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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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die Adresse der Herren geben?«
    Konnte er nicht, nannte mir dafür aber ein paar andere Lokale, in denen die Maler offenbar verkehrten. »Und wie gefällt Ihnen unser Fresko?«
    »Großartig!« log ich dreist.
    Mittlerweile war auch Gaius Baebius auf das Wandgemälde aufmerksam geworden und starrte es so fasziniert an, daß es mir richtig peinlich war. Meine Schwester wäre ernsthaft böse geworden, hätte sie ihn ein Porträt dieser Art derart mustern sehen, aber wenn ich ihren Mann an einem so gefährlichen Ort im Stich gelassen hätte, wäre sie erst recht wütend geworden. Also mußte ich mich aus brüderlicher Rücksichtnahme auf Junia bezähmen und ausharren, während Gaius seine Schüssel leer aß und sich an der Bordellszene ergötzte.
    »Sehr interessant!« bemerkte er, als wir endlich gingen.
    Sobald ich meine strohdummen Verwandten los war, klapperte ich alle vom Wirt genannten Pinten auf der Suche nach den beiden Freskenmalern ab, leider ohne Erfolg. Außer den diversen Kneipen hatte der Wirt mir noch eine Pension angegeben, in der ich später nochmal mein Glück versuchen konnte. Jetzt wollte ich nur noch hier weg. Da mein Magen knurrte, begab ich mich an einen vergleichsweise wesentlich angenehmeren Ort: zurück auf den Aventin und in die Caupona Flora.
XXXIII
    Im Flora sah es noch wüster aus als gewöhnlich, denn sie hatten die Maler im Haus.
    Epimandos, den man aus seiner Küche vertrieben hatte, schlich draußen herum und versuchte, Passanten, denen es nichts ausmachte, auf der Straße zu essen, Getränke und Happen anzudrehen.
    »Was ist denn hier los, Epimandos?«
    »Falco!« rief er und winkte mir eifrig zu. »Ich dachte, du wärst verhaftet.«
    Ich grunzte ungehalten. »Wie du siehst, bin ich frei. Also, was geht hier vor?«
    »Nach dem Zwischenfall im Obergeschoß«, flüsterte er taktvoll, »wird jetzt das ganze Gebäude renoviert.«
    Das Flora bestand jetzt schon seit gut zehn Jahren, ohne daß seine Wände jemals einen Malerpinsel zu Gesicht gekriegt hätten. Ein Mord im Haus war offenbar gut fürs Geschäft. »Und wer hat das angeordnet? Doch nicht etwa die legendäre Flora selbst?«
    Epimandos überhörte meine Frage geflissentlich und plapperte munter weiter. »Ach, Falco, ich hab mir ja solche Sorgen um dich gemacht …«
    »Ich mir auch!«
    »Ist jetzt alles wieder gut?«
    »Keine Ahnung. Aber wenn ich den Kerl in die Finger kriege, der Censorinus wirklich umgebracht hat, dann geht’s dem jedenfalls dreckig!«
    »Falco …«
    »Beruhige dich, Epimandos. Ein greinender Kellner ist schlecht fürs Geschäft!«
    Ich sah mich nach einer Sitzgelegenheit um. Draußen waren die Plätze knapp. Zwirn, der unausstehliche Kater, hatte sich auf einer Bank ausgestreckt und reckte den Gästen sein ekelhaftes Bauchfell entgegen. Da ich mich auf keinen Fall zu ihm setzen wollte, hockte ich mich auf einen Schemel neben das Faß, auf dem der alte Bettler saß. Diesmal kam ich nicht drum herum, ihm zuzunicken.
    »Guten Tag, Marcus Didius.« Ich überlegte mir noch, wie ich ihn einigermaßen höflich fragen konnte, ob und woher er mich kannte, als er sich schon schicksalsergeben von allein vorstellte: »Apollonius.« Der Name sagte mir nichts. »Ich war dein Lehrer.«
    »Jupiter!« Vor ewigen Zeiten hatte diese arme Seele mir sechs Jahre lang Geometrie beigebracht. Und nun hatten die Götter ihn für seine Geduld damit belohnt, daß sie ihn ins Elend stürzten.
    Epimandos kam mit Wein für uns beide herbeigeeilt. Anscheinend freute er sich, daß ich einen Freund gefunden hatte, der mich auf andere Gedanken bringen würde. Jetzt konnte ich mich nicht mehr verdrücken, sondern mußte wohl oder übel Konversation machen und meinen Exlehrer einladen, mein Mittagsmahl mit mir zu teilen. Er nahm meine Einladung zaghaft an, während ich versuchte, nicht zu auffällig auf seine Lumpen zu starren. Dann schickte ich Epimandos nach gegenüber ins Valerius, wo er ein warmes Essen für mich und ein zweites für Apollonius holen sollte.
    Er war immer ein Versager gewesen, und zwar einer von der übelsten Sorte: Man konnte nicht anders als ihn bemitleiden, sogar dann, wenn er einen schikanierte. Und er war ein grauenvoller Lehrer. Vielleicht war er von Haus aus ein ganz flotter Mathematiker, aber er konnte einem nichts vernünftig erklären. Wenn ich mich damit abmühte, den Sinn seiner weitschweifigen Reden zu kapieren, hatte ich stets das Gefühl, daß es zur Lösung der mir gestellten Aufgabe dreier Faktoren

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