoden nennen können …« Ich stockte. Sie hatte Tränen in den Augen. Helena hatte einen schrecklichen Fehler gemacht, und unter der stolzen Fassade grämte sie sich darüber bis zur Verzweiflung. »Ich hol uns da schon wieder raus«, sagte ich sanft. »Wappne du dich nur gegen ein paar schlechte Scherze von deinem Vater, wenn er vor Marponius zu Kreuze kriechen und die Kaution für dich blechen muß.«
»Nach deinem hat man auch geschickt.«
»Der wird aber nicht kommen.«
Sie blieb untröstlich, aber immerhin standen wir jetzt wieder auf freundschaftlichem Fuß miteinander. »Was ist denn mit deinem Gesicht passiert, Marcus?«
»Dem war eine Faust im Weg. Hör auf, dich zu sorgen, Liebes. Marponius hat nicht genügend Beweise gegen uns, um auch nur eine Voruntersuchung anzuberaumen. Also wird ihm gar nichts anderes übrigbleiben, als uns laufen zu lassen. Und wenn ich auf Kaution draußen bin, kann ich wenigstens meine Ermittlungen weiterführen, ohne mich dauernd vor Petronius verstecken zu müssen.«
Helena machte ein klägliches Gesicht. »Jetzt weiß dein bester Freund, daß du mit einer Idiotin zusammenlebst!«
Ich grinste sie an. »Das wußte er schon längst. Er fand von Anfang an, du müßtest verrückt sein, weil du dich mit mir eingelassen hast.«
»Aber dem Richter hat er gesagt, es sei wahre Liebe.«
»Und? Stimmt das etwa nicht?« Ich griff nach der Brosche, die sie immer noch in der Hand hielt, und steckte sie ihr schön ordentlich wieder an. »Marponius hat ihm scheint’s auch geglaubt. Warum hätte er uns sonst in verschiedene Zellen gesperrt? Doch nur, weil er meint, daß wir unter einer Decke stecken. Also dann …« Ein zaghaftes Lächeln Helenas erwiderte mein schiefes Grinsen. Ich breitete die Arme aus. »… laß uns drunterkriechen, mein Schatz!«
XXX
Es dauerte so lange, bis Helenas Papa sich bequemte, seiner Tochter zu Hilfe zu kommen, daß ich schon befürchtete, der Senator wolle uns einfach unserem Schicksal überlassen. Nun mochte sich Camillus Verus zwar weigern, mich auszulösen, aber darauf, daß er Helena befreite, würde schon ihre Mutter bestehen.
Helena marterte sich unausgesetzt mit Gewissensbissen. »Es ist alles meine Schuld! Ich habe das Messer liegen sehen und einfach an mich genommen, ohne mir was dabei zu denken. Es hat mich bloß gewundert, wie ein Küchengerät deiner Mutter ausgerechnet ins Flora kommt …«
Ich drückte sie tröstend an mich. »Psst! Unsere ganze Familie verkehrt im Flora. Jeder aus der Sippe hätte auf die Idee kommen können, sein eigenes Schneidewerkzeug mitzunehmen, um besser mit den altbackenen Semmeln von der Vorwoche fertig zu werden. Und blöd genug, das Messer hinterher liegenzulassen, sind bei uns auch alle.«
»Vielleicht erinnert sich ja einer von ihnen …«
Ich tippte auf Festus als den Schuldigen, konnte ihre Hoffnung also leider nicht teilen.
Wir lagen auf einem Diwan. (Rein bequemlichkeitshalber und ohne Decke; meine Freundin gewissermaßen unter den Augen eines »innovativen Denkers« zu verführen, verbot mir mein Taktgefühl.) Außerdem war es ein sehr harter Diwan.
Ungeachtet der spärlichen Beleuchtung sah ich gleich, daß dieses Zimmer wesentlich komfortabler war als mein Verlies. Der Raum hier konnte als Zelle einer Senatorentochter durchgehen. Zum Diwan gehörte ein vergoldeter Fußschemel, und in einem Feuerbecken brannte ein Apfelbaumscheit. Schummrige Lampen glommen in den Nischen, an einer Wand hing ein orientalischer Teppich, auf Beistelltischen stand diverser Nippes, und die Regale waren mit Vasen bestückt. Es war, alles in allem, recht gemütlich. Wir waren zu zweit allein. Eigentlich bestand also kein Grund, warum wir es mit unserer Freilassung besonders eilig haben sollten.
»Warum lächelst du so, Marcus?« Sie hatte ihr Gesicht in meine Halsgrube geschmiegt, weshalb es mich wunderte, daß sie mein Lächeln bemerken konnte.
»Weil ich hier bei dir bin …« Vielleicht lächelte ich
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