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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Haut darunter. »Du hast ganz recht, der Winter ist eine scheußliche Jahreszeit. Wenn die Kleider aus der Reinigung kommen, dann ziehen die Leute gleich viel zu viele davon übereinander …« Es wurde recht unterhaltsam, als ich versuchte, ihr einige der überflüssigen Gewänder wieder auszuziehen …
    Wir gingen zu Bett. Wenn man weder Fußbodenheizung noch Sklaven hat, die ständig die Kohlebecken auffüllen, bleibt einem im winterlichen Rom nichts anderes übrig. All meine Fragen blieben unbeantwortet, aber das war ja nichts Neues.
XXXV
    Gaius Baebius hatte nicht übertrieben, als er von den Stapeln von Schiffslisten sprach, die wir würden durchsehen müssen. Als ich mit ihm nach Ostia ritt, wollte ich eigentlich nicht bleiben, sondern die Sache nur richtig in Schwung bringen und dann gleich wieder umkehren. Aber nun starrte ich entsetzt auf die Berge von Schriftrollen, die von den Kollegen meines Schwagers diensteifrig herbeigeschleppt wurden.
    »Jupiter, die kommen ja angewankt wie Atlas unter dem Gewicht der ganzen Erdkugel! Wie viele sind’s denn noch?«
    »Ein paar.« Hunderte also. Gaius Baebius ist stets darauf bedacht, seine Mitmenschen nur ja nicht über Gebühr aufzuregen.
    »Wie viele Jahre hebt ihr die Akten auf?«
    »Ach, wir haben noch alle, bis zurück zu dem Tag, da Augustus sich die Einfuhrzölle ausgedacht hat.«
    Ich bemühte mich um eine ehrfurchtsvolle Miene. »Erstaunlich!«
    »Hast du den Namen von Festus’ Agenten rausgefunden?«
    »Nein, hab ich nicht!« blaffte ich gereizt. (Daran hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht.)
    »Ich möchte ja nur vermeiden, daß ich mich zweimal durch diesen Wust da wühlen muß …«
    »Vergiß ihn. Wir müssen einfach sehen, daß wir so durchkommen.«
    Wir einigten uns darauf, daß ich die Schiffsnamen überprüfen würde und Gaius Baebius die Liste ihrer Kommissionäre. Aber ich hatte das ungute Gefühl, daß uns bei dieser Arbeitsteilung womöglich was durch die Lappen gehen würde.
    Zum Glück hatte ich bei Helena hinterlassen, daß sie mich im Notfall jederzeit heimrufen dürfe – und ihr nahegelegt, den Begriff »Notfall« großzügig auszulegen. Doch erst am nächsten Morgen kam die Nachricht, Geminus müsse mich dringend sprechen.
    »Tut mir leid, Gaius, das ist wirklich ärgerlich, aber ich muß leider hin, sonst verfallt womöglich meine Kaution …«
    »Schon gut, schon gut. Geh nur ruhig.«
    »Kommst du denn für ein Weilchen allein zurecht?«
    »Aber ja!«
    Gaius Baebius bildete sich ein, ich würde es mit der Durchsicht der Listen nicht genau genug nehmen, und er war froh, mich los zu sein, damit er in seinem mühseligen Schneckentempo weiterackern konnte. Ich ließ ihn vor seinen grausigen Zollamtsfreunden den großen Mann markieren und kehrte erleichtert nach Rom zurück.
    Geminus wollte mich tatsächlich sprechen. »Ich würde dich doch nicht unter einem Vorwand von der Arbeit wegholen!« rief Helena schockiert.
    »Nein, Liebste, natürlich nicht … Also? Was gibt’s denn so Dringendes?«
    »Geminus befürchtet, daß die Leute, die neulich seine Versteigerung gesprengt haben, wieder zuschlagen könnten.«
    »Sag bloß, er hat sich besonnen und bittet um meine Hilfe?«
    »Paß nur auf, daß dir nichts passiert!« flüsterte Helena und drückte mich voller Furcht.
     
    Sobald ich in den Saepta ankam, hatte ich den Eindruck, als würden die Kollegen meines Vaters mein Erscheinen mit vielsagenden Blicken quittieren. Jedenfalls herrschte eine beklemmende Atmosphäre. Die Händler, die in kleinen Gruppen beisammenstanden und sich unterhielten, verstummten prompt, wenn ich vorbeikam.
    Der Überfall hatte bereits stattgefunden, diesmal direkt im Warenlager. Sie waren im Schutz der Dunkelheit eingedrungen und hatten mutwillig die Bestände demoliert. Gornia, Papas Chefträger, nahm sich Zeit, mir zu schildern, wie er am Morgen die Schäden entdeckt hatte. Inzwischen war das meiste schon wieder aufgeräumt worden, aber ich sah noch genug zertrümmerte Diwane und Truhen, um mir ein Bild von dem empfindlichen Verlust machen zu können, den Geminus erlitten hatte. Draußen auf dem Gehsteig standen etliche Eimer voller Tonscherben, und im hinteren Teil des Lagers fegte ein emsiger Besen klirrende Glassplitter zusammen. Wertvolle Bronzebüsten waren mit Graffiti beschmiert, und eine als Gartenschmuck gedachte Priapus-Statue hatte, wie es in den Katalogen heißt, ihr spezifisches Attribut verloren.
    »Und wo ist der Chef?«
    »Da drin. Er sollte

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