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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Ende deines Goldjungen. Übrigens war die Kaution wirklich gesalzen, wenn dich das tröstet. Geminus wird das Loch in seinem Beutel nicht so rasch verschmerzen.«
    »Schon gar nicht, wenn du jetzt türmst!« Meine Mutter hielt mich offenbar für einen noch größeren Gauner als Papa. »Wie kommst du voran?«
    »Überhaupt nicht.«
    Mama sah mich an, als hätte ich mich absichtlich verhaften lassen, nur um mich nicht im Interesse meines Bruders abstrampeln zu müssen. »Und wo rennst du jetzt schon wieder hin?«
    »In eine Weinschenke«, sagte ich, da sie ja ohnehin schon das Schlimmste von mir dachte.
    Außerdem bleibe ich, wenn möglich, gern bei der Wahrheit.
     
    Eine zwielichtige Kneipe wiederzufinden, in der ich nur ein einziges Mal (und das vor fünf Jahren) am Ende einer langen Nacht, deprimiert und betrunken, gestrandet war, dauerte seine Zeit. Fast eine Stunde lang wanderte ich durch die Gassen rund um den Caelius. Als ich die Jungfrau endlich fand, war Gaius Baebius schon da. Er wirkte müde, aber auch selbstzufrieden.
    »Sei mir gegrüßt, mein weitgereister Amicus! Wie hast du’s nur geschafft, so pünktlich hier zu sein? Ich hab mir die Füße wundgelaufen, um diese Spelunke wiederzufinden. Kennst du am Ende das Lokal?«
    »Bin noch nie hier gewesen, Falco.«
    »Wie hast du es denn dann so schnell gefunden?«
    »Ich habe jemanden nach dem Weg gefragt.«
    Nachdem er mit seinem Wahnsinnsgalopp nach Ostia sowohl das Frühstück abgearbeitet als auch neuerlich Appetit bekommen hatte, ließ Gaius sich jetzt ein opulentes Mittagsmahl schmecken. Er hatte sein Essen bereits bezahlt, machte aber keine Anstalten, mit mir zu teilen. Ich bestellte einen kleinen Krug Wein und beschloß, später allein zu essen.
    »Die Unterlagen sind alle noch da«, nuschelte Gaius, während er genüßlich vor sich hin kaute. »Aber es wird Monate dauern, die durchzuackern.« Er war ein langsamer Arbeiter. Ich konnte ihn zwar zur Eile antreiben, wußte jedoch im voraus, daß mich das frustrieren würde.
    »Ich helfe dir, wenn die Behörden mir Zutritt gewähren. Was meinst du, könnte ich die Akten mit dir gemeinsam durchsehen?«
    »Aber ja. Jeder Bürger, der einen rechtmäßigen Grund angibt, kann die Schiffslisten einsehen. Natürlich«, setzte er hinzu, »muß man sich mit der Verfahrensweise auskennen.« Ein solcher Satz aus Gaius Baebius’ Mund besagte, daß er mir einen Gefallen erwies und mich in Zukunft bei jeder sich bietenden Gelegenheit daran erinnern würde.
    »Na prima!« rief ich.
    Mein Schwager traf nun umständliche Vorkehrungen für unser morgiges Treffen. Ich seufzte innerlich, denn ich hasse es, wenn die Leute das Leben durch unnötiges Brimborium verkomplizieren. Außerdem fand ich die Aussicht, mehrere Tage in seiner faden Gesellschaft verbringen zu müssen, nicht gerade erfreulich. Mir hatte schon dieses eine Mittagessen gereicht.
    Als ich mich umblickte, fand ich das Lokal noch genauso trist, wie ich es in Erinnerung hatte. Gaius Baebius mampfte seine Schale Rindfleisch und Gemüse mit der unerschütterlichen Gemütsruhe eines Unschuldslamms. Vielleicht hatte ich bessere Augen als er, jedenfalls bereiteten die dunklen Ecken und das finstere Publikum mir Unbehagen.
    Wir befanden uns in einem muffigen Keller, einem halb in den Caelius gehauenen Loch, das eher einem Fuchsbau als einem richtigen Gebäude glich. Unter dem schmutzigen Deckengewölbe standen ein paar ramponierte Tische mit Kerzen in ölverschmierten alten Krügen drauf. Der Wirt hatte einen schlurfenden Gang und eine schlimme Narbe auf der Backe, vermutlich die Trophäe einer Kneipenschlägerei. Sein Wein war miserabel, seine Gäste noch übler.
    Seit meinem letzten Besuch war eine der roh verputzten Wände mit einem pornographischen Gemälde verziert worden, eine ungelenke Arbeit mit vielen verklecksten Pinselstrichen in trüben Farben. Das Bild zeigte ein paar kolossal bestückte Mannsbilder und ein scheues Weib, das Vormund und Kleider verloren, dafür aber einige ganz ungewöhnliche Erfahrungen gewonnen hatte.
    Ich winkte den Wirt herbei. »Wer hat denn dieses phänomenale Kunstwerk verbrochen?«
    »Varga, Manlius und ihre Blase.«
    »Und, verkehren die noch hier?«
    »Ab und zu.« Das klang wenig vielversprechend, denn ich hatte keine Lust, in einem Loch wie diesem nach Kritiker- oder Sammlerart rumzuhängen, bis die flatterhaften Künstler wieder einmal zu erscheinen geruhten.
    »Da ich schon mal in der Gegend bin, könnten Sie mir vielleicht

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